Schon das fünfte Album von Überflüssig. Das Duo aus Herne hat trotzdem nie den Durchbruch geschafft, was sie auch irgendwie sympathisch macht. Aber wie singt Frontmann Joscha schon im Opener "Blockbuster"? "Ruhm ist nicht der Motor der uns treibt" - ja, und was dann? Wahrscheinlich ist es diesmal wirklich der oft genannte Spaß an der Musik. "Kapitel 5" ist einfach eine herrliche Funpunk-Platte. Ohne Ecken, ohne Kanten, ein Mitsumm-Album für Jedermann. Das ist auch irgendwie schon das Manko daran - ist das eigentlich noch Punk? Und gleich in zwei Songs findet sich der abgedroschenste Reim der deutschen Nachkriegsgeschichte: "Herz" auf "Schmerz". Aua. Einer davon darf trotzdem als der Hit der Platte bezeichnet werden: "Goldene Zeiten" ist textlich, abgesehen von diesem Fauxpas, ganz weit vorne.
Und ein weiterer Anspieltipp: Der antirassistische Quotensong "Vorstadt muss brennen" mit Micro Bogumil, ehemals Abstürzende Brieftauben, als Gastsänger. Ebenfalls zu hören: Die mir unbekannte "Unter uns"-Schauspielerin Olivia Klemke, mit der ausgerechnet der Schlagerklassiker "Im Wagen vor mir" gecovert wird. Puh. Wäre nicht die erste verpunkte Version dieses Stückes, originell ist das nicht, da wandert mein Finger dann doch mal zur Skip-Taste. Der zweite Coversong des Albums, "Jeden Tag jede Nacht" von den großartigen
Extrabreit geht da schon eher klar.
Insgesamt ein Album mit mehr Höhen als Tiefen. Schön unbeschwert, mehr Pop als Punk, mehr Augenzwinkern als Ernsthaftigkeit - erinnert an den Spaßpunk der 80er, wie ihn damals
Die Ärzte oder die erwähnten Abstürzenden Brieftauben zelebriert haben. Genau wie letztere sind auch hier lediglich zwei Leute aktiv, worauf die "Kleinste Band der Welt" auch ein wenig stolz ist - äh, warum wurde dann trotzdem auch der Bass eingespielt? Ha, geht halt doch nicht ohne!
Also, wer die 12 Stücke plus Bonus-Video (Making Of) sein Eigen nennen will - Kaufen! Überflüssig-Fans kommen voll auf ihre Kosten und wer die Band noch nicht kennt, sollte zumindest ein Ohr riskieren.