Lieber Weihnachtsmensch,
Vielen lieben Dank für die ganzen Geschenke zu Weihnachten, das Negligé, eine neue Jeans, ein paar Turnschuhe, das Rennpferd und das neue Zimmer. Komisch ist nur, dass ich nicht dir meinen Wunschzettel geschickt habe, sondern Fö. Seltsam.
Naja, das Geschenk, über das ich mich aber am meisten gefreut habe, ist die neue Kassette von Oiro. Die ist nämlich genauso geworden, wie ich sie mir gewünscht habe. Sie gefallen mir nämlich immer besser, seit sie nur noch zu dritt sind. Auch die CD, die du mir letztes Jahr von ihnen geschenkt hast, kam schon in diesem neuen Gewand heraus und ich konnte gar nicht aufhören, sie mir auf Platte anzuhören und auch live anzuschauen.
Oiro beginnen wie gewohnt. Monster und Mutanten heißt der Opener. Es folgt bekannter Gesang, teilweise mehrstimmig, kryptische Texte, Element der Wiederholung. Also alles wie immer? Nein! Einfach eine richtig gute Weiterentwicklung und Anknüpfung an das letzte Album. Dabei erweist sich Johnny Bauer wieder einmal als feiner Beobachter und frecher Kritiker des Alltäglichen („Fresscoma, Laubsauger, scheiß auf die alten verzichtbaren Leute“, „Wer als Erster schießt, stirbt als Zweiter“, „Ich spiele Arbeit, saufe Messwein“). Dieses Mal wird er in den Texten deutlich politischer in „Alte Welt“ und „pour le jeunes rebelles“ in Richtung Klima und Rebellion. Ich finde, hier liefert die Band musikalisch besonders gut ab und zeigt sich melodiöser als vorher. Es gibt deutlich mehr Ausflüge zum Synthie, was sich gut in die Songs einfügt und mir sehr gefällt. Das Fehlen einer*s Schlagzeugers*in macht sich nicht bemerkbar, diese*n hat die Band vor einiger Zeit durch einen Drumcomputer ersetzt. Damit scheint sich die Band inzwischen viel wohler zu fühlen, probiert mehr mit Rhythmik (Handschellen, Maschinengewehr), nutzt aber gleichzeitig diesen trashigen und monotonen Beat immer wieder zu Beginn der Songs. Oiro schaffen es immer wieder, Tempo rauszunehmen und trotzdem unglaublich druckvoll zu klingen. Das bereitet mir beim Hören ganz große Freude. Sie überzeugen mich dabei von Neuem durch ihre uneitle Art und Verzicht auf Szenegetue.
Ganz lieb von dir zu Weihnachten, lieber Weihnachtsoiro.
Anspieltipps:
ACDC, Alte Welt, pour le jeunes rebelles
P.S.: Nächstes Jahr wünsche ich mir ein Lied über Fahrräder. Und ein Tandem für Fö und mich. Ich habe ihm das versprochen, also enttäusch ihn und mich nicht.
P.P.S.: Ich habe euch ein paar Kekse und Hansa auf den Kaminsims gestellt.
01. Monster und Mutanten
02. ACDC
03. Handgranate
04. Handschellen
05. Zehnerschluessel
06. Maschinengewehr
07. Alte Welt
08. pour les jeunes rebelles
09. Spezialbuero
10. Wir drucken unser eigenes Geld