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Les Ramoneurs de Menhirs, 29.09.2013 in Plonéour-Lanvern (FR), L'Usine à l'art - Bericht von Gerd & Thrun

Les Ramoneurs de Menhirs, 29.09.2013 in Plonéour-Lanvern

Gerd: Immer noch in Frankreich, heute Konzert 3 von 3. Nach einer ausgesprochen unerfolgreichen Flohmarkttour, bei der wir weder Risiko noch Erweiterungen für die Siedler von Catan finden konnten, begeben wir uns via Kfz (Onkel Gerd mal wieder Fahrerarsch) in die Weltstadt Plonéour-Lanvern und fahren an der Kneipe vorbei, in der ich Anno 1996 das EM-Finale gesehen habe. Meine Eltern pflegen nämlich seit Jahr und Tag in dieser Gegend Urlaub zu machen.
Gerd: Der professionelle Flyer. Die noch professionellere Rückseite, komplett mit Comic Sans und sinnfreien Zeilenumbrüchen, erspare ich euch mal.
Gerd: Thrun und CC müssen irgendwie auf Betriebstemperatur kommen, die Supermärkte haben seit 12:30 geschlossen, es ist ja Sonntag, und Bier haben wir nicht vorher gekauft. Da bleibt nur eins: Wein aus der Wasserflasche mehn!
Thrun: Sonnenbrille war hier übrigens Pflicht.
Gerd: In der Stadt angekommen, finden wir zwar eine Anzeigetafel, die das Konzert bewirbt, aber nicht heraus, wo es ist. Ein findiger Motorradfahrer kann uns aber weiterhelfen, ein Parkplatz ist auch schnell gefunden und dann kann es ja auch losgehen.
Gerd: Vor der Halle erblicken wir eine größere Menschentraube. Ist diese Band so beliebt, dass sich die Leute bis vor die Tür der gar nicht so kleinen Halle die Beine in den Bauch stehen? Aber nein. Draußen spielt ebenerdig ein Weltmusik-Kollektiv, das laut Flyer La Collectore geheißen haben müsste.
Gerd: Nachdem die sanitären Anlagen auf ordnungsgemäße Funktion überprüft wurden, kauft Thrun für 10€ Wertmarken. Ein Gläschen Rotwein kostet nur 1€, die sollte man also schon loswerden können.
Thrun: Der war echt lecker, auch wenn das hier nicht so aussieht. Gab trotzdem nur einen Becher für jeden, da der Stand irgendwann einfach abgebaut worden war. Naja, aber ein Hoch auf die gefüllte Blase, sonst wären wir sicherlich nicht so schnell in die Halle gegangen und hätten die Bühne sowie die Fressbuden nicht gefunden.
Thrun: Eine Open-Air-Bühne in einer Turnhalle, hier wird mehr auf doppelte Absicherung geachtet als in deutschen Atomkraftwerken. Eigentlich war das ganze Gestänge viel zu überdimensioniert. Ein Schlagzeug gab es nicht, dafür 'nen Drumcomputer, eine Gitarre und ansonsten eine Bläserfraktion mit Dudelsack und/oder Bombarde, einer kleinen, sehr quietschigen Tröte aus der Bretagne. Gesungen wurde entweder vom Mann mit der roten Hand auf Bretonisch, oder von den anderen drei Asseln mit den lustigen Frisuren auf Französisch.
Thrun: Wie man sieht, ist traditioneller Gesang serious business, dabei darf nicht gelacht oder gealbert werden. Wo kämen wir denn hin, nachher nimmt sich die Jugend noch ein Beispiel daran und dreht durch!
Thrun: Ha, gefoppt, der Mann kann doch aus sich rauskommen, und wie! Hier imitiert er entweder einen Hahn, einen Punker oder bestellt fünf Bier. Oder das ist sein Zeichen für "Ich zieh dann mal meinen Mantel an und geh für 30 Minuten von der Bühne", das ist später nämlich auch vorgekommen.
Gerd: Er hier mit den drei tätowierten Streifen auf dem Hinterkopf ist sowas wie der Kopf der Band und auch für die meisten Ansagen zuständig. In der Halle war es zwar nicht so heiß, wie es auf kleineren Konzerten mal der Fall sein kann, aber da mit Fellweste rumzuhängen, naja, muss man mögen!
Thrun: "If the kids are united, they will never be devided", gesungen vom Mann mit dem größten Iro, da freut sich dann auch ein alter Sack wie ich. Wie ernst die Band das meint, konnte man am rechten Rand der Bühne erkennen, an dem die Kids zwischen 2 und 5 Jahren saßen, tanzten oder mit großen Augen dem Treiben auf der Bühne folgten. Muddi stand etwas weiter abseits und feierte den ganzen Krams mindestens genauso ab wie die Kinder.
