Kennt ihr noch das Kinderspiel "Topfschlagen"? Ihr wart doch bestimmt alle mal auf einem Kindergeburtstag, auf dem dieses Spiel gespielt wurde, oder? Es startet damit, dass einem Mitspieler oder einer Mitspielerin die Augen verbunden werden und man sich dann kriechend mit einem Kochlöffel bewaffnet durch den Raum bewegt. Ziel ist es, mit dem Kochlöffel so lange in der Gegend herum zu klopfen, bis man damit einen Topf trifft unter dem dann eine Belohnung wartet. Im übertragenden Sinne hämmere ich grade mit meinem Kochlöffel durch die 19 Songs auf dem nun schon zehnten Album dieser Melodic-Punk-Urgesteine aus Australien, verzweifelt auf der Suche nach ein paar Hits oder wenigstens nach ein paar Songs, die etwas aus der Masse herausstechen. 19 Songs sind halt auch eine Menge Holz für ein einziges Album an aktuellen Maßstäben gemessen. In diesem Fall halt viel Eiche, Esche und Zirbe und wenig bis kein Mahagoni oder Eibenholz.
Vorweg: alles, was nun kommt, ist Jammern auf hohem Niveau, im Grund genommen ist dies ein FRENZAL RHOMB Album wie es sich ein Fan wahrscheinlich wünscht, das sowohl technisch wie auch von der Produktion und vom Songwriting her einwandfrei daher kommt. Doch im Grunde könnte ich ganze Sätze aus meiner Rezi zu "Hi-Vis High Tea", ihrem letzten Album, das ich hier besprochen habe, reißen und sie hier wieder verwenden. Viel verändert hat sich seitdem nicht. Wen wundert es? Mich nicht! Was mich da schon viel mehr erstaunt ist, dass seitdem schon 5 Jahre vergangen sind. FRENZAL RHOMB spielen immer noch Melodic-Punk mit kleinen Ausflügen in härtere Gefilde, bei denen dann auch schon mal Growls zum Einsatz kommen (z.b. bei Dog Tranquiliser). Dabei bleibt man sich, was das Lyrische angeht, treu und zeigt sich humorvoll bis klamaukig. Diesmal sind auffallend viele Songs dabei, die sich mit Rauschgiften und Menschen, die mit solchen in Kontakt stehen, beschäftigen (Where Drug Dealers Take Their Kids, Dog Tranquiliser, Thought It Was Yoga But It Was Ketamine, I Think My Neighbour Is Planning to Kill Me). Ebenso treu sind sie ihren Produzenten geblieben, zu denen unter anderem Bill Stevenson (DESCENDENTS) gehört, die das in der Pandemie eingespielte Material in Form gepresst haben. Wie schon letztes Mal ist es wieder die Albummitte, die mich am wenigsten mitreißen kann, das fängt bei Horse Meat an und hört nicht vor Those People auf. Zum Ende verlieren sie mich dann leider restlos.
Pläng, Pläng! Nach einigen Durchläufen ertönt in meinem Kopf ein metallisch schepperndes Geräusch. Der Moment ist also doch noch eingetreten, obwohl ich schon nicht mehr daran geglaubt habe. Ich habe soeben mit meinem Löffel den gesuchten Topf getroffen. Darunter die paar Songs, die euch als die für mich besten dieser Platte präsentieren möchte. Ich entscheide mich nach langem Abwägen für den Opener Where Drug Dealers Take Their Kids, der gekonnt Härte und Melodie verbindet, zudem das klassische Gone To The Dogs das einem die Skateboardkugellager schmiert. Außerdem das eingängige und poppige Instant Coffee sowie die "harte" und auf der Überholspur links blinkende Nummer Dog Tranquiliser.
Nehmt doch einfach diese Nummern als Anspieltipp und begebt euch dann selbst mit dem Löffel auf die Suche. Wer weiß, vielleicht finden sich unter eurem Topf noch mehr Perlen als unter meinem.
01. Where Drug Dealers Take Their Kids
02. Gone to the Dogs
03. The Wreckage
04. Dead Man’s Underpants
05. Lil Dead$hit
06. Laneway Dave
07. Instant Coffee
08. Dog Tranquiliser
09. I Think My Neighbour Is Planning to Kill Me
10. Horse Meat
11. How to Make Gravox
12. Deathbed Darren
13. Tontined
14. Fireworks
15. Hospitality and Violence
16. Those People
17. Old Mate Neck Tattoo
18. Finally I Can Get Arrested in This Town
19. Thought It Was Yoga but It Was Ketamine