Ludwig Leichhardt:
Wanderer zwischen den Welten
Ach, meine Güte. Ein Hörspiel. Naja, kann vorkommen. Aber das hier hat dann auch noch nicht einmal thematisch etwas mit Musik zu tun. Okay, Autor Kai-Uwe Kohlschmidt singt bei Sandow. Vielleicht kam dadurch die Verbindung zum "Major Label" zustande, das diese CD (im Digipak) heraus bringt.
Wo fang ich an? Also, das Hörspiel dreht sich um Ludwig Leichhardt, der 1848 von einer Australien-Expedition nicht zurück kam. Ein Forscher, der, wie sich zwischen den Zeilen heraushören lässt, mitverantwortlich war für die Kolonialisierung Australiens.
Es gibt zwei Haupt-Handlungsebenen: Die von Leichhardt im Jahre 1848 und die einer Expedition 2008, die Spuren von ihm sucht. So weit, so gut. Zur Verwirrung wird noch ne weitere Ebene über Gott- und Goldsucher Krabat hinzugefügt, dann noch ein paar Kindheitserinnerungen und Fieberträume Leichhardts, und wenn wir grad dabei sind, auch ein wenig Aborigines-Mythologie. Ordentlich durcheinander geschüttelt, und fertig ist ein beinahe psychedelisch anmutendes Handlungsgeflecht, das vermutlich irgendwie das Ziel haben soll, dass wir besser auf unsere Natur acht geben, so wie die Naturvölker Australiens. Ein schönes Ziel, aber hier hab ich eher das Gefühl, dass der Autor zu viele Pilze gefressen hat.
Ich weiß, ich bin eh der falsche Typ, um so ein Hörspiel zu besprechen. Aber es will ja sonst keiner! Ne Dokumentation über Leichhardt hätte ich ganz interessant gefunden, ne fiktionale Abenteuerstory vielleicht auch noch, aber dieses mystisch-verworrene Stück irgendwas verliert sich selbst zu sehr in den halluzinogenen Fieberträumen des Protagonisten. Glücklicherweise gibt's aber kein Happy End à la "Leichhardt lebt als 200 Jahre alter Schamanengeist irgendwo im Busch", hähä.
Ansonsten, so rein objektiv, gibt's nix zu meckern. Der Autor war schließlich selbst an der 2008er Expedition beteiligt, die Sprecher sind allesamt Profis, die Aufnahmen lebensecht (das Tonstudio wurde kurzerhand in die freie Natur des Spreewaldes verlegt) und das Resultat halt irgendwie Geschmacksache. Zielgruppe: Keine Ahnung, wat kenn ich mich mit Hörspielen aus. Aber falls sich wer angesprochen fühlt, schenke ich ihm gerne die CD.