Wacken:Open:Air 2017 Teil 2: Napalm Death, Volbeat, Accept, UK Subs, Turbobier, Brujeria, Batushka, Europe, Status Quo, Speed Queen, Imperium Dekadenz, Dawn Of Disease, Mambo Kurt, Sub Dub Micromachine, Corpse Hoarder, Nale, The Kroach, Inferum, 03.08.2017 in Wacken, Festivalgelände - Bericht von der Redaktion
Wacken:Open:Air 2017 Teil 2: Donnerstag, 03.08.2017
Wir beginnen diesen Bericht mit ein paar Impressionen, von denen ich keinen Schimmer habe, wer sie fotografiert, geschweige denn hochgeladen hat.
Ich zwinge mich gerade, unter dieses Bild nicht das zu schreiben, was enorm offensichtlich wäre. Ich habe da keinen Bock drauf.
Um der Arbeitslosigkeit vorzubeugen, haben sich die Macher des Wacken-Open-Airs in diesem Jahr etwas Hochsoziales überlegt: Für einen Stundenlohn von 6,66 Euro werden lebendige Schirmhalter eingesetzt. Daher ist der Ticketpreis zwar etwas höher als die letzten Jahre, dafür verdienen sich ein paar arme Schlucker ein paar Euronen. Daumen hoch für diesen karitativen Einsatz!
Nächster Tag, gleicher Ort: Knüppelzelt und zugleich die erste richtige Überraschung des Festivals. Die belgischen Metal-Battle Teilnehmer SPEED QUEEN bringen mich um 11.00 Uhr morgens dazu, Luftgitarre zu spielen und die Pommesgabel zu zeigen. Wie es der Name vermuten lässt, spielt die Band Speed-Metal mit grölbaren Refrains. Stetig Vollgas, Double-Bass, Gitarrensoli. Amtlich. Für mich jetzt schon die Gewinner des Bandcontests. Spoiler: Die Band wird aber nicht gewinnen.
Danach spielt THE KROACH aus Polen. Ich würde die Musikrichtung mal ganz grob als modernen Progressive-Metal bezeichnen. Also nicht zu vertrackt, sondern mit schlüssigen Songstrukturen, Ausflügen in das Core-Gefilde, aber auch klassischen Metal-Passagen. Nach SPEED QUEEN kann man mich da aber nur bedingt mitreißen.
Ich schaue mal nach nebenan zum Metal-Yoga. Was für mich in etwa so klingt wie linkspolitischer Rechtsrock oder christlicher Black-Metal, findet bei den Besuchern doch regen Anklang. Es donnert also irgendeine aggressive Musik aus den Boxen und Menschen machen dazu Sport, wobei von einer Dame moderiert wird. Es stinkt aber sehr nach Schweiß, daher verlasse ich die Lokalität wieder.
Das müssten die schwedischen NALE sein. Ähnlich wie man auf dem Bild nichts Detailliertes mehr erkennen kann, ist auch meine Erinnerung etwas schwammig. Ich kann mich beim besten Willen nicht mehr dran erinnern, was die eigentlich gespielt haben. Ich denke jedoch nicht, dass die Band so belanglos war, im Gegenteil, ich habe an diesen vier Tagen Wacken so viele Bands gesehen, dass ich das wohl einfach vergessen habe.
An CORPSE HOARDER aus den USA kann ich mich dafür erinnern. Die spielen (Überraschung!) Death-Metal der US-Prägung. Also weniger Melodie, dafür mehr Brutalität. Als Vergleich kommt mir direkt Cannibal Corpse in den Sinn. Gefällt mir, auch deshalb, weil auf dem diesjährigen Wacken der brutalere Death-Metal eher spärlich aufzufinden ist.
Ich schaue mir vom Metal-Battle noch STENGAH aus Frankreich, VERGE OF UMBRA aus Zentralamerika und INFERUM aus den Niederlanden an. Dieser Contest ist einfach jedes Jahr wieder ein Highlight, weil man erstens neue Bands kennenlernt, zweitens die Spielzeit von 20 Minuten absolut genial ist, da somit auch Bands die man persönlich nicht so gut findet nicht anfangen zu nerven und das Zelt drittens nie zu voll ist - ich mag kleinere Konzerte lieber als riesige. Gewonnen haben übrigens: JET JAGUAR aus Mexiko (Platz 1 - nicht gesehen), E-An-Na aus Rumänien (Platz 2 - nicht gesehen) und INFERUM aus den Niederlanden (Platz 3 - gesehen, aber für nicht so spektakulär gehalten).
Immerhin hat Mambo Kurt mit Hilfe von zwei Damen noch seine Heimorgel zerlegt.
Lieber hätte sich Mambo Kurt mit Hilfe von zwei Damen selbst zerlegen sollen. Das ist die Wasteland-Stage. Da habe ich mir nichts angeschaut, denn es spielt größtenteils nur so Industrial-Zeug, womit ich persönlich nix anfangen kann. Ich musste jedoch fluchtartig aus dem Knüppelzelt flüchten, da MAMBO KURT anfing mit einem Scooter-Cover zu nerven. Eigentlich nervt MAMBO KURT immer, egal was er spielt. Würde nicht ein Auftritt pro Jahr reichen? Auf der Wasteland-Bühne spielt gerade SUB DUB MICROMACHINE, wie gesagt irgendein Industrial-Zeug.
