Das erste Lied Affenstrasse deutet direkt an, in welche Richtung es bei den zwölf Liedern des neuesten, achten Albums Alter Zorn geht, auch wenn es nicht der beste Song des Albums ist. Die Musik wieder eher roh produziert (wie bereits der Vorgänger Uthlande), die sonst eher üblichen nordfriesischen Bilder in den Texten weichen dystopischen, urbanen Motiven, depressiv und dunkel.
Die drei Songs in der Mitte geben meiner Ansicht nach einen guten Einblick ins Album. Beginnend mit Nachtschimmel mit aggressiven, fast schon geschrienen Strophen, gefolgt vom (einzigem) ruhigen Isolationen, das sich langsam aufbaut und dann das ungewohnt schnelle Winograd.
Ich könnte hier aber noch viele weitere Anspieltipps geben, wie den Titeltrack Alter Zorn oder Den Annern sin Uhl, in denen es kleine, ungewohnte Soundeffekte zu hören gibt. Oder das schon etwas ältere Otto muss fallen!, welches von Protesten gegen eine Otto von Bismarck Statue inspiriert wurde. Oder den Abschluss Jedermannsend, ein Trauerlied, das ich im allerbesten Sinne typisch Turbostaat nennen würde.
Turbostaat sind bekanntermaßen keine Band mit diesem einen prägnanten Riff oder dieser einen eingängigen Parole. Die kryptischen Texte erzeugen eher ein diffuses Gefühl, perfekt unterstützt durch die Musik. Und auf diesem Album ist das Gefühl verzweifelte Wut. Resigniert, aber mit geballter Faust in der Tasche.
Nach 25 Jahren Bestehen (und das auch noch in originaler Besetzung) schaffen Turbostaat es nach einer Phase die durch Tourabsagen, Krankheit und Tod geprägt war, ein Album abzuliefern, welches die Band in alter Stärke zeigt. Vielleicht sogar so stark wie nie zuvor.