Ich könnte den ersten Absatz aus meinem Review zur zweiten Platte von Schnaps hier einfach übernehmen. Denn wieder mal sind wir von Bierschinken spät dran, die Platte liegt schon Monate in unserer Kiste, ohne dass jemand zugegriffen hat. Das liegt weniger an der Platte selbst, sondern mehr daran, dass uns etwas die Schreiber:innen ausgegangen sind. Einer hat sich ins Ausland abgesetzt, mehrere sind anderweitig schwer beschäftigt. Der Rest ist schlicht und einfach nur faul. Deswegen greife ich mal wieder zu und höre in Album Nummer drei der zweiköpfigen Band aus Weringerode rein.
Ihr erstes Album lief mir gar nicht rein, das zweite dann schon wesentlich besser. Was nun beim neuen Album direkt auffällt, ist der zusätzliche Gesang von Katrin, die bei dem Großteil der Songs mitwirkt. Dies ist meiner Meinung nach ein großer Gewinn, da ich mich am bisherigen Gesang immer etwas gestört habe. Zu holzig, zu viel gesprochen und zu wenig mit der Musik harmonierend verkantete er sich bei mir immer wieder. Ansonsten hat sich wenig geändert, bis auf den einen Ska-Song mit Schluck-Auf-Offbeat, auf den ich persönlich gut verzichten hätte können, wird recht simpler und unverzierter Deutschpunk gespielt, dem jedoch auch Anteile von Hardcore Punk innewohnen. Der fehlende Bass wird von mir nicht groß vermisst, könnte dem Ganzen aber durchaus noch etwas mehr Würze verleihen. Aber auch so hat es die nötige Wucht und den nötigen Druck und eine mitreißende Geschwindigkeit sowieso.
Inhaltlich widmet man sich erneut dem Weltgeschehen. Ist dabei wieder weder verkopft noch stumpf oder platt. Es wird unter anderem Flagge gezeigt für Menschen, die gegen rechte Politik aufbegehren (Elly Schlein we love you), es geht um Umweltzerstörung (Eisbären in Tromsø, Ich, Planet) und gegen Nazis in der erweiterten Familie (Dein Vater ist ein Nazi).
Ein wahrer Hingucker ist wieder die Aufmachung der LP, bei der diesmal das Inlay mit beigelegten Stickern zum Stickeralbum wird. Hinzu kommt ein farbiges Recycling-Vinyl und ein Lackspot-Gatefoldcover! Sagenhaft, wo die Band immer die Ideen für ihr Artwork her nimmt, beachtenswert ist hierbei auch, dass die Platte trotzdem zu einem bezahlbaren Preis zu haben ist. Da können sich viele andere Bands ruhig mal ein Scheibchen von abschneiden, gerade wenn man bedenkt, dass hier kein großes Label im Hintergrund die Fäden zieht sondern stattdessen alles in Eigenregie verwirklicht wurde!