Nach 2 Jahren flattert mal wieder ein neues Album der Dorks ins Haus. Krass, schon wieder 2 Jahre rum, fühlt sich gar nicht so lange her an, dass das letzte Album "Die Maschine von morgen" einen klaren Wechsel in Richtung Härte und Metal vollzogen hat. Das war ein ganz schöner Brocken und gab den Hörern gut zu knabbern. Ich hatte auf jeden Fall Respekt vor der Entscheidung das so durchzuziehen und finde das Album nach wie vor interessant. Ist aber definitiv nix zum locker nebenbei hören.
Umso spannender herauszufinden, ob "Geschäftsmodell Hass" in die gleiche Kerbe schlägt. Der Opener "Niemals fehl am Platz" klingt wieder wie ein Schritt in Richtung des gewohnten Sounds (inkl. gedoppelter Gitarrenläufe), wobei man die klassischen Punkrock-Versatzstücke inzwischen mit der Lupe suchen muss. Dominanter sind die typischen Metalriffs, welche in - joah - klassischen Rock eingebettet sind. Vom Tempo sind die Songs etwas entspannter, als auf der "Maschine", welche sehr treibend, düster und eher kühl auf mich gewirkt hat. Lizas Gesang ist aber wie gewohnt on top und die Texte wohl durchdacht - da fühlen sich Fans gleich zu Hause. Sie fangen auch die die aktuelle Stimmung sehr gut ein, sind Themen wie Krieg, Stress auf Social Media und in der Gesellschaft sehr präsent. Der passende Soundtrack zur Tagesschau - so traurig das ist. Zwischen diesem und dem letzten Album kam noch eine Akustik-EP raus, somit ist es nur konsequent wenn mit "Wer nimmt mir die Angst?" auch ein Akustikstück dabei ist. Bringt bisschen mehr Abwechslung rein und geht voll ok - sogar Akustikverächter sollten damit klarkommen. Lizas Stimme passt da einfach echt gut. Habe beim Titel erst fälschlicherweise auf ein Slime-Cover mit ähnlichem Titel getippt - beim Nachhören ist mir dann nochmal aufgefallen, wie weit Die Dorks inzwischen vom üblichen Deutschpunksound sind. Ich bin jetzt persönlich kein Überfan der Band, finde aber jedes Abheben von Standards immer absolut positiv und bemerkenswert. "Ich bin satt" startet mit AC/DC Riffing und knattert hinten Motörhead-like raus. "Nein sagen" hat sogar nen heftigen 80er Touch und bisschen dicke Hose steht den Dorks gar nicht schlecht.
Eine komplette Rolle rückwärts ist das Album allerdings nicht, die Theatralik in Text und Gesang, sowie eine gewisse Sperrigkeit (gerade bei den Texten) sind geblieben. Die Dorks haben sich es in der Nische zwischen den Stühlen inzwischen gemütlich gemacht und Genrekonventionen sind ja eh für den Arsch. Mir hat die Eingängigkeit in manchen Songs gefehlt - paradoxerweise ist es auf Albumlänge aber eine sehr runde Sache und ich war überrascht, wie gut die Platte durchläuft. Kommt einem definitiv kürzer vor als sie ist.
Meinen persönlichen Favoriten "Urlaub in der BRD" stößt die Platte nicht vom Thron - da hat mir das Verhältnis Punk/Metal noch besser gefallen, aber "Geschäftsmodell Hass" zeugt wieder vom Entwicklungswillen der Band und wirkt reifer und ausgewogener als der Vorgänger. Das ist auch etwas, was Die Dorks auszeichnet - jedes Album geht konsequent einen Schritt weiter.
01. Niemals fehl am Platz
02. Unbeliebt
03. So stand es geschrieben
04. Seid gut zueinander
05. Wer nimmt mir die Angst
06. Weil die Erde brennt
07. Nein sagen
08. Geschäftsmodell Hass
09. Hinterm Horizont
10. Ich bin satt
11. Wir sind nicht das Volk