Southside Festival: The Cure, Broilers, The Mars Volta, Mutter, 23.06.2012 in Neuhausen ob Eck, Open Air - Bericht von Kabl
Southside Festival 2012 Tag 2, 23.06.2012
Tag 2 des Festivals beginnt. Ich beginne mit einer kleinen Anekdote vom Campingplatz: Einige unserer Zeltgruppe hatten aufgrund von nebensächlichen Verpflichtungen (Maloche) erst am Freitag Abend die Gelegenheit, an zu reisen. Von drei Personen bekomme ich am Samstag Morgen mit glänzenden Augen folgende Geschichte erzählt: Anscheinend haben sie unseren Zeltplatz gesucht und sind geraume Zeit planlos umher geirrt. Dann hörten sie von irgendwo her auf voller Lautstärke "die Geggen Gaggas" aus den Boxen dröhnen. Alles klar, sie haben uns gefunden. Aber weit gefehlt: Sie kommen zu völlig fremden Leute, die diese beschissene Band frenetisch abfeiern. Haha, da steigen wir jetzt mit den Bildern ein:
Ich will mich davon überzeugen und werde als C-Promi entlarvt, worauf ich sogar die Anlage signieren soll. Allerdings glaubt man uns nicht ganz, dass wir heute um 22.30 Uhr auf der Centerstage stehen müssen, da "The Cure" abgesagt hätten.
Auch er ist so was von lustig: Er verteilt gratis Bierduschen. Gibt es eigentlich außer mir auch noch Leute, die dieses 5,0-Bier ekelerregend finden?
Bei mir geht es mit "Mutter" los. Ich kenne tatsächlich außer meiner Wenigkeit keinen, dem diese Band bekannt ist. "Ist das ne' Rammstein Coverband?" oder "Die machen bestimmt Hip-Hop" sind 2 der Antworten, die ich auf meine Frage, ob sie mit zum "Mutter"-schauen gehen wollen, bekam.
Es ist tatsächlich kaum jemand im Zelt. Wundern tut es mich ehrlich gesagt ein bisschen, denn selbst wenn man auf einem Festival eine Band nicht kennt, könnte der ein oder andere doch mal auf die Idee kommen, einfach so reinzuhören.
Naja gut, aber viele Freunde werden sich Mutter besonders bei einem solchen Publikum mit ihrer Musik nicht machen: Wie ein Prediger schreit und flüstert der Sänger seine Texte zu düsteren Soundgebilden ins Mikrofon. Melodien gibt es wenige, Ansagen gibt es gar keine.
Als dann der Sänger, eine Viertelstunde vor offiziellem Showschluss, wortlos die Bühne verlässt und mit einem Crewmitglied zu reden beginnt, ist die Irritation perfekt. Ich fand die Band trotzdem interessant - Mutter gehören aber wohl besser in stinkige, enge Kellerclubs. Seit 30 Jahren gibt es die Band bereits - wenn man bei diesem mäßig kommerziellen Erfolg sein Ding trotzdem so konsequent durchzieht, dann hat das Alles auf jeden Fall seine Berechtigung.
Kurze Mittagspause und schon wieder rauf aufs Gelände. Hübsche Krone, hätte man auch als Hüpfburg verwenden können.
Wir schauen uns die Broilers an. Ich bin doch ein wenig beeindruckt, wie diese Band in so kurzer Zeit durchgestartet ist. 17.30 Uhr Hauptbühne - vor knapp 4 Jahren habe ich die Herren noch in Augsburg in der Musikkantine gesehen.
Die Band macht den Eindruck, als ob sie sich schon diverse Biere und Weine hinter den Knorpel gekippt hätte: Running Gag wird die Sonnenbrille der Bassistin Ines: Sänger Sammy betitelt sie als "Karl Dall", "Heino" und ist auch sonst sehr charmant zu seinen Mitmusikern.
Hier mal wieder ein Versuch, einen Pogo zu fotografieren - und ich komme mal wieder zu einem Kritikpunkt: Ein Typ, oben ohne, mit so einer Schwimmhilfen-Wurst (lange Schaumstoffstange) rennt durch die Menge und drischt mit vollem Schwung wahllos auf die Köpfe von anderen Menschen ein. Er macht dies mit einem blutrünstigen Blick - es ist fraglich was er damit bezwecken will, außer Ärger zu produzieren. Als sich ein paar Leute aufregen, er jedoch konstant weiter in einer Art Rausch mit Vollgas auf fremde Körper einprügelt, kommen drei Leute, nehmen ihn sich beiseite, schmeißen sein Schaumstoffteil weit weg und verpassen dem Jungen einen angemessenen Klapps. Dieser kann das jetzt natürlich überhaupt nicht nachvollziehen, dass man auf sein Verhalten so reagieren muss und will sich wütend prügeln. Zum Glück waren einige andere Anwesenden so vernünftig und haben ihn freundlich aus dem Moshpit gebeten.