Tatsächlich war der Mutzbraten das einzige was ich vom Catering gegessen habe. Die besten 7€ die ich seit Langem ausgegeben habe! Catering-Empfehlung: Mutzbraten! Ein faustgroßes Stück Fleisch mit Kraut, Brot und Gurke. Ich finde es toll, dass es auf dem Wacken-Open-Air so tolle nichtvegetarische Alternativen zum fleischlosen Einheitsbrei gibt. Die Verkäuferin kommt aus Thüringen, ist gut aufgelegt und ich unterhalte mich mit ihr. Wenn ihr die Gelegenheit habt: Esst ihren MUTZBRATEN, der war so eine hervorragende Maulwuchtung, dass ich ihn, ebenso wie die Bands, in Großbuchstaben schreibe. Er hat es verdient.
Endlich zurück im Knüppelzelt. Hier spielen die UK-SUBS, also die Band, deren Sänger gestern bereits auf der Biergarten-Bühne trällern dürfte. Hier gibt es Punkrock, die Stimmung im Zelt ist ausgelassen und wenn sich Charlie Harper nur auf das Singen konzentriert, dann kommt das irgendwie besser an. Schöner Gig von den UK-Subs mit allen Hits!
Naja, die True-Metal-Stage wurde ja in "Faster" umbenannt, ich glaube auch das wird einer der Gründe sein, warum die sich auflösen wollen. ROSS THE BOSS. Endlich mal ein Stückchen Manowar in Wacken. Ein weiser Mann sagte mir einmal: "Ohne Manowar kann Wacken auf Dauer nicht bestehen"
Kurz vor dem Auftritt von Europe war es noch richtig grün im Infield. Keine 4h später war davon nicht mehr viel zu sehen.
Hatte ich zwar nicht geplant, aber wenn EUROPE schonmal spielt, kann man mal hingehen. Haben alle ihre großen Hits gespielt (wie Final Countdown und Rock the Night). Auf jeden Fall konnte Joey Tempest noch seinen Mikroständer wie ein Irrer durch die Luft wirbeln.
Exkurs: Bands und Kontinente. So gibt es von TOTO das Lied AFRICA, die Bands ASIA und AMERICA und dann gibt es noch Bands die aus Australien kommen. Metallica haben mal auf der Antarktis gespielt. Das ist die wundersame Welt der Musik.
Danach DAWN OF DISEASE. Nach einer Punkband direkt eine Death-Metal-Band spielen zu lassen klingt gewagt, läuft aber. Die Osnabrücker spielen heute wohl eher ihr brachiales Zeug, insofern man dem Sänger Glauben schenken kann. Kurzweiliger Auftritt, haut mich jetzt nicht vollständig vom Hocker, lädt jedoch zum gemütlichen Schunkeln ein.
Da mich die folgenden IMPERIUM DEKADENZ eher enttäuschen (was heißt enttäuschen? Ich habe mir nur etwas mehr erwartet), schlendere ich ein wenig über das Gelände und gucke was sonst noch so alles los ist.
Zum Beispiel konstruiere ich mir professionelles Schuhwerk, gesponsert durch Tüten vom Metal-Hammer-Stand. Das Schuhwerk hält genau zwei Schritte, dann flutscht es mir von den Mauken. Aber ich bleibe hartnäckig. Mehr dazu später.
Hier spielt STATUS QUO. Und ich muss zugeben: Die zweite absolut positive Überraschung des Festivals! Ich wollte eigentlich nur mal kurz reinschauen und dann wieder ins Zelt zu Aborted, mir gefällt der Auftritt jedoch so gut, dass ich ihn mir ganz anschaue. Naja, fast ganz. Das letzte Lied "Rockin' all over the world" finde ich dermaßen unerträglich und ausgelutscht, dass ich da gehe. Der Rest ist aber geil: Ich befürchtete eine Rentner-Combo, die ihre Hits lustlos runterspielt, aber das Gegenteil war der Fall: Die Lieder wurden deutlich druckvoller als auf CD dargeboten, wirklich gut gemacht! Und die Hitdichte ist eh enorm, man ertappt sich doch dabei, dass man fast jeden Song kennt.
Zitat eines Konzertbesuchers: "Ich weiß jetzt auch, warum die STATUS QUO heißen. Weil sie seit 30 Jahren die gleichen Lieder spielen."
Mittlerweile ist gut was los, zumindest vor den Hauptbühnen. Da Aborted nach Status Quo nur noch fünf Minuten spielen, kann ich mir das auch knicken und pilger entspannt zur Biergarten-Bühne.
