Nachdem der neue Output von MAGGOT HEART - Hunger aus Zeitgründen redaktionsintern an mich weitergereicht wurde, lag es bei mir leider letztlich auch mehrere Monate unbearbeitet herum, ups... Jetzt ist die VÖ des Berliner Trios um die skandinavische Gitarristin und Sängerin Linnéa Olssonfast schon ein Jahr her. Doch was lange währt, ihr wisst schon...
Der Opener Scandinavian Hunger startet in meinen Ohren im Stil des Vorgängers Mercy Machine, wird bis zum Ende allerdings nicht so richtig zwingend. Für mich hat das eher Intro-Charakter. Der nächste Track Nil By Mouth geht da schon deutlich besser ins Ohr. Im Laufe des Albums wird aber schnell klar, Maggot Heart klingen deutlich sperriger und komplexer als zuvor, die deutlichen Protopunk Einflüsse, welche die Band für mich bisher ausmachten, sind hier deutlich zurückgefahren. Die Songs im Schnitt länger, nicht direkt eingängig und eine erweiterte Instrumentalisierung fällt auf, so halten Bläser und teils Klavier Einzug, was im balladesken Archer seinen Höhepunkt findet. Klingt fast schon ein bisschen nach Jazz-Einflüssen? Nicht, dass ich mich damit auskennen würde...
Auch wenn das jetzt für manche vielleicht abschreckend klingen mag, das klappt doch erstaunlich gut. Und eher etwas straighte Songs wie Concrete Soup oder This Shadow gibt es nach wie vor. Dennoch, eine Stilkorrektur ist unüberhörbar. Tiefgründiger, erwachsener? Wohl auch Begrifflichkeiten, die manchen und manche hier direkt weiter klicken lassen.
Und ich muss zugeben, dass ich nach dem ersten Hördurchgang irgendwie enttäuscht war, der konservative alte Punk von heute will schließlich keine Veränderung (nicht, dass das auf mich zutreffen würde...). Zu meinem Glück "musste" ich mir das Album für dieses Review einige Male anzuhören, denn wer bereit ist, etwas Zeit aufzubringen, um sich in dieses Stück Musik einzuhören, wird mit einem tollen Musikerlebnis belohnt.
Jetzt gefällt mir auch der Opener richtig gut.