Wacken:Open:Air 2017 Teil 4: Alice Cooper, Heaven Shall Burn, Amon Amarth, Powerwolf, TV Smith, Orange Goblin, The Hirsch Effekt, W:O:A Firefighters, Aura Noir, Twilight Force, Ahab, 05.08.2017 in Wacken, Festivalgelände - Bericht von der Redaktion
Wacken:Open:Air 2017 Teil 4: Samstag, 05.08.2017
Samstag. So sehen meine Schuhe mittlerweile aus, da ich Depp meine Gummistiefel zu Hause vergessen habe und zu schwäbisch war, mir welche zu kaufen. Wer sie braucht, weil er evtl. einen Schuhfetisch hat: Sie könnten noch auf Campingplatz X liegen. Ansonsten haben wir vorbildlich jeglichen von uns produzierten Müll verräumt.
Heute geht es los mit THE HIRSCH EFFEKT. Beeindruckende und vor allem sympathische Band, die ganz verschrobene, schwer zu beschreibende Musik macht. Auf übelste Knüppelpassagen folgen Teile, die so auch auf Bayern 3 im Radio laufen könnten. Diese Band verpackt mehr Ideen in einem Song, als manche anderen Bands in ihrer gesamten Schaffenszeit. Vom Konzept her ähnlich wie System Of A Down, nur viel komplexer, längere Songs und nicht so eingängig. Super Auftakt!
Weiter geht es mit Nautic-Funeral-Doom-Metal (zu deutsch in etwa: Gewässer-Beerdigungs-Untergangs-Metal) von AHAB. Songs mit einer gefühlten bpm-Zahl von 20 laden zum Kopfnicken in Zeitlupe ein. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber ich glaube sie schafften vier Songs bei einer Spielzeit von 45 Minuten. Gefällt mir wiederum sensationell gut, der Sänger wechselt zwischen Klargesang und tiefstem Gegrowle, die Band spielt trotz forderndem, enorm langsamem Tempo enorm präzise. Toll!
Und direkt weiter im Zelt mit TWILIGHT FORCE. Nach den beiden ersten, doch recht extremen Bands, hier mal was Lustiges. Klischeebeladener, schneller Power-Metal mit lustigen Zaubererverkleidungen und Erzähler. Die Band nimmt sich selber nicht ernst und alle grölen mit. Die dritte von drei überragenden Bands am heutigen Tag. So kann es weiter gehen.
Und das tut es auch und zwar mit einer weiteren Überraschung, vermutlich sogar der größten des Festivals für mich. Von AURA NOIR habe ich tatsächlich noch nie was gehört, die Band begeistert mich aber völlig. Sie selbst bezeichnen sich als eine Mischung zwischen Thrash- und Blackmetal, allerdings gibt es darüberhinaus noch einen gehörigen Rock'n'Roll-Anteil. Nicht nur wegen der Stimme des Sängers erinnert mich das streckenweise stark an Motörhead. Man muss sich das so vorstellen, wie wenn die schnellen Motörhead-Lieder mit gelegentlichen Black-Metal-Blast-Beats versehen werden. Richtig geiler Sound. Wenn diese bisherigen vier Bands heute zusammen auf Tour gehen würden - das wäre ein super Package. Alle vier unterschiedlich und alle auf ihre Art super.
Wacken-Homepage). Zwar versucht im Anschluss die selbsternannte Metal-Queen und von mir ernannte Nerv-Tussi DORO ihre anstehende Jubiläumsshow schmackhaft zu machen und auch Rock'n'Rolf von Running Wild erzählt noch ein bisschen - aber Euphorie sieht anders aus.
