Es war einmal vor langer Zeit in einer weit,
weit entfernten Deutschpunkgalaxis...
Episode I. Eine neue (Gesangs-)Hoffnung
Es herrscht Agonie auf der ,,Hautausschlag“, dem rostigsten Raumschiff der gesamten Deutschpunkgalaxis. Auf dem Weg zum Space Attack (Anm. des Verfassers: Spaceantwort auf das ,,Force Attack“, nur halt am Arsch der Galaxis gelegen) verließ der Kapitän das Schiff und so ist die Crew auf sich allein gestellt und treibt ziellos durch die dunkle Schwärze! Doch halt, ein blinder Passagier hat sich an Bord geschmuggelt und so rettet wie durch ein Wunder Maxi Galaxi durch sein Gesangstalent das Schiff. Jedoch muss die Crew vorher einen Test durchführen, denn es gilt zu prüfen, ob es sich bei besagtem Maxi Galaxi nicht um eine Künstliche Intelligenz handelt... denn das wäre definitiv nicht Punk! In der neuen Besetzung muss es schleunigst zum Festival gehen, denn die Zeit bis zum Auftritt drängt. Auf dem Weg besteht die Crew gefährliche Abenteuer, wird kritisch von der Szenepolizei beäugt und hat sich durch den Bindingnebel (Anmerkung des Verfassers - Binding: Frankfurter Bier, welches man sich erst schmackhaft trinken muss) zu schlagen. Wird es die Hautausschlagcrew noch rechtzeitig zum Space Attack schaffen?
Es ist auch im realen Leben schwierig mit Bands und deren Besetzung. Passt man zueinander? Hat jeder Zeit? Welche Ansprüche stellt jede einzelne Person an das Projekt? Gerade als Hautausschlag, die berüchtigte südhessische Deutschpunkcombo, die Aufnahmen für ein neues Album in die Wege leiteten, verließ der damalige Sänger die Band. Übrig blieb ein Rohgerüst als Album. Ohne Gesang, geschweige denn Texte. Alles andere war aber bereits aufgenommen - zu schade um hier aufzuhören. Zum Glück wandte sich dieser Fuchs von Hautausschlag-Gitarrist namens Arthur dem ganzen Rohmaterial mit einer Menge an Synthesizern zu. Schleifte hier und da. Brachte erst mal ein paar Songtexte zu Papier und holte seinen früheren Bandkollegen Maxi (beide spielten damals bei Schmodder) für den Gesang mit an Bord. Das Resultat ist als erstes Auto-Tune-Deutschpunkalbum in die Musikgeschichte eingegangen!
Denn klar ist uns allen - Punk kann mit jedem Genre gemischt werden und es kommt eigentlich immer etwas geiles dabei raus – das macht dieses Genre unter anderem auch so liebenswert. Aber Trap? Diese Benzomucke für Kids mit Anfang 20 und Möchtegernrapper die nicht singen können? Geben wir dem Ganzen mal eine Chance:
Das Album beginnt mit der Fahrt durchs Deutschpunkuniversum (Das Intro ist schier großartig: Während der Erzähler in das Album einleitet, sind im Hintergrund Ausschnitte aus Songs von Knochenfabrik, Oidorno, Mülheim Asozial usw. zu hören – Künstler welche die Band selbst beeinflusst haben). ,,Pisse als Geschenk“, der Opener, wartet mit einer geballten Synthesizermacht auf und gibt einen ersten Vorgeschmack auf das Album. Der Song hat dabei den richtigen Vibe, wirkt jedoch etwas überladen an Specialeffekten. Track Nummero due - ,,Resignation“ hat schon wieder nen netten NDW-Punk-Flair. ,,1932“ beschreibt die Faschisierung der Verhältnisse in diesem Land. Hier kann der geneigte Hörer gut hören, wie fein Drums und E-Bass aufeinander abgestimmt sind – der Sound hat ordentlich Wums. Seite A endet mit ,,Hallo Hallo“ und seinem durchaus sympathischen Refrain. Der Track behandelt die weniger sympathische Thematik Überwachung allgemein: ,,Hallo Hallo, ist diese Leitung sicher?“, es wird auf sämtliche Abhörskandale angespielt. ,,Der Trinker“ ist mit seinem ikonischen Basslauf einer der gelungensten Stücke auf der B-Seite. Das Lied ,,Billig Billiger“ erinnert an Thrashpunk wie NxD, geht gut vorwärts und bietet noch den obligatorischen Katzenaufschrei in der Mitte des Songs - mein favorisierter Song auf der Scheibe. Insgesamt findet das Album mit ,,Der Fisch stinkt vom Kopf her“ ein gebührendes Ende in Form von verhallenden Synthi-Klängen.
