John K. Samson:
Provincial
So, jetzt mal Butter bei die Fische! Die Weakerthans sind eine der besten Pop-Bands auf diesem Planeten. Punkt. Und wenn deren über alle Maßen erhabener und sympathischer Sänger John K. Samson ne Soloscheibe raus haut, dann ist die schon super, bevor man sie überhaupt gehört hat. Wenn ihr jetzt meint, ich würde einfach nicht objektiv an die Sache rangehen, habt ihr verdammt recht.
Ja, eigentlich weiß man sowieso, was einem hier erwartet. Die Platte klingt durch und durch nach den Weakerthans, der Gesang ist unverkennbar John K. Samson (klassischer Fall eines Namens, den man immer automatisch komplett ausschreibt). Die Texte sind geschichtenhaft aufgebaut, ohne dabei gezwungen zu wirken, und die Musik ist herrlich stimmig-harmonisch wie Blütentee und Kaminfeuer. Und erfreulicherweise nicht mit dezenten Akustikgitarren, sondern im Bandgefüge - etwas auf der Neofolk-Welle, und die Rocker kriegen sogar ein Gitarrensolo zu hören. Yeah!
Zugegeben, ein wenig braucht auch dieses Album, um einen zu vereinnahmen. Aber in dem oben angedeuteten Wissen, dass das ja eh ne super Platte ist, hab ich auch kein Problem damit, das Teil so lange zu hören, bis die Musik förmlich durch meine Adern fließt. Da hatte ich bei den vorangegangenen Solo-EP's noch so meine Probleme mit, auf Albumlänge kommt das schöpferische Werk des Künstlers erst mal so richtig zur Geltung.
Weil moderne Promoagenturen der Meinung sind, dass ein guter Musikrezensent keine Songtexte braucht, um Musik zu bewerten, muss ich mich mit dem Material "roh" befassen. Schade, denn die Texte waren bei (juhu, ich darf es nochmal schreiben) John K. Samson schon immer mehr als Worthülsen. Stattdessen ist übrigens ein Waschzettel dabei, von Frank Turner höchstpersönlich geschrieben, und der bringt es so treffend zum Ausdruck: "Mir fällt niemand anderes ein, der den Text einer Online-Petition für einen vergessenen Hockey-Spieler singen könnte, und mich dabei sofort überzeugt, selbige sofort zu unterzeichnen."
Ja, wunderschön das alles. Herrlich eingängige Lieder. "When I Write My Master's Thesis" ist mein Highlight, aber nicht das einzige. "Heart of the Continent" ist toll und überzeugt mit sanft gezupfter Akustikgitarre. "Longitudinal Centre" ist wunderbar rockig-melodisch, und naja, ich weiß nicht ob ichs schon erwähnt habe, das komplette Album überzeugt einfach. Weakerthans-Fans kommen voll auf ihre Kosten, und wer sie nicht kennt, erhält hier eine gute Möglichkeit, in ihre Welt einzutauchen. Wisst ihr eigentlich, wer im Mai auf Tour kommt? Ich sag's euch: John K. Samson!