Jeder von euch kennt sicher das Problem: Man hat Musiker im Bekanntenkreis, die Musik machen, die einem vielleicht nicht ganz so zusagt, und dann weiß man nicht, wie man ihnen das beibringen soll, ohne dabei unhöflich zu wirken. Stellt euch einfach vor, Bönx hätte gefragt, wie man das neue Frau Mansmann-Album findet, dann wisst ihr, wie ich das meine.
Ich hatte gefürchtet, in dieselbe Situation zu kommen, wenn ich mir mal was von Toolylooly & The McBobbies anhöre, da ich den Sänger Paul durchs Studium kenne. Als ich dann letztendlich mal reingehört habe, wurde mir schnell klar, dass ich aufgrund der dargebotenen Klänge keine Ausreden erfinden muss, da mir das gesamte Album doch recht angenehm in die Gehörwindungen gleitet. Toolylooly & The McBobbies - Wertfragmente, letztes Jahr komplett in Eigenregie aufgenommen und mittlerweile umsonst zum
Download verfügbar, streamen auf Facebook ist auch erlaubt.
Die Musik ist grob gesagt Skapunk, denn die neun Männer und Frauen warten mit Gitarren, Schlagzeug, Bass und Bläsersektion auf (2x Trompete, 2x Posaune, 1x Horn), gesungen wird natürlich auch (auf deutsch). Allerdings unterscheidet sich die Musik hier deutlich von anderen Vertretern des Genres, die offbeat-betonte Kirmesmusik darbieten, obwohl man jene Mucke hinsichtlich des Bandnamens schon irgendwie erwartet. Die McBobbies verstehen es aber auf wundersame Art und Weise, die Bläser mit Brettgitarren und dem heiseren Gegröle des Sängers zu einer richtig angepissten Version von Less Than Jake und Konsorten zu verbinden.
Jene schlechte Laune manifestiert sich dann auch in den Texten, die von Kapitalismus- sowie Gesellschaftskritik, zerbrochenen Beziehungen und Saufen handeln. An der Verwendung des eher ungewöhnlichen Sprengstoffs Cyclonit und daran, dass Botulinumtoxin nicht mit Botox abgekürzt wird, kann man sich vielleicht denken, in welchem Studienzweig ich Paul kennengelernt habe, parallel kann man an diesen zwei Substanzen auch die Themen der Songs erahnen, wenngleich sich diese etwas über "geliftete Frauen in die Luft sprengen" abheben.
Im Lied "Fabian" wird das englische Sprichwort "having your cake and eating it too" wörtlich ins Deutsche transferiert um dabei das auf Schulden aufbauende Finanzsystem anzuprangern. In "Wertfragmente" werden Degenhardts Schmuddelkinder verwurstet, bevor andere "Werte fragmentiert" werden. Gespickt mit derartigen Feinsinnigkeiten, gelegentlich auch mit Ausflügen ins diametrale, wenn es ums Erbrechen geht, hört man sich schnell durch die gesamte CD.
Insgesamt eine textlich ausgefeilte Komposition, die die Gratwanderung zwischen tanzbarer Wackelmusik und aggressivem Geschrabbel wirklich souverän meistert.
Meinungen anderer Eierköppe zum Album:
"Für Skapunk echt gar nicht mal so scheiße"
F. Öh