Kannibal Krach aus Wermelskirchen hauen ihren zweiten Hassklumpen raus. Nach dem letztjährigen
Debüt stellt das eine zügige Arbeitsweise dar. Man könnte böse behaupten, dass das bei knapp 20 Minuten Spielzeit auch leichter sei, als bei einem LONGplayer, allerdings sind die Stück alle voller feiner Details und so was muss ja auch erstmal komponiert und aufgenommen werden. Tatsächlich kann man den Bergischen Hassverbrechern eine gehörigen Satz nach Vorne bescheinigen.
Inhaltlich geht es auch auf diesem Album wieder gegen alles und jeden. Aus jedem Text keift Wut und Unzufriedenheit, allerdings mit einer deutlich größeren Portion Abgebrühtheit und Selbstvertrauen. Dieser aggressive Kläffer wird noch einigen ins Bein beißen, weil auch hier wieder keine Rücksicht auf Freund, Feind und Diplomatie genommen wurde. Wer sich irgendwo in diesen Befindlichkeiten wiederfindet, ist auf der richtigen Seite und wird großartige Unterhaltung und Bestätigung im „Ende der Spaßgesellschaft“ finden.
Aber auch musikalisch hat die Evolution zugeschlagen. Vergleiche verbieten sich mittlerweile und Kannibal Krach sind schwer zu fassen. Zu Metal für Hardcore, zu punkige Attitüde für Metal, zu differenziert und vielseitig für die Grind-Schublade, zu lustig für Böse und zu biestig für Humor. Es gibt Blastbeats („B51N“), Trash („Interpest“) aber auch rollende Grooves („Kartoffelteufel“) und etliche feinsinnige Melodien. Gecovert werden übrigens Hass mit „Ihr Helden“ und Hammerhead mit -natürlich- „Ich Sauf Allein“.
Auch der Sound ist runder geworden bei den Kannibalen. An manchen Stellen könnten die Gitarren noch etwas dicker klingen, aber das Gesamtbild ist mehr als stimmig. Mordsentwicklung für das Duo, Trio, Quartett... je nach
Live-Besetzung. Man hat beinahe Angst vor dem, was da in Zukunft noch kommen mag. Aber Angst ist vermutlich ein kalkuliertes Element dieser Abrissbirne.