Hinter Fleur De Malheur steckt das Berliner Szene-Urgestein Tom Schwoll, der bereits in so namhaften Bands wie ZERSTÖRTE JUGEND, MANSON YOUTH, JINGO DE LUNCH, EXTRABREIT und DIE SKEPTIKER gespielt hat und der in den letzten Jahren mit seiner Band ES WAR MORD unterwegs war. Wer in die bewegte Geschichte dieses Mannes tiefer eintauchen möchte, dem empfehle ich hierfür die Folge 23 vom UND DANN KAM PUNK Podcast, bei dem er vor einiger Zeit zu Gast war.
Mit FLEUR DE MALHEUR schlägt Tom Schwoll nun eine gänzlich andere Richtung ein als bisher. Waren es zuvor nämlich die lauten Töne, die den Musiker größtenteils ausmachten, geht es hier sehr viel ruhiger vonstatten. Meistens melancholisch, immer gefühlvoll, hört man oft nur Tom an der Gitarre und am Gesang. Manchmal unterstützt durch Gastmusiker:innen ebenfalls am Gesang oder am Schlagzeug. Das klingt dann grob gesagt nach minimalistischem Country, nach Folk oder auch schon mal nach Chanson, punktuell ergänzt durch ein Piano oder ein Streichinstrument. Dazu liefert er tiefgründige Texte ab, die vor Herzblut und Hingabe strotzen und in denen er in der Rolle des stillen Beobachters oder auch mal des düsteren Kritikers einnimmt. Er erzählt Geschichten aus dem Alltag (Kummerkumpels), der Vorstadt (Priros), der Großstadt (Lichter der Großstadt) oder auch schon mal der Justizvollzugsanstalt (Oury Jalloh). Es finden sich schräge abgewrackte Figuren wie der "krummer Werner" oder die "scheinheilige Maria" in seinen Geschichten und er schafft es dabei immer wieder mit gut gewählten, fast schon gemalten Worten das große Ganze kurz, knapp und vor allem treffend zusammen zufassen, so zum Beispiel wenn es da heißt "Vorurteile, die sind schwarz-weiß, die Wirklichkeit ist grau".
Mich holt in der momentan dunklen kalten Jahreszeit mit seinen teils traurig bis nachdenklichen Songs ab. Schon Mitte des Jahres hatte ich ihm mal mein Ohr geliehen, doch wirklich zu einander finden konnten wir dort nicht. Nun, in einer Zeit im Jahr, wo auch ich zunehmend ruhiger und gemütlicher werde, scheine ich mich besser auf das Album einlassen zu können und kann somit mittlerweile erkennen, dass Tom Schwoll mit "Kummerkumpels" ein Album geschaffen hat, mit dem er es schafft, mich zu berühren, das bei mir Stimmungen sowohl positiv als negativ erzeugt und das Songs beinhaltet, die mich immer wieder zum Nachdenken anregen.
Ergänzt wird diese beachtenswerte Veröffentlichung mit dem beiliegenden Booklet, in dem neben den Texten noch sehr stilvolle schwarz/weiß Bilder zu finden sind.