Nachdem ich mich schon von den Live-Qualitäten des neuen Albums überzeugen konnte, durfte ich mir das nunmehr zweite Album der Band LATE TO THE PARTY auch für ein Review zur Brust nehmen, auch wenn für mich schon vorher quasi feststand, dass ich begeistert sein werde. So geht unvoreingenommener Musikjournalismus!
Nach dem Debut FIREWORKS FOR ARSONISTS aus 2021 nun also das zweite Full-Length der 2019 gegründeten fünf Wittgensteiner, welches übrigens auf dem kanadischem Lable Thousand Islands Records released wurde. Wie das zustande gekommen ist, würde mich echt mal interessieren.
Der Opener Oh Hell ist ein Einstieg nach Maß, der gleichzeitig die Richtung des Albums vorgibt. Ein schneller Song mit tollem Riff, der im Refrain ins Midtempo und toller Melodie wechselt. Das wird aber direkt im nachfolgendem Stereotype Rich Kid noch getoppt. Harte, technische Riffs, sogar Double-Bass-Drum kommen zum Einsatz, dennoch melodisch im Gesang und Lead-Gitarre. Auch wenn das Tempo insgesamt wie im durch gut platzierte Gangshouts angereicherten OK BOOMER sehr hoch ist, gibt es auch eher im Midtempo angesiedelte Songs, wie die erste Single Auskopplung SHORES.
So geht es dann in den 13 Songs in 39 Minuten weiter, was mich zu dem eventuell einzigem Kritikpunkt an dem Album führt. Denn explizite Hits kristallisieren sich in meinen Ohren nicht heraus, was aber eher an dem durchgängig hohem Niveau der Lieder liegt, denn wahllos jeden Song könnte ich als Anspieltipp empfehlen.
Hier möchte ich aber auch noch ausdrücklich auf die Texte hinweisen, denn die sind nahezu durchgehend politisch und gesellschaftskritisch (auch Ausnahmen wie PERFECT DAY sind erlaubt, eine Ode an die Freundschaft). Und das ist etwas, das ich als Fan dieses Musikstils bei vielen Bands dieser Spielart vermisse, nicht so bei No Guidance. Dass ihnen die Texte wichtig sind, zeigt sich nicht zuletzt darin, dass alle Texte den "Bemusterungsunterlagen" beiliegen.
Die Band orientiert sich zwar klar an technisch anspruchsvollen Bands des Genres wie z.B. Heathcliff oder Belvedere, sind aber alles andere als ein warmes Aufbrühen, sondern sie klingt absolut eigenständig und frisch. So hört man z.B. in den letzten Sekunden vom letztem Lied SHATTERED sogar Growls und Blast Beats.
Um die Brücke zu meinen Eingangsworten zu schlagen: Ja, ich bin begeistert! Die Mischung aus Highspeed und harten Riffs, die aber auch Melodie und Midtempo zulassen, gepaart mit starken Texten, sollten meiner Meinung nach jeden Sympathisanten des Genres überzeugen.
Dicken Respekt an die Band, ihr lasst mein altes Skatepunk-Herz höher schlagen!