Da mich jetzt erst mal keine Band sonderlich interessiert, schaue ich mal im Pressezelt vorbei. Dort wird das diesjährige Festival resümiert und erste Bands für 2018 bekannt gegeben. Respekt an die beiden Veranstalter - sie sind trotz tagelangem Stress enorm gelassen und beantworten jede Frage, auch vor und nach der Pressekonferenz, mit einer absoluten Gelassenheit. 8 Körperverletzungen bei 75.000 Menschen wurden gemeldet. Neuer (positiver) Rekord. Generell wird das Fest von sämtlichen Seiten (Ordnungsamt, Polizei, Feuerwehr) aufgrund der friedlichen Stimmung schwer gelobt. Nicht ganz so euphorisch fallen die Reaktionen auf die Bandankündigungen für 2018 aus. Da ist wirklich absolut gar nichts Spektakuläres dabei (siehe
Weiter vorne wollte ich die Cam dann doch nicht mehr auspacken, aufgrund des erhöhten Circle Pit Risikos. Würde ich auf jedem Festival wieder besuchen. Danach hat noch POWERWOLF gespielt. Habe ich vorher leider noch nicht live gesehen also kann ich nicht vergleichen. Haben aber subjektiv eine gute Performance abgeliefert. Power Metal ist jetzt nicht so wirklich meins, trotzdem habe ich das Konzert doch noch halbwegs aufmerksam vom Hirsch aus verfolgt. Fotos von meinen Jägermeister-Eskapaden erspare ich an dieser Stelle. Aber ein Tip: Maracujasaft mit Jägermeister!
Ich widerspreche allem, was hier unter diesem Foto steht. Aus sicherer Entfernung noch zu HEAVEN SHALL BURN. Die Ossis wissen schon wie es geht!
Der ominöse Hirsch! Da sollte man auch nur während einem Konzert drauf stehen. Dazwischen ist man durch ohrenbetäubende Brunftschreie gefoltert worden. Aber selbst das kann man sich schön trinken!
Die Wackinger-Stage habe ich tatsächlich kein einziges Mal besucht. Ich glaube, ich war da insgesamt bei meinen mittlerweile vier Wacken-Besuchen nur ein einziges Mal, da haben nämlich Torfrock gespielt. Dieses Jahr gab es hauptsächlich pseudomittelalterliches Getröte (hier: HEIMATAERDE). Nein danke.
Hier spielen die W:O:A FIREFIGHTERS, eine stinknormale Blaskapelle, wie sie mittlerweile auf jedem Festival spielt. Zu Gute halten muss man dem Wacken-Open-Air, dass die Veranstalter hier diesen Trend vermutlich gesetzt haben. Zu hören gibt es überraschenderweise stinknormale Blasmusik mit ein bisschen Moderation. Ich höre mir "Rosamunde" und "Dschingis Khan" an, gehe dann aber wieder. Schöne Abwechslung und gute Stimmung vor der Bühne, aber eben wie auf jedem Dorffest.
Habe mich jedes Mal beim Vorbeigehen gefragt, wann da mal einer ein Preisschild mit 80% Rabatt aufstellt und sich da eine Wühltisch-Traube bildet! Impressionen.
Da ich jetzt schon viele bandtechnische Überraschungen hatte, hier vielleicht mal eine Negativüberraschung. Naja, eigentlich war es nicht wirklich schlecht, aber von ORANGE GOBLIN hätte ich mir mehr erwartet. Ich habe mir das etwas psychedelischer und vielleicht auch verkiffter vorgestellt. Zu hören gibt es immer noch anständigen Rock im Stil von Queens of the Stoneage. Aber ein bisschen mehr Verrücktheit hätte ich mir gewünscht. Aber: Immerhin heißt die Band ORANGE GOBLIN und nicht blue- green- oder gar yellow-Goblin. ORANGE!
Immer gern gesehen! Wahnsinn war auch, dass die Dinger teilweise alle 3h geleert und gesäubert wurden. Hab ich so noch nicht gesehen. Respekt!
Ich kann mich da auch nur wiederholen: Man motzt gerne von wegen "Kommerz" und "Ballermann-Veranstaltung", aber organisatorisch gesehen ist das Wacken in jeglicher Hinsicht schon eine herausragende Leistung! Noch gar kein Foto von Dixi-Klos. Muss man schnell nachholen.
Sturmflut oder Supernova! Oder wie war der Spruch nochmal? Diesmal war es irgendwie beides, durchwachsenes Wetter und zum Ende hin noch die Sonnencreme ausgepackt. Geil!
