Groezrock Festival (Tag 1): Streetlight Manifesto, A Wilhelm Scream, AC4, Pulley, The Aquabats, Pennywise, Kid Dynamite, Comeback Kid, Turbonegro, 27.04.2013 in Meerhout (BE), Feld - Bericht von Gerdistan
Groezrock Festival (Tag 1), 27.04.2013 in Meerhout (BE)
Übrigens der erste Festivalbericht von mir, Fotos sind noch schlechter als gewohnt, wenn ich überhaupt welche gemacht hab. Aber viel verpassen tut man nicht, wenn keine Fotos da sind, also lasst euch das einfach von der Text-to-speech-App eurer Wahl vorlesen, lehnt euch zurück, öffnet eine warme Dose Bier und lasst ordentlich einen fahren, dann fühlt ihr euch direkt, als wärt ihr dabei gewesen.
Erstmal zu den Vorbereitungen, Jenz hatte zum Glück bereits Monate im Vorfeld Tickets gekauft, so dass keiner mehr sagen kann, das Wetter sei ihm zu schlecht. Also schnell noch in Times New Roman Schriftgröße 178 zwei Zettel für die Heckscheibe ausgedruckt und ab gehts.
Wie aber jedes Mal auf der Fahrt zum Groezrock treffen wir kein einziges anderes Auto, das ähnlich vollbeladen aussieht. Apropos voll beladen: Da wir bereits nach einsammeln der letzten zwei Gestalten in Düsseldorf voll bis unters Dach waren, wurde es ein bisschen eng, nachdem wir noch Bier kaufen mussten.
Aber das tut der Stimmung keinen Abbruch, Local Meat Traffic und weil wir so edle Nobelmänner sind, nehmen wir gleich sechs Paletten Nobelaner-Pils vom belgischen Lidl, mehr war leider nicht in der Auslage. Die Straßen zum Festival sehen aus wie immer und werden auch von den obligatorischen "Hier waren wir letztes Jahr auch schon"-Kommentaren begleitet.
Aber irgendwann erblicken wir endlich die guten alten orangefarbenen ROCKFESTIVAL-Schilder. Als wir ankommen, stellen wir fest, dass es noch ziemlich früh ist und die das mittlerweile sogar ernst meinen, wenn sie sagen dass der Zeltplatz erst um 18 Uhr aufmacht. Das war früher anders! Außerdem regnet es, Petersilie ist dennoch ganz guter Verfassung.
Jenz freut sich auch, dem Homeoffice endlich entfliehen zu können, musste heute morgen noch bis 12:15 ne Telko absitzen und konnte dann nicht mal mehr was frühstücken, diese Festivals kommen aber auch immer so plötzlich.
Thrun (aka das Ruhrgebiet) hingegen hat schon nach fünf Minuten keinen Bock mehr, weil er ein alter Meckeropa ist. Thrunio ist der Sohn des Getreidegroßhändlers Konsul Kröger und dessen schöner, südländischer Frau. Von ihr hat er die dunklen Augen und das südlich scharf geschnittene Gesicht.
Und wie es bei Festivals im Ausland natürlich immer ist, trifft man nach spätestens 10 Minuten Bekannte von zu Hause, in Thruns Fall ein paar Leute von der Band Nasty Jeans (die sich Gerüchten zufolge bald in Nasty Jenz umbenennen). Denen haben wir auch zu verdanken, dass wir uns zuerst Campingbändchen holen und schließlich ganz vorne dabei sind, als die Tore zum Zeltplatz geöffnet werden.
Doch die Freude währt nur kurz, direkt am Anfang müssen wir erstmal die Sackkarre abgeben und alles selber schleppen, dann werden nach einem recht fragwürdigen System die Zeltplätze verteilt, wir kriegen recht wenig Platz für Pavillon und alle Zelte, immerhin haben wir unsere neuen Freunde aus der Schlange neben uns.
Weil wir nicht genug Platz für alle Zelte kriegen, müssen sich Petersilie und Frau Aal ein Zelt teilen, was aber keinen stören sollte, es war nachts so rattenkalt (geiles Wort, ey), dass man sich über menschliche Nähe nicht beschweren konnte.
Jenz kann wie immer kein Wässerchen trüben. Als alle Zelte stehen wird noch schnell der Pavillon dazwischengequetscht und sich hauptsächlich darüber unterhalten, wie gut es ist, einen Pavillon zu haben. Das Wetter war nämlich über alle Maßen scheiße, da hilft nur eins...
...Dosenbier. Dieses hier auf dem Bild haben wir noch während der Schlangenparty (da hatten einige Leute, die noch früher da waren als wir, ihre Pavillons aufgestellt und Mucke an, bis aufs Wetter ganz sachlich) von irgendwelchen Fremden gekauft. Jenz gibt gerne ma ein' aus.
