Wer hat an der Uhr gedreht? Wo ist mein Auto? Wer zum Fick ist Alice und wo ist dieser Walther? Das alles sind wirklich wichtige Fragen, die einen umtreiben können. Die einzige Frage, die mich jedoch beim Hören von "Negative Vibes" von dem Darmstädtern ZIK ZAK beschäftigt ist: Was ist mit Mathilda passiert?
Denn eigentlich wollte ich dieses Tape unbedingt besprechen, weil ich auf ihm den Song "Mathilda" vermutet habe. Doch weit gefehlt und voll in die Falle getappt! Denn der Song, der den gleichen Namen trägt wie einer der liebsten Menschen auf der Welt für mich, der mich jetzt schon seit Tagen tags wie nachts verfolgt, ist nicht hier, sondern auf dem Vorgänger "Egal" von 2019 zu finden. Nachdem mir dies bewusst wurde, strafte ich das Tape mit Nichtbeachtung und feuerte es zunächst eine ganze Zeit in die Ecke. Dies sollte sich jedoch schnell als Fehler herausstellen. Denn nun, wo ich diese Zeilen tippe, ist das Album bereits seit 3 Monaten draußen. Jetzt tut es mir leid, dass ich ein solches Qualitätsprodukt so lange verschmäht habe. Ein dem Releasetermin zeitig angeschlossenes Review wäre hier viel mehr angebracht und würdigender gewesen. Denn es braucht nur einen einzigen Durchgang, bis Mathilda ihre Ablösung gefunden hat. Moment mal Ablösung? Ich meine natürlich Ablösungen! Angefangen beim melancholischen Post-Punk-Hit "Die letzte Kneipe vor New York", bei dem so schön lang gezogen gesungen wird und dessen Chöre, Refrain und flirrendes Gitarren-Solo am Ende mich immer wieder aufs Neue begeistern können. Nicht nur hier, sondern durchgehend versprüht die Band, die aus Jan Heck (dem Regisseur der Schleim-Keim Doku), Julian und dem einen von ERSATZKOPF besteht, inhaltlich eine große Tiefe. Direkt danach kommt mit "Hebelmechanik" die nächste Granate. Diesmal ein zackiger Wutausbruch voll auf die Zwölf. "Morgenrot" ist dann wieder dicht auf den Fersen von "Die letzte Kneipe..." und braucht sich mit seinem ebenfalls melancholischen und gleichsam einprägsamen Refrain nicht hinter ihm verstecken. Direkt weiter geht es dann mit einem Abgesang auf ihre Heimatstadt in "Darmstadt Pennerstadt". Das natürlich wieder einen musikalischen Wutausbruch darstellt und zudem für mich das perfekte Pendant zu "Stuttgart" (Stuttgart, Spießerstadt) von WTZ darstellt. In der zweiten Hälfte des Albums ist die Hitdichte dagegen nicht ganz so hoch. Hält aber in der Mitte mit "Die Nachbarin" noch ein schrammeliges (Anti-) Liebeslied bereit.
Alle anderen Songs, die hier nicht genannt habe, sind natürlich auch hörenswert, haben nur noch nicht ganz so sehr bei mir gezündet wie die, auf die ich näher eingegangen bin. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Bleibt noch zu sagen, dass die Ausführung des Tapes sehr ansehnlich ist, ich mag aber auch einfach die Farbe lila und Leofell-Muster sehr. Außerdem hat das Label, auf dem es erscheint, einen genialen Namen und mit Lux (EGON FOREVER) einen sympathischen Betreiber. Ich schließe ab mit den Worten von eben diesem Lux: "Wann hat man das letzte Mal so einen frisch dargebotenen deutschen Punkrock gehört?".
