Bevor ich die lang ersehnte Zweitscheibe der mächtigen Blinker Links eingelegt habe, wanderte mein Blick auf die Songtitel. Schon hierfür sollte man eine goldene Schallplatte verleihen!
Dann mal rein in den Kanal. Ich verziehe angewidert meine Visage. Was mir da in die Ohrmuscheln dröhnt, kann keine Sau ernsthaft aushalten. Ich drücke auf "CD-Fach öffnen" und schau nochmal auf das CD-Label. Hat mir der Typ von Subwix die neue CD von Big-Brother-Zlatko angedreht? Nein, steht Blinker Links drauf. Also nochmal rein. Tatsächlich klingt nur der erste Track nach Container.
Dann geht's los: "Anfahren am Berg" thematisiert das mit dem Auto anfahren am Berg. Endlich ein Thema, das noch nie besungen wurde! Weiter geht es mit einem Lied gegen das Zugfahren, aber für das Autofahren! Nachhaltige Entwicklung ist nämlich Dreck. Dann der erste absolute Hit der CD: "Metallica waren mal geil"! Was für eine Nummer! Für alles das spreche ich dich schuldig, doch du bist nicht so ein Spast wie Lars Ulrich! Und der nächste Hit folgt zugleich: "Ziemlich lässiger Typ (mit ordentlich Gel im Haar)" knüpft textlich nahtlos da an, wo "God Bless Mike Ness" aufgehört hat! Musikalisch ist das ein ganz großer melodramatischer Popsong, mit schöner Leise/Laut-Dynamik. "Sprit kostet immer genau richtig" spricht mir aus der Seele. Das Benzin muss teurer werden! Circa 100 Mark. "Alles schön Scheiße" ist dann richtig schön Scheiße. Nein, eigentlich eher schön. Aber es hätte noch öfter das Wort "Scheiße" im Text vorkommen können. "Tanz mir ein A"! Was für ein geiler Song um seinen Hass gegen die ganzen Esoterik-Deppen loszuwerden. Tanz mir einen Pimmel. "Inhalte überwinden" spricht endlich das aus, was sich jeder denkt: Nämlich, dass Lieder mit Sinn und Inhalt überflüssig sind. Hm, bei Track 10 hol ich Bier. Aber, dann wird man schon wieder belohnt: Lied 11 rechtfertigt allein wegen dem Songtitel den Kauf und wird live mindestens 428 Punkrockfinger in die Luft bringen. "Immer diese brennenden Herzchen" - ich springe gegen eine Wand und mach Pippi. Danach folgt ein "Indie-Underground-Stadionrock" und der Titel hält was er verspricht. Das Inferno endet mit einem Riffgewitter, wo der Kollege beweist, dass er tief im Schwanzrock à la Steel Panther verwurzelt ist.
Was? Schon aus? Nur 26 Minuten?
Also, ich fasse zusammen: "Wir sind doch keine Reggaeband" ist absolut großartig! Kein Lied ist Scheiße. Trotzdem hätte ich mir wieder einen Hit der Marke "Blinker Links, ficken tot", "Pippimann Aua" oder "Pimmel raus Mofa fahren gewünscht". Also auf gut deutsch: Ich will mehr Fäkalwörter. Und das nächste Mal ruhig 3-4 Lieder mehr aufnehmen, ich kann mir das gerne länger geben.
Anspieltipps: Lied 4, 5, 11 und der Rest auch.
Ich nehm die CD jetzt mit und teste sie mal auf Trinktauglichkeit!