The Dollyrots kenne ich in erster Linie aufgrund ihrer zusammen mit Bowling For Soup erschienen Split, die ich auch gar nicht schlecht finde. Warum also nicht ihr 2023 auf LP und CD erschienenes Album "Night Owls" besprechen? Nun, der größte Abturner ist direkt das Anschreiben: Zumindest ist in diesem die Rede von "musical honesty" und "a celebration of moving comfortably into adulthood and not sacrificing your rebellious attitude". Urrgh! Gibt es auch Bands die ihre Musik als musikalisch unehrlich bezeichnen? Und warum könnte dieser Promo-Text genauso gut von einer Craftbier-Marke kommen? Nee, mit diesen pathetischen Phrasen gewinnen Wicked Cool Records bei mir weder Blumentöpfe noch Gerstenkörner.
Immerhin ist das Cover schön und damit kommen wir doch mal zum Musikalischen: The Dollyrots spielen typischen Poppunk, der sich schon gerne mal klebrig-süß anbiedert und im Wohnzimmer von Andrea und Thorsten laufen darf, auch wenn die Eltern aus der Krabbelgruppe zum Fairtrade-Kaffee Trinken da sind. Bei Dollyrots stößt und reibt sich nämlich gar nichts und so können die 13 Songs sowohl beim Besuch der Schwiegereltern als auch beim Homeoffice im Hintergrund laufen. Grundsätzlich sind die Songs qualitativ hochwertig und gut produziert. Außerdem gibt es durchaus mal kleine Spielereien bei Tempo und Rhythmik, dennoch springt bei mir der Funke einfach nicht über. Wie so vieles habe ich das alles schon mal irgendwie besser und mitreißender gehört. Tatsächlich klingen Dollyrots ein bisschen wie Bombpops ohne Tiefe oder wie Dizzy Sunfist mit stark angezogenen Bremsen. Zwar gibt es durchaus Songs, die positiv hervorstechen wie das innovative "Can't Tell You Why" oder das Auftrieb erzeugende "Irish Goodbye". Dafür ist das Billy-Bragg-Cover "A New England" eine herbe Enttäuschung und kastriert dieses zeitlose Meisterwerk einfach mal um alles, was die Nummer herausragend macht.
Fazit: Nichts für die Jungs, Mädels und alle dazwischen von der Straße, dafür aber was fürs Bieryoga mit Mareike, Jonas und Flo.
Anspieltipp: Can't Tell You Why, Irish Goodbye