Zwakkelmann:
Briefmarkenalbum
Es gibt Alben, die hört man sich gerne an wenn sie rauskommen. Und es gibt für jeden individuell wohl ein paar Bands und Interpreten, auf deren nächstes Release man sich ungeheuer freut und trotzdem im Hinterkopf hat: 'Hoffentlich wird das nicht scheiße und kann an die früheren Erfolge anknüpfen.' Zwakkelmann gehört für mich zu dieser letztgenannten Kategorie. Yeah! Die Hitmaschine aus Hamminkeln hat wieder zugeschlagen! Und um's vorweg zu nehmen: Das 'Briefmarkenalbum' ist für mich mit das Beste was Herr Schlaffke und Mitstreiter je zustande gebracht haben und schwimmt damit exakt auf einer Wellenlänge mit der genialen 'Stubenrocker'. Die viel fettere Produktion nimmt dabei keinesfalls den Kelleraufnahmencharme der vorigen vier Produktionen weg - der Sound bleibt unverkennbar Zwakkelmann.
Gespannt legt man den Silberling in den Player und wird noch weiter auf die Folter gespannt, wenn im Instrumental 'Instru-nonverbal' eben diese Zeilen geflüstert werden. Dann geht's los mit dem ersten richtigen Track 'Kreidler Florett', was einem Bauernlümmel wie mir natürlich imponiert. 'Positive Spuren' ist ein typischer Zwakkelmann-Song mit netter Melodie und 'Ladadadas'. Mit 'Dusselige Kuh' tönt der erste potentielle Live-Hit aus den Boxen, der dann direkt im Anschluss sogar noch getoppt werden kann - von der genialen Saufhymne '365 Tage'. Dieser Song hat sogar das Potential das obligatorische 'Guinessbuch' abzulösen. Nach soviel Schwung hat es Zwakkelmann gelernt, das Messer auch wieder aus der Wunde zu ziehen: So ist mit 'Wunderbarer Wintermorgen' wieder tolle Eichendorffsche Naturlyrik auf der CD. 'Leck mich am A...' ist dann ein tolles mitgrölbares Liebeslied, worauf es mit 'Ich schrieb Musikgeschichte' wieder ein Lied gibt, das mit dem Zwakkelmann'schen patentierten 'Leise Strophe/Lauter Refrain'-Schema auftrumpft! Lied neun: So wütend hörte man ihn mit Zwakkelmann selten: Er brüllt zu schrammeligen Gitarrenakkorenden seine Wut hinaus und sehnt sich im Refrain nach Harmonie! 'Ich steh dir bei' ist eine nette Ballade, flacht aber im Vergleich zum Rest des Albums etwas ab. 'Deutscher Herrenmensch' - eine geile Punk'n'Roll Nummer - Livemitgrölnummer für die Anti-Deutsch-Fraktion, dessen Refrain an das allseits beliebte 'Tourette-Syndrom' erinnert. Jetzt folgt das für mich geilste Lied, geiler Text, geile Melodie und noch geilere Instrumentierung! Jajaja! 'Beim hiesigen Gemeindefest'! Gleich darauf gibt es intelligente Sozial- und Kommerzialisierungskritik in 'Menschen kaputt'. 'Neandertaler lebt' spricht wohl so manchem aus der Seele, weil fast jeder einen absolut dämlichen Nachbarn hat. 'Unerfüllte Liebe' ist ganz nett, dann der 'Antirockstar-Song', den ich so voll und ganz unterschreiben würde und an dem sich Bands wie Betontod mal ein Beispiel nehmen sollten. Das letzte Lied ('Kein Punk') setzt dem Briefmarkenalbum noch die Krone auf: Schlaffke im Duett mit Siggi Katlewski von Eisenpimmel. Wer sich da nicht sofort ein Bier aufmacht ist Straight-Edger!
So und jetzt nochmal zusammenfassend:
Absolute Hitscheibe, guter Sound, gutes Songwriting, guter Gesamteindruck. Im Metalhammer also 7 Punkte in jeder Kategorie.
Anspieltipps: 'Beim hiesigen Gemeindefest', '365 Tage', 'kein Punk'...alles andere auch! Ich ziehe meinen Hut!