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Die Kassierer:
Männer, Bomben, Satelliten (ReRelease)

Vor 20 Jahren erschien "Männer, Bomben, Satelliten" ursprünglich. Ein Album, das ich als damals 15-Jähriger heiß erwartete. Hintergrund: Über die "Teenage-Rebel"-Samplerreihe (für den unwahrscheinlichen Fall, dass er es liest: Grüße an dieser Stelle an Rüdiger - du hast maßgeblich Mitschuld an meiner Punkrock-Sozialisation - ich würde nach wie vor sofort die 5. Ausgabe des Samplers kaufen) habe ich "Die Kassierer" einige Jahre vorher kennengelernt. In diesem präpubertären Alter sprang ich, wie so einige meiner Kumpels, sofort auf Hits wie "Ich töte meinen Nachbarn und verprügel seine Leiche" und das Georg-Kreisler-Cover "Meine Freiheit, deine Freiheit" (beide auf Nr. 2 der Samplerreihe) an. Also, ganz schnell die bisher erschienenen Kassierer-Alben besorgt - vermutlich kann ich nach wie vor fast alle Lieder auswendig. Und dann wurde eben besagtes Album im Jahr 2003 veröffentlicht, das ich jetzt, 20 Jahre später, reviewen darf.

Das Ox-Fanzine schrieb damals "Mit 'Männer, Bomben, Satelliten' gelingt es ihnen jedoch wieder an das fulminante Werk "Der Heilige Geist greift an" anzuknüpfen, auch wenn ein paar der darauf enthaltenen Gags fast vollständig adaptiert werden." (Quelle: Review - KASSIERER - Männer, Bomben, Satelliten CD - Ausgabe #53 - Ox Fanzine (ox-fanzine.de)). Und das trifft es zusammenfassend sehr gut und könnte als Fazit stehen bleiben. Neu ist hier wenig, mit Ausnahme des unglaublich originellen "Kuckuck!". Aber, wie das Ox damals schon schrieb, macht das nichts, denn das Album macht nach wie vor schon Spaß und ich muss - damals wie heute - einfach über die Ansammlung von Primitivitäten/Kuriositäten lachen. Es sind Gewaltfantasien ("Arsch abwischen", "Du hast geguckt") und, wie die Band es selbst im letzten Song bezeichnet, "Ficklieder" ("Für Udo", "Hoch den Rock, rein den Stock") bzw. eine Kombination von Beiden ("Partylöwe"). Die weiteren zwei Hauptsäulen der Kassierer-Lyrik sind Saufen ("Schnaps und Bier", "Mein Gehirn, dein Gehirn") und Fäkalien ("Ich bin faul", "Der Harn von Rudi Carrell"). Randthemen sind zum Beispiel nicht sonderlich tiefgreifende Politik ("Das politische Lied") und Weltraum ("How does it feel?"). Ja, alles wie bereits bei den Alben zuvor.

In der Tat, ein nach wie vor insgesamt echt witziges Album, auch weil die Kassierer musikalisch auf jeden Fall besser als die Durchschnittspunkrumpelkapellen sind, da sie stilistisch unglaublich variieren und wenige Lieder ähnlich klingen. Dennoch gibt es ein paar schwächere Songs, denen es sowohl an musikalischer als auch textlicher Originalität fehlen ("Das Lied vom Hass", "Kommste mit ins Stadion"). Mit "Meister aller Fotzen" konnte ich ebenfalls noch nie etwas anfangen, da in dem NDH-Gewand die Ironie nicht sonderlich geschickt rüberkommt. Aber, sollte das vor 20 Jahren als gezielte Rammstein-Parodie gedacht gewesen sein, kann man den Kassierern beinahe etwas Prophetisches zusprechen. Wenn man den Song vor dem Hintergrund der aktuellen Kontroversen um den Sänger anhört, ist das doch ganz erstaunlich. Ich war ehrlich gesagt sogar etwas schockiert und angeekelt, als ich versuchte zwischen dem Song und der Realität 20 Jahre später einen Zusammenhang herzustellen.

"Das schlimmste ist, wenn das Bier alle ist" ist zum Überhit der Band geworden. Damals stach der Titel für mich gar nicht so heraus und heute ist er, in meinen Ohren, recht abgedroschen. Vielleicht wie "Linoleum", das auch jede Dorfkapelle covert. Aber, es ist halt zugegebenermaßen schon ein furchtbar eingängiger Mitgrölhit.

Fazit: Für mich nach wie vor ein witziges Album, von dem viele sagen werden, es würde nicht mehr in die heutige Zeit passen. Meinen Humor trifft das dennoch größtenteils (wenn die Ironie durch das Zusammenspiel der schmissigen musikalischen Untermalung, der schiefen Stimme Wölfis und der Texte klar ersichtlich ist) nach wie vor und ich muss hier nochmal die Kurzweiligkeit, aufgrund der ungeheuren musikalischen Bandbreite, ansprechen.

Anspieltipps: 2,3,4,9,12,15.

Kabl 09/2023
Die Kassierer
Musikstil: Punk, Jazz
Herkunft: Bochum-Wattenscheid
Homepage: www.kassierer.de
Die Kassierer - Männer, Bomben, Satelliten (ReRelease)

Stil: Punk, Ska, Klamauk, Jazz
VÖ: 09.06.2023, LP, Teenage Rebel Records


Tracklist:

01. Ich bin faul
02. Das politische Lied
03. Partylöwe
04. Mein schöner Hodensack
05. Warum ich immer so traurig bin
06. Schnaps und Bier
07. Für Udo
08. Mein Gehirn, dein Gehirn
09. Arsch abwischen
10. How does it feel?
11. Das Lied vom Hass
12. Kuckuck!
13. Hoch den Rock, rein den Stock
14. Du hast geguckt
15. Der Harn von Rudi Carrell
16. Kommste mit ins Stadion
17. Meister aller Fotzen
18. Meine Interessen
19. Das schlimmste ist, wenn das Bier alle ist
20. Du läßt dich geh´n
21. Die Kassierer, was ist das eigentlich (Teil 2)?


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