Es ist gerade mal ein Jahr her, dass ich Twin Noir zum ersten Mal als Vorband auf einem D.A.F. Konzert im Dortmunder Junkyard erlebt habe, da hauen die beiden Berliner Jungs bereits ihr zweites Album raus, sinniger Weise mit dem Titel Chapter II.
Wer schon einmal Gelegenheit hatte, diesen energetischen Musikgenuss live zu erleben, der war natürlich gespannt, ob Twin Noir nur eine Eintagsfliege ist, oder ob da ähnlich gute Qualität nachgeliefert wird wie auf dem Debütalbum „2 Punks and a tape machine“.
Beim ersten Song „Ostkreuz“, der bereits einige Zeit vor dem Release-Tag im Internet zu hören war, bedurfte es zugegebenermaßen mehrerer Hörproben, um mit der Single warm zu werden,. Meine Erwartungshaltung an die LP war also zunächst verhalten.
Aber Twin Noir hat ordentlich nachgeliefert.
Bereits bei „Durchdrehen“ hämmert der typische treibende Twin Noir Beat durch die Boxen und meine Beine wollen hüpfen und springen. Tape machine, Gitarrenriffs, beinahe hypnotisches Basspiel, dazu die fragmentarischen Texte von Cody Barcelona, fertig ist der Sound dieses Jahrzehnts.
Als (Enkel-) Kind der Düsseldorfer Szene bin ich vielleicht etwas voreingenommen, und ja man hört nicht nur den D.A.F. Einfluss, sondern in „Picasso“ spielen Twin Noir auch textlich mit diesem Einfluss („die Kinder von Joseph Beuys wohnen heut´ nicht mehr in Düsseldorf“). Doch dieser Tanz-Punk macht einfach gute Laune.
Die B-Seite startet mit „Kebab“. Natürlich erinnert mich das an Abwärts und die Fehlfarben. Aber auch hier verschieben Twin Noir das alte Textmotiv nicht nur bis Berlin, sondern gleich weiter bis nach Frankfurt/Oder. „Die schönen Leute“ ist dunkler gefärbt, was der Aussage des Liedes meines Erachtens aber auch eher entspricht, musikalisch wird hier fein gesampelt. Bis zum Ende der Platte wird diese eher düstere Stimmung dann über „Ostkreuz“ bis zum letzten Song „death comes easily“ nicht mehr musikalisch „erhellt“.
Insgesamt ist Chapter // ein gelungendes Zweitwerk, ich wünsche den beiden Jungs definitiv viel Erfolg und kann jedem nur empfehlen, bei Gelegenheit Twin Noir einmal live zu erleben. Großartiger Live Act!