Auch wenn die Band gerade etwas zu kurz kommt, aber ich muss nochmal meckern: Ich halte es auch für absolut unangebracht, wenn man aus der Menge anonym einen Feuerwerkskörper in Richtung Bühne wirft. Wie asozial ist das bitte? Der Böller ist dann in den Fotograben gefallen - aber auch da stehen Securitys und Fotografen. Es laufen Arschlöcher rum, ich kann es nicht fassen.
Naja, jetzt aber zur Band: Die Broilers geben wirklich alles, sind absolut gut gelaunt und spielen sich quer durch ihre Alben. Das Hauptaugenmerk liegt auf den beiden letzten Werken und die Lieder kommen, meiner Meinung nach, live viel besser an als auf CD. Die Highlights sind trotzdem ältere Stück wie "In 80 Tagen um die Welt" oder das geniale "Nur die Nacht weiß". "Ich bin bei dir" rockt gewaltig und als letztes wird die Powerballade "Meine Sache" dargeboten. Es gibt auch eine schöne Ansage gegen diese neue Serie mit diesem "Germania-Haus". Absolut gelungener Auftritt der Broilers! Gerne wieder.
Weiter geht es: The Mars Volta. Die machen Progressiv-Indie-Rock und sind wohl eine der härtesten Bands auf diesem Festival. Ich schau mir das nur aus Interesse am Schlagzeuger an, denn was der aus seinen Kesseln rausholt ist beinahe unmenschlich. Selten was vergleichbares gesehen.
Der Sänger hingegen benimmt sich, naja, wie ein dekadenter Rockstar halt: Er verpasst dem Kameramann gleich beim ersten Song einen Tritt auf den Kopf, warum auch immer. Ansagen sind rar und wenn sich der Herr mal zu einem Statement hinreißen lässt, dann reicht es zu geistreichen Kommentaren wie "Good Morning And Merry Christmas".
...ah, noch mehr Kameramänner! Hm, schwer zu sagen wie das jetzt alles gemeint ist, ob der Sänger genervt ist, oder ob dieses Gehabe zur alltäglichen Show gehört.
Zwischendurch trinkt er immer mal wieder einen Tee oder sowas aus der Tasse, wobei ein Roadie nach jeder Trinkpause des Sängers dafür verantwortlich ist, dass die Tasse am richtigen Ort steht und dass heiß nachgeschenkt wird.
Mir fällt auf, dass ich unglaublich viele Fotos von "The Mars Volta" gemacht habe. Hier noch eines vom Schlagzeuger. Also: Atemberaubende Musiker, die absolut komplexe Songs machen, von der Präsenz her aber etwas fragwürdig wirken.
Dann der Headliner: The Cure! Ich bin einer von denen, die halt die Hits kennen: "A Forest", "Boys Don't Cry", "Friday I'm In Love" und Konsorten. Mir gefällt die Band vom ersten Stück an: Sehr atmosphärische, leicht melancholische Gitarrenmusik. Bühne: grün.
Auf die oben erwähnten Hits wird heute verzichtet. Macht aber nichts, The Cure schaffen es, Atmosphäre aufzubauen und liefern ein in sich stimmiges Set ab. Sie spielen enorm lang: Über 2 Stunden. Bühne: blau.
Die Texte handeln größtenteils von Liebe und Gefühlen, alles mit der unverwechselbaren Stimme von Robert Smith. Neben mir fällt ein Typ einfach um - vermutlich Erschöpfung in Kombination von Alkohol und Hitze. Wir bringen ihn zu den Securitys hinter dem Wellenbrecher, wo er sofort versorgt wird. Bühne: rot.
Ein paar Menschen dauert der Auftritt zu lang. Sie kucken sich währenddessen ihre Füße an. Ich fands nicht zu lang - hat mir gefallen.
Oh, das Bild ist zur Abwechslung mal ganz gut geworden. Um ca. 0.45 Uhr gehen The Cure von der Bühne. Gerüchten zufolge haben sie nachts um drei nochmal aufgebaut und haben noch 3 Stunden lang gespielt. Höhöhö.
So sah übrigens mittlerweile unser geflickter Pavillon aus. Nicht schön, aber selten. Tag 3 hier