Nach dem Erscheinen der viel zu unoriginellen und weichgespülten Single Does It Matter im Jahr 2021 dachte ich kurz, der Einfluss von Fat Wreck hätte mir meine Langzeit-Lieblinge aus Melbourne versaut und es wäre nun aus mit der bedingungslosen Liebe. Als dann kurz darauf Sarah erschien, der nun auch auf dem aktuellen Album "Endless" zu hören ist, war mir aber klar, hier ist noch nicht alles verloren. Denn hiermit schafften sie es das Ruder wieder in die, meiner Meinung nach, richtige Richtung herum zu reißen. 

Mit Album Nummer fünf lassen die CLOWNS aus Australien die Psychedelic-Rock-Einflüsse, die sie sonst ihrem Hardcore-Punk hinzufügen, größtenteils hinter sich und lassen nunmehr Thrash-, Death- und Heavy Metal einfließen. Das zeigt sich schon beim schön übertriebenen und kitschigen Cover und ist dann in Form mehr quietschender Gitarren, fetten Growls und mehr ausufernden Solis deutlich hörbar. Bestes Beispiel hierfür ist wohl der Song Quicksand. Ich würde hier mal von einer konsequenten Weiterentwicklung sprechen. Schön finde ich ja auch dass hier mal, ganz im Gegenteil zu meinem Nachwuchs, auf mich gehört wurde und meine Bitte nach deutlich erhöhtem Einsatz der Stimme von Bassistin Hanny nachgekommen wurde, wie ich es in meiner Rezension zu ihrem letzten Album "Nature / Nuture" geschrieben hatte. Hiermit erweitern sie das Spektrum ihres Sounds immens. So singt Hanny jetzt auch schon mal einen ganzen Song, wie Thanks 4 Nothing, dessen Text von ihr ist und bei dem sich Sänger Steve zurück hält und nur begleitend mit etwas Background Gesang und Growls unterstützt. Weitere Unterstützung gibt es derweil von Cecilia von der BABOON SHOW, die beim synthetisch aufgepumpten Hochgeschwindigkeitshit  I Got A Knife mit am Mikro hängt. Toll wie sich ihre kratzige Stimme hier einfügt. Außerdem hört man Max von FEINE SAHNE FISCHFILET an der Trompete beim letzten Song des Albums A Widow's Son, der mehr ein Hörspiel als ein Song ist und bei dem ein Sprecher eines True-Crime Podcasts, der sich der Band nicht mal persönlich vorgestellt hat, eine Geschichte des australischen Outlaws Ned Kelly erzählt. Für mich neben dem überdrehten, mit zu vielen Soundsnippets angereicherten und zu unstrukturierten Song Z3r0s&0n3s die Tracks, auf die ich wohl am leichtesten hätte verzichten können. Dafür reißt es der ganze Rest raus, manchmal fühle ich mich wohlig an die (ebenfalls) guten alten Zeiten von "Bad Blood" erinnert, wie zum Beispiel beim hymnischen und mit Wechselgesang aufgelockerten Formaldehyde, das gegen Ende kurz komplett eskaliert, oder wenn bei Enough is Enough mit ordentlich Gepolter durch die Wand gesprungen wird. Aber auch Death Wish, sowie die textlich leicht anzüglichen Scared To Die und Bisexual Awakenig, das, wie sich leicht erahnen lässt, das Coming Out von Steve behandelt, sind nicht nur Hits sondern auch die CLOWNS  in Reinkultur. Bei Bisexual Awakenig muss man allerdings anmerken, dass sich die Australier:innen hier so nah an die Amerikaner von THE BRONX heran wieseln, dass dies schon fast das Awareness Team wegen des Vorwurfs der Bedrängung auf den Plan rufen müsste. Man höre sich zur abschließenden Beweisführung nur mal History's Stranglers von THE BRONX an. Geschenkt!

Alles in allem wieder ein herausragendes Album, das in diesem meiner Ansicht nach etwas mageren Jahr, was Veröffentlichungen aus dem Bereich Punk / Hardcore-Punk angeht, eine der Top-Veröffentlichungen darstellt. Wenn diese Bande in kurzen Shorts so weitermacht, ist in Kombination mit ihren herausragenden Live-Qualitäten der Punkrock-Olymp zum greifen nah!