Thrun: Als dann auch noch ein deutlich über 70-Jähriger in den Pit gebracht wurde, um freudestahlend seine Tochter auf der Bühne zu erblicken, merkte man erst, dass hier nicht nur das typische Klientel besoffen durch die Gegend wankte, sondern dass hier wirklich alle Gesellschaftsschichten vertreten waren und die Sau rausließen. Oder zumindest mitschunkelten. Doch ein recht spezielles Völkchen, diese Bretonen. Und Bella Ciao singen sie auch alle mit.
Gerd: Die hier mit viel Herzblut vorgetragene Musik ist übrigens eine Melange aus 77er Punk und traditioneller bretonischer Musik, was sich auch in der eher ungewöhnlichen Instrumentierung niederschlägt.
Thrun: Handlicher als die meisten Blasinstrumente, so eine Bombarde, vor allem, um damit wild in der Luft rumzufuchteln, während man alles und jedem die Pest an den Hals wünscht. Auch wenn wie immer die meisten Bühnenansagen für mich nicht ins letzte Detail zu entziffern waren, kam jedoch deutlich rüber, auf welcher politischen Seite man steht und was von Politikern und Regierungen zu halten ist. Regionale Bezüge und Heimatverbundenheit müssen nicht zwangsläufig mit konservativen, patriotischen oder andersweitig dummen Ideologien einhergehen.
Gerd: Bei Bella Ciao wollte jeder mal ans Mikrofon, auch beim Lied "Oy Oy Oy" (schreibt man Oi in Frankreich generell mit Ypsilon, damit man es nicht Oah ausspricht?) und den vielen Lalala-Passagen durften die Fans mal ran.
Thrun: Und irgendwann fangen die Asseln im Pit dann an, ihren Volkstanz aufzuführen. Klappt dank der besoffenen Leute aber auch nur kurzfristig, weil entweder Leute von außerhalb unkontrolliert reinfallen oder die Tänzer stolpern und hinfallen.
Gerd: Eine beliebte Pose des Gitarristen, der keineswegs vollkommen kahlköpfig ist. Hinten dran hat er noch einen Rest Haare und zwei ungefähr einen Meter lange Dreadlocks, die für zahlreiche Spielchen herhalten müssen.
Gerd: Die bretonische Sackpfeife wie sie leibt und lebt. Am Abstand der Bombarde zu ihrem Mikrofon kann man schon erahnen, was für einen immensen Klang dieses kleine Instrument hat - beim Soundcheck leider auch manchmal in recht unangenehmen Frequenzen.
Gerd: Ich habe die Band ja bereits vor anderthalb Jahren mal hier in der Gegend gesehen (was nicht heißen soll, dass die nur hier auftreten. In Deutschland sind die auch ab und zu unterwegs) und im Vergleich zu damals gibt es hier deutlich mehr Lieder zu hören, die ich von keinem der beiden Alben kenne.
Gerd: Festivalbesucher, mit deiner Wollmütze, obwohl du gar nicht frierst. Auch schöne Zahnlücke auf der Bühne!
Gerd: H.P. Antenne Baxter. Im Hintergrund: Kästen für Blasinstrumente, Wasserflaschen. Nicht zu sehen: Ein randvolles Tablett mit Bierbechern - ein Bier haben wir uns von den letzten Wertmarken auch noch geleistet, schmeckte aber eher wie Knüppel aufn Kopp.
Gerd: Keine Ahnung, ob das in einem Zusammenhang zu dem Bier auf der Bühne steht, aber ich hatte das Gefühl, dass von der Band deutlich mehr Aktion zu sehen ist, als beim letzten Mal. Da wird rumgehüpft, Mikros getauscht (manchmal wurden dafür vorher extra die Mikrofonständer durch Roadies in der Höhe variiert - sehr professionell. Was ist eigentlich die weibliche Form von Roadie?) oder auch mal ein kleiner Tanz aufgeführt, das konnte der bretonische Sänger am besten.
Gerd: Mitten im Geschehen: Profifotograf Thrun. Unter diesem Foto ist noch etwas Platz, also noch ein paar Worte zum Sound: War ok, bisschen viele Rückkopplungen. Feedbacking for more Chaos!
Gerd: So rückblickend hätte man auch problemlos den Wein aus der Plastikwasserbuddel drinnen weiter trinken können, das haben da sogar diverse Leute gemacht und allgemein war direkt vor der Bühne ein Asselhaufen zugange, dass einem eigentlich gar nix mehr peinlich sein musste.