Thrunio beneidet Hans Hansen ein wenig wegen dessen Unkompliziertheit, die ihm soviel Sympathie bei anderen einträgt. Sein Freundschaftswerben wird von Hans Hansen zwar geduldet, doch mehr erreicht Thrunio bei ihm nicht. Beide bleiben einander letztlich fremd, und Thrunio leidet.
Mit dem Wassersack bewaffnet gehen Petersilie und ich noch mal Wasser zum Kochen holen und ich gucke dabei auch kurz beim Acoustic BBQ Meeting vorbei (da spielen ein paar Künstler mit Akustikklampfe in der Grillzone des Campingplatzes). Fazit: Alle wollen sich mit Joey Cape oder Russ Rankin fotografieren lassen und die Musik wird vom Partyzelt übertönt. Dumm gelaufen.
Unsere Nachbarn gehen noch ins Partyzelt, was wir wegen "kein Geld" (geile Ausrede!) leider lassen müssen. Irgendwann gehen wir pennen. Der nächste Tag beginnt mit folgender Konversation: "Jenz?" - "Jo." - "Saufen?" - "Jo." durch Zeltwände, nachdem alle aufgestanden sind wird das dann auch ein bisschen betrieben und irgendwann zeigt sich sogar mal die Sonne. Die Schuhe trocknen und alle sind bester Laune.
Also wir es Zeit für DEN KLASSIKER: MGSuff. Ein Trinkspiel mit kompliziertem Regelwerk, bei dem es prinzipiell aber darum geht, einen Gegenstand (Zündkerze, Batterie, Kleinbildfilm) in den Bierhalter des Klappstuhls seines Gegenübers zu werfen. Mit verheerenden Konsequenzen, falls man es dreimal in Folge schafft.
Zunächst trinken wir die Zündkerzen weg, später dann die Flasche Fisk, die Petersilie extra aus Kopenhagen mitgebracht hat. Lecker! Auf meinem Kopf im Bild übrigens auch eine sinnvolle Anschaffung: Die orangefarbene Flexfitmütze, auch als Pixelfehler bezeichnet, so fungiert man in Menschenmengen als mobiler Orientierungspunkt.
Knapp daneben, noch mal Glück gehabt, lieber Jenz. Hoffentlich war es kein Doppelwurf und es bestand keine Sackgefahr, Sackgefahr, Sackgefahr. Ich weiß gar nicht mehr, wie es ausgegangen ist, es gab auf jeden Fall Sudden Death mit Rachewurf, was ja schon Indikatoren für eine hochspannende Partie sind.
Thrunfisch (aka der/die/das Ruhrgebiet) zieht sich zum Frühstück erstmal nen schönen Voll-Korn-Toast rein. Wie lecker es war, kann man seinen Gesichtszügen (Zug steht am Bahnhof) gut ablesen. Der sechzehnjährige Thrunio hat sich in die blonde, blauäugige Inge Holm verliebt. In der Tanzstunde wagt er aber nicht, sie anzusprechen, und die heitere, unbekümmerte Inge übersieht ihn.
Letzte Vorbereitungen für den ersten Trip aufs Gelände: Kontaktlinsen einsetzen. Jenz ist noch unerfahrener User und dachte sich, ein Festival wäre ne gute Idee, mit Kontaktlinsen anzufangen. Jaaaa. Es hat nicht so gut funktioniert.
Dann erstmal Biermarken und danach Bier kaufen. Wat sind diese Punker aber auch immer eingeschränkt in ihrer Klamottenauswahl! Zwischenzeitlich sind wir am Zelt vorbeigelaufen, als die Riverboat Gamblers spielten, und das hörte sich von außen deutlich besser an, als ich es aufgrund des Bandnamens vermutet hätte.
Und nach 20 nutzlosen Bildern endlich mal eins, auf dem man von weit hinten eine verwischte Band auf der Bühne und Teile einer Menschenmenge sieht. STREETLIGHT MANIFESTO spielen! Wie ihr ja sicher alle wisst, spielen beim Groezrock alle Bands in riesigen Zelten und in diesen Zelten ist der Sound manchmal eher mäßig, heute ist er aber echt miserabel. Was natürlich bei einer Band wie Streetlight Manifesto besonders ärgerlich ist, denn im Gegensatz zu vielem anderem in meiner Musiksammlung beherrschen die sieben Leute ihre Instrumente ziemlich gut und spielen mehr als drei Akkorde und verschiedene Hornlines durcheinander.
Sound wurde irgendwann besser, hinter mir standen leider ein paar Wolfgang-Imitate, die den Text (falsch und zu spät) und die Instrumente (schief) mitgesungen haben. Songauswahl war ganz gut, vom neuen Album nur den Opener, der auch im Internet schon zu hören war. Trotzdem ganz gut, demnächst in Köln, hoffentlich mit besserem Sound!
