Fahnenflucht höre ich nun schon seit geraumer Zeit, die Band gibt es ja nu auch schon seit fast 25 Jahren. In dieser Zeit hat sich der Sound letztlich nur wenig geändert, schneller, harter Punkrock, der vor allem in den letzten Alben immer mehr Hardcore-Einflüsse dazu gewonnen hat, was mir persönlich gut gefällt. Dieser "Trend" fand seinen Höhepunkt bislang im letzten Album Weiter Weiter von 2021. Da aber Fahnenflucht bei aller Geschwindigkeit und Härte immer recht abwechslungsreich geblieben ist, bin ich dennoch gespannt, was mich beim aktuellem Album Molotow Zitrone erwartet.
Zunächst beginnt es mit Schöner Scheitern recht typisch, alle erwähnten musikalischen Elemente vorhanden, sehr druckvoll. Auch Staub und Tag der Rache schlagen in diese Kerbe. Textlich, wie von Fahnenflucht gewohnt, hoch politisch und gesellschaftskritisch. Das Parolenhafte wird aber gekonnt vermieden. Soweit also alles beim (guten!) Alten? Nicht ganz.
Die Band hat in Sachen Variabilität dann doch ein bis zwei Schüppen drauf gelegt. Nicht nur, dass Sänger Thomas (wieder) öfter mal Richtung Klargesang geht, textlich gibt es zwei doch sehr persönliche, fast schon Liebes- Lieder zu hören (erfreulich unkitschig). Auch musikalisch gibt es erwähnenswerte Elemente, wie die (ich vermute) Balaleika zu hören (Unterm roten Stern), oder auch Synthie-Elemente (Die Letzten). Ob der voice encoder in diesem Lied allerdings hätte sein müssen, sei mal dahin gestellt. Auch (wieder) etwas mehr Melodie findet sich (Wache an der Überwachungsgrenze). Ganz insgesamt wirkt Molotov Zitrone angenehm abwechslungsreich, ohne dass ich Amateur das genauer benennen kann.
Vielleicht noch ein Wort zum Sound, denn der ist vom Stammproduzenten mal wieder richtig schön druckvoll gestaltet worden. Ich weiß, dass das gerade auf dieser Seite auch schon mal kritisiert wird. Eins der schönen Dinge im Punk ist ja, dass nicht alles perfekt sein muss und es auch gerne rumpeln darf. Aber gute musikalische Fähigkeiten und ein druckvoller Sound dürfen meiner Ansicht nach auch erlaubt sein, mir gefällt das.
Mein Fazit fällt also sehr positiv aus, Fahnenflucht haben meiner Ansicht nach ihre Relevanz auch mit ihrem siebten Album bewiesen.
Anspieltipps der Dreiklang: Krieg im Kopf, Härter zusammen, The Great Reset ("Wirf die alten Weißen über Bord")