Hm, schwierig. Schwierig, etwas zu einer Band zu schreiben, die angeblich eine ziemliche Legende ist, von der ich jedoch nie wirklich was gehört habe. Nicht, dass ich hier aus Versehen irgendwas Falsches schreibe, für das mich "hunderttausende" Fans der Band direkt lynchen. Vielleicht ist das auch alles nur ne Finte, und der Legendenstatus ist nur erfunden. Aber nee, sowas trauen sich nur Eisenpimmel. Oder WTZ.

Muss ich dem Promowisch also mal Glauben schenken. Da steht ja schließlich auch viel von der "Glaubwürdigkeit, Integrität und Ehrlichkeit" der Band. Außerdem von Grassroots-Kultur und Konzerten vor 110.000 Besuchern, von Mainstream-Verweigerung und Platz 42 in den Billboard-Charts. Echt mal, da ist es mir ja direkt unangenehm, geradezu peinlich, die Band nicht zu kennen!

Nee doch, zumindest den Namen habe ich schonmal gelesen, und das fällt mir schlagartig ein, als der Gesang einsetzt: Hier singt Chad Urmstron, der in seiner Dispatch-untätigen Zeit (vorläufige Auflösung war 2002) die Band State Radio gründete - eine Band, die ich sehr schätze, für ihre kritisch-politischen Texte und für ihren ziemlich eigenständigen Sound zwischen Reggae und Rock.

Okay, nicht mehr ganz so eigenständig, wenn man Dispatch hört. Die waren dann ja quasi der Vorläufer. Und diese 6-Track-Reunion-EP, äh, der Nachfolger.

Dispatch sind noch etwas variationsreicher, nicht zuletzt weil hier drei Sänger und Songschreiber zu Werke gehen. "Con Man" und "Beto" mit ihren Offbeat-Tönen könnten auch von State Radio sein, "Melon Bend" erinnert hingegen eher an die Red Hot Chili Peppers. Dann wären da noch "Valentine", das mit sanftem Akustikgitarrengezupfe daher kommt, "Broken American" ist eher folkig gehalten und "Turn this ship around" mehr träumerischer Rock mit David-Gilmour-Gitarrenarbeit. Alles betont ruhig gehalten, dürfte aber auch außerhalb von Cannabis-vernebelten Hippie-WG's funktionieren. Ich persönlich könnte mehr Bumms und weniger Schmacht vertragen, auch wenn sich die Lieder nach mehrmaligem Hören einer gewissen Anziehungskraft nicht verwehren können. Das Interesse an den Frühwerken der Band ist zumindest geweckt.

Und, ähnlich wie bei State Radio, glaube ich, dass das Ganze live nochmal um einiges mitreißender sein wird...also wer Bock auf die tanzbare Revolution hat - hm, naja, der hat Pech gehabt. Die paar Termine Ende März sind nämlich, obwohl bereits in größere Locations verlegt, schon lange ausverkauft. Vielleicht ist ja doch was dran an den hunderttausenden Fans...