Auf der großen Bühne gibt es übrigens eine Leinwand, auf der zum Festival passende Twitter-Nachrichten einblendet werden. Favorit des Tages: "I'm drowning in an ocean of mayo and punk rock at Groezrock 13".
Auf der großen Bühne gibt es übrigens eine Leinwand, auf der zum Festival passende Twitter-Nachrichten einblendet werden. Favorit des Tages: "I'm drowning in an ocean of mayo and punk rock at Groezrock 13".
Nächste Band: A WILHELM SCREAM. Technischer Math-Progressive-Punkcore oder so ähnlich, jedenfalls derbe ins Gesicht. Als Opener wird direkt "The King is Dead" verheizt, das Publikum geht gut mit, dennoch scheint mir die Band selbst etwas weniger abzuspacken als ich das sonst von denen gewohnt bin. Trotzdem grundsolider Auftritt, auch "Me vs. Morrissey in the pretentiousness contest: The Ladder Match" wurde auch noch gespielt, erste Belastungsprobe für die Stimmbänder.
Dann kurz rüber zu AC4, die spielen in den 10 Minuten, die wir da waren, sogar fünf Songs und davon "Detonate" und "Won't Bow Down", die ziemlich gut abgehen. Weitere Belastungsprobe für die Stimmbänder. Aber nun schnell rüber zu Pulley, denn die sind im Gegensatz zu AC4 nicht bei uns auf Tour. Schöner 90er Punkrock für umgedrehte Schirmmützen (Farbe egal), die Körperhaltung des Sängers beim Singen erinnert allerdings an eine der jüngsten Dortmunder Krachcore-Bands, aber guter Auftritt. I'm just another working class whore.
Dann ist es endlich so weit: Die AQUABATS spielen, der Hauptgrund für die Reise nach Belgien. Frau Aal geht trotz Kater übelst ab. Laut Thrun die einzige Band, die sich Mitklatschspielchen und sowas erlauben darf. Songauswahl ganz geil, es geht direkt los mit Fashion Zombies, später noch Pizza Day, diverse andere Kracher und zum Abschluss natürlich Pool Party inkl. Strandspielzeugen, die ins Publikum geschmissen werden. Ich helfe Jenz im Pit beim Crowdsurfen, dabei verliert er natürlich prompt sein Handy. Dumm gelaufen! Hätte er mal nen Praktikanten für sein Whatsapp eingestellt.
Erstmal Bandpause, die Jenz und ich dazu nutzen, zum Auto zu gehen, mein Handy rauszufischen und umständlichst zu erreichen, dass seine Karte gesperrt wird. Wenn wir schon mal da sind, drehen wir uns noch ein paar "Grafenwalder Strong" (brewed in accordance with the German purity law) rein und nehmen Tonic Water mit, damit wir auf dem Zeltplatz mit den Nachbarn schönen Nasty Gins Tonic trinken können. Cheerio. Eine DIN-zertifierte Gaskartusche wird uns allerdings am Einlass abgenommen, weil sie keinen Schraubverschluss hat. Langsam wirds echt albern mit den Verboten hier. Egal, schön ein' saufen und dann zurück aufs Gelände. Kurz bei Title Fight reingeschaut, für belanglos befunden und schnell rüber ins große Zelt zu PENNYWISE.
Eine weitere Band aus der Kategorie 90er Punkrock, mittlerweile wieder mit Gründungsmitglied Jim Lindberg am Gesang. Ich hab mir ja neulich die Doku "The Other F-Word" reingezogen und naja. Es stimmt wirklich, dass in jeder Ansage das Wort "fucking" vorkommt und es bleibt der bittere Beigeschmack, dass die das da oben ja doch irgendwie nur fürs Geld machen. Egal, die Songauswahl ist dermaßen "back to the roots", dass ich sehr zufrieden bin, kaum neue Sachen und nur alte Knaller. Schön.
Danach zu KID DYNAMITE, mir wurde diese Band rechtzeitig vorm Festival noch nahegelegt und ich war echt überrascht, die können wirklich einiges. Schöner Melodic Hardcore, teilweise auch in die Rollbrett-Richtung, gefällt mir ganz gut. Danach ist noch ein Bier Zeit bis zu Comeback Kid, da haben sich irgendwelche Irren für drei Songs in der Umbaupause auf die Bühne geschlichen, keine Ahnung was da genau los war, CBK war dann eher egal, Sound auch mies. Also nochmal bei TRBNGR reingeguckt, ich weiß nicht ob es am neuen Sänger lag, aber begeistert hat mich das auch nicht. Aufm Klappstuhl am Zelt sitzend fand ich den Sound von Rise Against dann auch mies, also pennen und weiter mit Tag 2.