Alice Cooper war auch eines meiner Highlights, die Gründe wurden bereits genannt. Selten ein Konzert so genossen wie dieses! Der einzige Headliner, den ich mir in diesem Jahr anschaue, heißt ALICE COOPER. Er bekommt für seine Show eine 1. 75 Minuten, absolut durchchoreographiert, ohne eine einzige Ansage erzählt der Gig eine Geschichte. Cooper wird geköpft, in eine Zwangsjacke gesteckt, ersticht selbst mal ein paar Frauen, kreiert ein riesiges Monster, etc.. Pures Entertainment und eindeutig der originale und wohl um Längen bessere Manson!
Gefühlt hat jeder dort Ace of Spades mal gespielt. Sogar auf dem Campground hab ich das ein oder andere miese Cover vernommen. Sehr gelungen fand ich auch den Übergang von School´s Out in Another Brick in the Wall und wieder zurück! Auch musikalisch: NUR HITS! Poison, School's Out, Only Women Bleed und so weiter! Die Begleitband, allen voran die Gitarristin, spielt dermaßen auf den Punkt und perfekt, dass es eine reine Wonne ist. Was für ein würdiger Abschluss des Festivals. Als dann zum Schluss noch "Ace Of Spades" gecovered wird, setzt das der Rockshow noch die Krone auf. Leider habe ich vergessen mitzuzählen, wie oft Ace Of Spades insgesamt gecovered wurde. Aber ist ja auch ein Hit.
Zu was passt Doro überhaupt? AMON AMARTH, das hab ich noch gebraucht. Ein bisschen Melodic-Death-Metal zum Abschluss. Haben mich live einfach noch nie enttäuscht. Das Duett mit Doro fand ich nicht so passend zum Stil der Musik. Aber ohne einmal auf die Bühne zu springen kann sie auch nicht nach Wacken kommen. Hatte aber auch irgendwie nicht damit gerechnet, sie nicht zu sehen.
Nach dem eigentlichen Festivalabschluss noch eine letzte Combo zur Aftershow. TV SMITH spielt mit VOM von den Toten Hosen Lieder aus TV SMITHs Schaffen. Akustisch und solo gefällt er mir irgendwie besser als mit Begleitschlagzeuger, warum ist schwer zu sagen, vielleicht weil ich ihn bisher immer in kleineren Kneipen gesehen habe und da so ein Songwriter einfach von der Stimmung her gut reinpasst.
Schlecht ist es aber nicht. Als dann auch noch ein E-Gitarrist namens Schneider mitspielt, klingen die Songs sogar ziemlich druckvoll. Die Adverts-Klassiker kommen selbstverständlich super an, leider fehlt jedoch der größte Hit von TV Smith: The Future Used To Be Better.
Da wir noch heute fahren wollen, verpasse ich leider TANKARD, die einzige Band neben Pascow und Turbostaat, von der ich zwei T-Shirts besitze. Es war ein tolles Festival mit wenig zu motzen. Keine Idioten (außer den Pressedeppen am ersten Tag) getroffen, keine ärgerlichen Vorfälle und vor allem tolle Bands - so um die 40 habe ich angeschaut. Ich denke, das kann sich sehen lassen, auch wenn mich die Headliner in diesem Jahr größtenteils nicht interessiert haben.
Ich verabschiede mich mit einem Bild von diesem Typen, der bei TV Smith durchgehend auf dieser Kabelrolle getanzt hat und im Fünfminutenrhythmus voll auf den Boden auf die Fresse gefallen ist. Da ich Listenfetischist bin, hier nochmal meine Highlights (ohne Abstufung und Reihenfolge): Speed Queen, Status Quo, Napalm Death, Grand Magus, The Hirsch Effekt, Ahab, Aura Noir, Alice Cooper. Richtig schlechte oder enttäuschende Bands: Keine. Ob ich wieder komme weiß ich nicht, das mach ich wie jedes Jahr vom Line-Up abhängig!
Ich bin raus mit den harten Jungs die sich bei Amon Amarth in den Matsch gesetzt haben und Kanu gefahren sind...komischer Moshpit. Meine drei Favoriten waren: Alice Cooper, Dillinger Escape Plan und Sacred Reich. Bis auf Manson, von dem ich einiges mehr erwartet hatte, fand ich alle gut die ich gesehen habe. Ich denke mal ich bin nächstes Jahr wieder da.