Und da sind wir. Es spielt TURBOBIER, die Wizos von Österreich. Ich weiß immer noch nicht so recht, was ich von der Band halten soll. Einerseits haben sie durchaus Hits, andererseits kommt mir die ganze Show, so heute auch, etwas zu aufgesetzt und gewollt vor. Das ist zweifellos eine Band aus dem Punksektor, die größere Hallen füllt und noch größere füllen wird. Es ist halt Schunkelpunk. Ich schaue mir nur drei Lieder an ("I hass alle Leit" war dabei) und ziehe von Dannen. Stimmung ist trotzdem gut und die Entscheidung zu gehen fällt auch nicht leicht, da ich definitiv noch gerne den Hit "Fußboiplatz" gehört hätte.
ACCEPT haben ihr Set mit einer Weltpremiere gestartet. "Die by the Sword", was auch das erste Lied auf dem neuen Album "The Rise of Chaos" ist.
Nach knapp einer halben Stunde fällt der Vorhang, um nach 2-3 Minuten das Tschechische Philharmonische Orchester auf die Bühne zu holen und erstmal ein paar Instrumentalstücke zu spielen. Ich bin jetzt kein großer Accept-Fanboi aber vom Sound hat es sehr gut zusammengepasst.
Tatsächlich eine der wenigen Bands, wo ich es ein bisschen bereue, sie nicht geschaut zu haben. Eine der besten Heavy-Metal-Bands jemals. Aber das Knüppelzelt ruft.
Aber im Zelt spielt BRUJERIA, ein, hier zitiere ich mal Wikipedia, "multinationales Extreme-Metal-Projekt". Ich würde es grob mit Grindcore beschreiben. Super Auftritt, viele Gastsänger, nicht ganz so brutal wie die später noch spielenden Napalm Death, dafür mit höherem Unterhaltungsfaktor. Nur das Macarena-Cover am Ende geht mir tierisch auf den Zeiger.
Puh, dann spielt BATUSHKA, eine recht gehypte Band. Bei fast allen Bands die auf Wacken spielen ist eine sehr lange und informative Bandbeschreibung vorzufinden. Bei BATUSHKA steht lediglich: "Batushka are a Polish band whose members have not been disclosed, but they are reputed to be from well-known bands." Ich bin in der Szene wohl nicht tief genug verwurzelt, dass es mich nur annähernd interessieren würde, wer da jetzt mitspielt. Die Band bietet ein 60-minutiges satanisches Ritual dar. Der Auftritt ist also als Konzept angelegt, ähnlich wie eine Messe wie man sie halt so als normaler Kirchengänger kennt. Ich finde das sehr interessant und auch die Songs, vor allem die sphärischen Intros und Chöre, überzeugen. Bei mir kommen solche Gruppen allerdings auch immer etwas unfreiwillig komisch rüber. Und das Gegenteil wollen sie bewirken. Naja, trotzdem originell.
Dann NAPALM DEATH, auf diese Band habe ich mich mit am meisten gefreut. Ich werde nicht enttäuscht. Wie immer brachial auf höchster Stufe, Sänger Greenway springt herum wie ein Psychopath und brüllt wie eine angestochene Sau, wobei er konträr dazu in seinen Ansagen zu Respekt und Liebe aufruft. Ich bin Fan dieser Band, noch keinen schlechten Auftritt von ihnen gesehen. Nichts zu meckern, ich feiere jeden Ton bedingungslos ab. Auch Experten bestätigen die Genialität des Auftritts, denn "Nazi Punks Fuck Off" kam als vorletztes Lied. Und wenn dieser Fall eintritt, muss es ein guter Auftritt sein.
Danach spielt noch MAYHEM. Ich nerve jetzt nicht mit der diskussionswürdigen und kontroversen Bandgeschichte, sondern versuche nur den Auftritt zu beurteilen. Es wird vorerst eine Durchsage gemacht, dass keine Fotos gemacht werden sollen. Ich als seriöser Journalist befolge dies natürlich. Die Musik ist stumpfer als Punkrock - die meisten Lieder bestehen tatsächlich aus lediglich zwei Akkorden, die in Überlänge mantramäßig wiederholt werden. Der Schlagzeuger knüppelt so schnell er kann und der Sänger kreischt und röchelt kranke Texte darüber. Auch hier werden satanische Ritualspassagen in die Bühnenshow integriert. Im Vergleich zu Batushka ist das tatsächlich böser und verstörender. Vom künstlerischen und musikalischen Aspekt kann ich der Performance tatsächlich auch was abgewinnen. Aber man hat halt immer die Bandhistorie im Hinterkopf und verlässt demnach mit einem zwiespältigen Gefühl das Zelt. So auch ich. Gute Nacht.
Bei Volbeat hat dann leider auch mein Akku aufgegeben, diese haben aber eine sehr gute Show aufgefahren. Was mich sehr gefreut hat, das sie wie auch 2012 für "Evelyn" wieder Barney von Napalm Death auf die Bühne gezerrt haben.
Volbeat finde ich überbewertet. Habe ich mir bewusst geschenkt. Bis morgen. Leider ist noch während dem Volbeat-Konzert direkt gegenüber von unserem Pavillon ein Wohnwagen abgebrannt. Wie ich später erfahren habe, gab es 3 Verletzte aufgrund von Rauchvergiftung und bis auf das Material ist sonst niemand ernsthaft verletzt worden. Ärgerlich sowas!