Gerd: Als irgendwann der ältere Sänger von der Bühne geht, dachte ich, das wäre es jetzt langsam mal gewesen, es wurden ja schon über 90 Minuten gespielt. Aber Pustekuchen. Der andere Sänger holt aus, es wird ein Gedicht vertont, es werden diverse Klassiker aus dem Repertoire seiner vorherigen Band, der französischen Punklegende Bérurier Noir gespielt, die textlich sehr lalala-lastig waren. Da konnte das Publikum dann auch immer gut mitsingen.
Gerd: Irgendwann kam der andere Sänger dann wieder, noch ein paar Songs, dann gab es noch Breizhistance zu hören, einen der größeren Hits der Band. Ein Wortspiel aus Breizh (bretonisch für bretonisch) und Résistance, auf irgendeinem Plakat in der Gegend wurde sogar noch ne Schippe draufgelegt und von Bierzhistance gesprochen. Saufen ist ok.
Thrun: Am Ende durfte dann auch das restliche Bühnenpersonal ihren Beitrag leisten und brüllte inbrünstig die Mikros zusammen oder tanzte Discofox auf der Bühne. Schön, wenn man nach 2 Stunden noch so viel Enthusiasmus zeigt, aber das war so langsam der Punkt, an dem bei uns die Luft raus war.
Thrun: Der Drumcomputer und die recht spezielle Blasinstrumentefraktion ließen die Songs doch arg redundant klingen, und wenn einem selbst dann der Bezug zu irgendwelchen Traditionals fehlt und man nicht direkt versteht, worum es in den Songs geht, dann sollte man lieber selbiges tun und abhauen.
Thrun: Ein Gastspiel von Tim Armstrong gab es zwischenzeitlich auch noch, der sieht gar nicht so fertig und kaputt aus, wie ich dachte.
Gerd: Und ich dachte die ganze Zeit, das sei Dhalsim aus Street Fighter gewesen!
Thrun: Pommes, endlich Pommes. Hab lange nicht mehr so einen Heißhunger auf Pommes gehabt, die hier waren auch recht lecker und man konnte sie nach Herzenslust in Majo und Ketchup ertränken, geil! Im Hintergrund dudelten immernoch die Ramoneurs, jetzt schon deutlich über 2h, und das auf 'nem Gratiskonzert am Arsch der Heide. Vorbildlich, vorbildlich!
Thrun: Suchspiel "Finde den bärtigen Ritter und seinen Knecht, gehe dabei aber nicht über los und spende 2000 Mark an das Krankenhaus." Der Verlierer muss eine Runde aussetzen, oder seine Spielfigur von der Brücke springen lassen und darf nicht mehr mitspielen.
Gerd: Die meiste Deko drinnen war aus leeren Plastikflaschen zusammengebastelt. Sowas wie Einwegpfand kennen die ja hier nicht! Die französische Umweltpolitik ist mir sowieso ein sehr großes Rätsel, aber das würde an dieser Stelle zu weit führen.
Gerd: Joa, öh. So sah der Laden von draußen aus. Spannend.
Thrun: Drinnen wie draußen: Spiel, Spaß und Unterhaltung. Aber lief der Feuerspucker nicht noch vor 20 Minuten besoffen vor der Bühne rum? Nuja ...
Gerd: Nach der allerallerallerletzten Zugabe latschen wir zurück zum Wagen und ähnlich wie beim Konzert in Rennes bleiben uns höhere Reisegeschwindigkeiten versagt, weil es mal wieder neblig ist. Zudem geht es aber auch durch winzige Schleichwege zurück zum Ferienhaus... immerhin war noch etwas Wein von der Hinfahrt für die dürstenden Mitfahrer da.
Thrun: Zu Hause gab's mal wieder eine anregende Partie Scrabble. Und bevor sich hier schon jemand gierig die Finger reibt: Die Patente auf den Femtoquast, den Turmdildo und den Märznacken sind bereits eingereicht.
Gerd: Bei der Wurfhure ist uns leider die Firma Quechua zuvor gekommen.
Gerd: Nach der Partie Scrabble dann noch etwas von der Käseplatte genascht und die obligatorische Runde Phase 10 zum Runterkommen. Anschließend ab ins Bett, wir hatten für den folgenden Tag schließlich geplant, uns am Strand mit Dosenbier vollzumachen, und dafür muss man ausgeschlafen sein!

Bis zum nächsten Mal,

euer Gerd

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Band:
Les Ramoneurs de Menhirs
Konzertberichte: 2

Location:
L'Usine à l'art
Kergaviny
29720 Plonéour-Lanvern (Frankreich)
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