Laptop auf, klick auf den ersten Song "Neujahr" und du weißt, CAPTAIN PLANET sind wieder da: Die Gitarren gewohnt tendenziell eher clean mit ganz viel Melodie und Spielereien ohne nach Metal zu klingen (nice!), Gesang wie (fast) immer am Anschlag zum kippen, Schlagzeug unverändert unkompliziert mit viel Wums und Becken und der Bass macht untenrum den Raum dicht, wie es eigentlich schon immer war.
Somit stellt sich die Frage, was hat sich denn eigentlich seit "Ein Ende" 2016 bei CP geändert. Es sei ein kurzer Rückblick erlaubt: vor "Ein Ende" kam die soundmäßig aus der Rolle tanzende "Treibeis"-Platte, die weniger clean und verspielt wirkte auf mich und mit "Pyro" eine düstere Großstadthymne mit sich brachte und alle sangen "Viva allein" am Ende mit. "Ein Ende" war dann wieder in die andere Richtung, denn wie ich finde ist sie die cleanste und produzierteste Platte.
Nun hatten CP 6 Jahre und eine Pandemie Zeit sich zu überlegen, wie es weiter geht und ich habe mich gefreut, dass es weiter geht. Auch wenn ich bei dem ersten Song den es zu hören gab, "Neujahr", noch dachte: Ja, ok. Text ist gut, aber ich weiß ja nicht. Aber dann höre ich die ganze Platte und die Band legt gefühlt von Song zu Song einen Zahn zu und der neue Produzent Raphael Rasmus reißt den Rotzregler auf (oder hoch) und wie Arne im bierschinken-Podcast verriet, war das schon beim Songwriting son bisschen der Plan. Der ist aufgegangen und nein, "Come on, Cat" klingt nicht wie die "Wasser kommt, Wasser geht", sondern es ist eine gesunde Kurskorrektur beim Einparken in eine knappe Parklücke und hier scheint Rasmus einen guten Riecher bewiesen zu haben. Vor allem ab "Tag der offenen Herzen", so der Hälfte der Platte, wird die Platte rauer und scheppriger und bei "Alte Gräber" gibt es einen klassischen Deutschpunkbeat.
Arne hat seine Wahlheimat Hamburg nach 22 Jahren verlassen und ist zurück in die niedersächische Provinz gekehrt und das hört Mensch auch in den Texten denke ich mir so, aber wie gewohnt lassen die Texte genug Raum zur eigenen Auslegung. Es fehlen diesmal die krassen Sing-a-longs wie "Du bist halt nicht der Typ, der wie Rambo an die Tanne springt" oder "wie gehst du nur mit den Niederlagen um? Wo üben die, die immer siegen", aber mitsingen geht trotzdem und erfahrungsgemäß sind die Leute bei den Konzerten ja immer sehr textsicher.
CAPTAIN PLANET sind im positiven Sinne strukturkonservativ ohne musikalischen Stillstand zu leben und das, finde ich, muss mensch nach 20 Jahren Bandgeschichte auch erst mal hinbekommen. Dafür gibt es großen Respekt von mir. "Come on, Cat" ist eine gute Platte und ich bin froh, dass sie ein bisschen mehr "Treibeis" und weniger "Ein Ende" ist.
01. Neujahr
02. Am Wald
03. Drinnen/Draußen
04. Halley
05. Tag der offenen Herzen
06. Tuffi
07. Alte Gräber
08. A kaputt
09. Kadaver
10. Nur Verlierer
11. Halb so schwer
Horace () 27.09.2023 16:20 |
Gutes Fazit, hätte auch nicht gedacht, dass ich die Platte so gut finde. |