Wenn man an Portland und Hardcore-Punk denkt, sollte einem eigentlich direkt die Band POISON IDEA in den Sinn kommen, die wohl auf alle Zeiten in Sachen nihilistischem, kompromisslosem und aggressivem Hardcore-Punk ungekrönte Helden sind. Seit ein paar Jahren schickt sich nun ebenfalls aus Portland die vierköpfige Band LONG KNIFE um Sänger Colin Jarrel an, in ihre Fußstapfen zu treten.

Klanglich sind sie dabei nicht allzu weit entfernt von ihren schwergewichtigen Vorbildern, auch hier wird Hardcore-Punk mit klassischem Rock verwoben, ohne dabei die maximale Eskalationsstufe zu verlassen. War man dabei bisher weniger experimentierfreudig, fließen nun Metalriffs und ein wenig KISS-Attitüde in die Songs ein. Schon der Opener Modern Fatique begrüßt einen mit opernhaften Chören und im Verlauf von "Curb Stomb Earth" lassen sich dann noch ein Geisterbahn-Keyboard (Scum) oder Bläser (Survival) entdecken. Das alles tut dem durchgehend zelebrierten Chaos aber keinen Abbruch und so ballert und stampft das ganze Album in 25 Minuten durch. Für Freudentaumel und Unruhe im positiven Sinne sorgt dabei der schön kratzig böse Gesang, der sich nicht hinter Jerry A. von eben diesen POISON IDEA oder Damian A. von FUCKED UP verstecken muss. Außerdem die stellenweise virtuos hoch- und runtergespielten Bassläufe und die vielerorts breit geschruppte Gitarre.

Fazit: Ein Album mit der Intensität eines vorbei fliegenden Düsenjets, das einen nach Luft schnappend zurücklässt. Wer wie ich ein Herz für die hier mehrfach erwähnten POISON IDEA hat und diesem Album nicht ein paar Durchläufe gönnt, sollte geteert und gefedert aus der Stadt gejagt werden! Ich lasse mich schon seit Tagen am Vormittag auf allen Wegen von dieser Band wachbrüllen und am Abend kanalisiere ich all den über den Tag angestauten Frust durch ihre Musik! 

Anspieltipp: Scum, Modern Fatique & Survival