Ööhhhh ja geil, neuer Output von Power! Power, was ist das eigentlich? Nicht nur ein englischer Kraftausdruck (geiles Wortspiel zum Einstieg) sondern auch der Name von mindestens acht Bands, und das sind nur die, die Last.fm kennt! Die meisten dieser Bands machen Hardcore oder Metal oder Rock in irgendeiner Form. So auch Power aus Kiel, die sich bei allen Internetseiten, wo Power schon vergeben ist, immer The Power of Power oder so nennen. Die machen auf jeden Fall auch ne ganz geile Mischung aus Punk und Hardcore, die man sich sehr gut anhören kann. Live bezeichnet sich die Band gerne als "Punkrock-Kotze und scharfsinnige Anekdoten für den Arsch von Welt".
Die haben jetzt jedenfalls nach einer selbstgebrannten CDR und zwei EPs endlich eine FULL LENGTH, eine sogenannte TWELVE INCH, eine komplette LANGSPIELPLATTE auf den Markt gebracht. Interessiert ja jetzt irgendwie auch keinen mehr, ein paar Vinylfetischisten legen sich das Ding vielleicht noch auf ihre antiquierte Audiohardware, aber für den Großteil der Konsumenten ist der einzige Unterschied, dass es dieses Mal ganze 16 Songs sind, die der (portable) MP3-Player in der Liste anzeigt. Aber getreu dem Motto viel hilft viel, the more the merrier, einer geht noch, einer geht noch rein ist es doch wunderbar, ganze 16 Songs von Power jetzt zum Hören am Start zu haben.
Naja, so ganz stimmt das ja nicht. "Who's to blame" und "Half-Circle Culture" kennt der geneigte Hörer schon von der oben bereits angesprochenen Erstveröffentlichung. Dass es diese beiden auf eine "richtige" Veröffentlichung geschafft haben und nicht die mindestens genau so derben Kracher "Kill your Ipods", "Run for your gun" und das wunderschöne Mitsinglied "Do it again" wundert mich zwar etwas, aber naja, egal, muss man halt mal aufn Konzert gehen um das zu erleben. Mitsingen kann man bei Half-Circle Culture auch sehr gut, man wird sogar durch die Zeile "This one is a singalong" noch rechtzeitig dran erinnert. Das Lied behandelt textlich übrigens den in vielen Konzertberichten angesprochenen Umstand, dass die Leute im Halbkreis vor der Bühne rumstehen und teilweise mitsingen. Kennt man irgendwoher! Achja, für die Version auf der aktuellen Platte wurde noch irgendwoher ne Gastsängerin engagiert. Wenn ich jetzt einen reellwertigen, physikalisch vorhandenen Tonträger mit Booklet und so hätte, könnte ich sicher nachgucken, wer das war, falls es drinsteht, aber da ich dieses Review einzig und allein auf Basis der Musik aus meinem Browserfenster schreibe (das Album gibts auf Bandcamp zum
Reinhören komplett und vollständig), geht das nicht. Mir gehts halt nur um die Musik, ey!
Die Musik, die Musik. Die ist so, wie man sie von Power erwartet, zwei Gitarren, einmal Bass, einmal Schlagzeug und ein bisschen Grölschreigesang, tip top, passt. Das Schlagzeug und die Gitarrenriffs driften gelegentlich sogar etwas ins Metallische ab, was auch zu gefallen weiß, Hörbeispiel Track 7. Nur der letzte Song (gibts analog zum Opener eigentlich ein Wort wie Closer oder so?) schlägt etwas sanftere Töne an, Akustikklampfe, klingt anfangs etwas nach Country und so, bis die Stromgitarren gen Ende doch noch einsetzen.
Was man so von den Texten mitkriegt (ich hab ja kein Textblatt und die Band ist zu unbekannt, als dass man auf dubiosen Abmahn- bzw. Songtextseiten was finden könnte, selbst wenn der Bandname nicht "ungoogleable" wäre) richtet sich gegen die richtigen Dinge, gegen die man sein kann, Kirche (Biblegrind), das System und so. Hierin unterscheiden sich Power nicht allzusehr von anderen Bands, wo einer mit blauem Iro Gitarre spielt, außer dass die Message für so ne Schraddelband erstaunlich wenig plump nach außen getragen wird. Die GEMA kriegt in "Regener in Blood" (geil, Wortspielsongtitel, zehn Bonuspunkte) auch ihr Fett weg, der Song wird um Zitate von Sven Regener (der Mann, der dafür verantwortlich ist, dass Delmenhorst etwas überregionale Bekanntheit erreicht hat) aus seiner vielzitierten Wutrede gestrickt, was auch ganz gut klappt, da sich der Mann einer recht blumigen Ausdrucksweise bedient, da fallen die Worte "Nutten" und "ins Gesicht pinkeln".
Was Power aber nun so einzigartig macht sind Songs über die wirklich wichtigen Sachen im Leben, wie zum Beispiel das Lied über Nüsse (Going Nuts for Nuts) und wie lecker die sind. Der Kenner erkennt natürlich im Subtext die Hommage an die Nüsschenboys (
http://www.facebook.com/DieNuesschenboys), einer festen Konstante im sonst so unsteten Kieler Nachtleben. No nuts, no glory! Aus gut informierten Quellen weiß ich, dass hier einer von Vladimir Harkonnen mitgesungen hat.
In dieselbe Kerbe schlägt "Local Meat Traffic", hier wird das Problem angesprochen, dass es immer so stinkt wenn man in öffentlichen Verkehrsmitteln (z.B. Bussen) eine Packung Aldifrikadellen öffnet. Erinnert mich an meine letzte Busreise nach Prag, allerdings waren die Frikadellen da selbstgemacht und man hat uns auch erst auf der Rückfahrt gesagt, dass man im Bus eigentlich gar nicht saufen darf. Ups.
Apropos gut informierte Quellen: Thrun gibt über den Inhalt von Powersongs folgendes zum Besten: "Bei den Powerliedern und Inhalt, das immer so 'ne Sache. Macko singt die Hälfte an Wörtern nicht, den Rest hat sich Joyboy ausgedacht."
Klar soweit? Gut. Vielleicht weiß auch auch deshalb nicht, wer wieso von Ungeziefer gestürzt wurde (Track 3 bzw. Albumtitel).
Zusammenfassend also eine supertolle Scheibe, besonders wenn man bedenkt, dass die Band Gerüchten zufolge nur entstanden ist, weil Dr. Joyboy Love von der Band Chaos Control unbedingt mal in ner Band namens Power spielen wollte.
Meinungen anderer Eierköppe zum Album:
"Die neue von Power find ich ja echt gut, also nicht nur so 'ich kenn die'-gut, sondern richtig gut"
- T. Fisch