Firewater:
International Orange!
Firewater! Die hatte ich zuletzt auf dem Zettel vor ungefähr 10 Jahren und irgendwie viel zu schnell aus Augen und Ohren verloren. Und nun, aus heiterem Himmel, springt mich dieses neue Album an - und lässt mich nicht los. Und es bettelt: "Hol dir doch auch noch den kompletten Backkatalog, du hast soo viel verpasst!", und ich sage "Nein, liebes International Orange! Zunächst werde ich DICH auf Herzen und Nieren testen!". Und da kniet es sich hin, rollt sich wie ein fliegender Teppich, zupft an meinem Bein und nimmt mich mit auf Reisen.
Ja, Reisen passt auch gut als Einstieg in dieses Sammelsurium zeitgenössischer Multikulti-Weltmusik. Mastermind und einziges Konstant-Mitglied Tod A gehört ja schließlich zu dieser Klientel an heimatlosen Reisenden. Verließ die Staaten, irrte durch Asien und den Nahen Osten und ließ sich schließlich in Istanbul nieder, wo auch diese Platte entstand. Entsprechend viele Einflüsse finden sich im Sound wieder. Balkan-Klänge, Bollywood und arabische Musik ebenso wie Ska und Swing, aber, um auch mal wieder zur nötigen Relevanz auf unserer Internetseite zurück zu kommen: alles mit Punkrock-Vibe. So könnten The Clash heute klingen. Weitere Assoziationen: Calexico gucken um die Ecke, die World/Inferno Friendship Society darf man auch nicht unerwähnt lassen, vielleicht noch groovige Gogol Bordello - nur ist Firewater eben doch etwas ganz anderes. Die Melange an Einflüssen kommt wunderbar stimmig und smooth rüber. Das hier ist kein quirliger Weltmusik-Punkrock-Mashup, das hier ist Lebensmusik und Gesamtkunstwerk.
Ich verzichte mal darauf, raushören zu wollen, welche Unzahl an Instrumenten hier verbraten wurde, und fasse einfach mal zusammen: viele! Ebenso vielschichtig auch die Gedankenwelt von Tod A. Texte liegen mir leider nicht vor, aber dass hier nicht unbedingt Smalltalk geleistet wird, schimmert durch. Von großen Gefühlen und kleinen Revolutionen, von Wirtschaftskrisen und Religionen, Miteinander und Durcheinander. Zynische Gedanken eines umtriebigen Weltbürgers. Ich würde jetzt gerne 2-3 Song-Highlights rauspicken - lasse ich aber lieber, will ja die anderen nicht vernachlässigen.
Ja doch, ich mag das Album und werde mich von ihm bestimmt noch öfter entführen lassen. Und irgendwann wage ich mich dann auch mal an die anderen Werke von Firewater...