Die verehrte Hörerschaft des Weltraumschrottalbums darf sich auf Störgeräusche einstellen. Diese sind wir im Punkrock zwar gewohnt, aber Sequenzen auf Weltraumschrott hören sich an, als würde man R2D2 Deutschrap auf Lachgas beibringen. Ich selbst habe auch nicht immer die Nerven für die Mucke und muss die dazu passende Stimmung haben. Kann selbst den Liebhabern von Krach (sei es Grindcore, oder jede x-beliebige Rückkopplung) den Nerv klauen. Wer sich noch die Rohversion des Albums zu Gemüte führen möchte, der findet diese unter dem netten Titel ,,Schrott“ online. Bis auf die eingesungenen Texte von Maxi Galaxi finden sich die Tracks darauf in Originalzustand und das ohne Auto-Tune!
Zugegebenermaßen macht die Idee des Konzeptalbums schon Spaß! Man merkt auf ,,Weltraumschrott“, dass die vierjährige Arbeitszeit sich bezahlt macht. Ein ganzes Waffenlager an Special Effects ist für dieses Album aufgewandt worden. In ungebrochenem Perfektionismus wurden unterschiedliche Keyboardsounds verwendet und das in einer Heidenarbeit. Jedoch wirken manche Lieder durch diese leider etwas überladen - dem Album hätte es besser getan, wenn geringere Akzente bei den Effekten gesetzt worden wären. Die Texte behandeln neben den alten Deutschpunk-Themen aktuelle politische Themen und sind daher der Linie treu und auf nette Weise trashig, aber stellenweise wenig innovativ.
Werden es unsere jungen Helden um Arthur, Eric und Maxi Galaxi schaffen, das Spaceattack zu erreichen? Wie verkatert werden sie den Bindingnebel passieren? Und welche intergalaktische Sprache wird von der Szenepolizei in den tiefen des Alls verwendet? - Klingonisch? Shyriiwook? Oder möglicherweise sogar – Hessisch? Antworten auf diese und viele andere Fragen findet ihr natürlich auf dem Weltraumschrottalbum von Hautausschlag..
PS: Das Album erhielt das ,,Autotune-Deutschpunk-Qualitätssiegel“ für Hörspielspaß!!!
01. Akt 1 - Weltraumschrott
02. Pisse Als Geschenk
03. Resignation
04. Akt 2 - Maxi Galaxi
05. Der Pendler
06. 1932
07. Akt 3 - Bisschen Peinlich
08. Geschlossene Gesellschaft
09. Alle Reich
10. Akt 4 - Szenepolizei
11. Hallo! Hallo?
12. Bombenhagel
13. Akt 5 - Tanken
14. Der Trinker
15. Kraftlos
16. Akt 6 - Warten
17. Fuer Was?
18. Billig Billiger
19. Zu Feige
20. Akt 7 - Zurück An Board
21. Ins Hirn Geschissen
22. Autobahn
23. Akt 8 - Kotzi Ruft An
24. Der Fisch Stinkt Vom Kopf Her