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Days N Daze, ESA, 30.05.2019 in München, Feierwerk - Bericht von Gerdistan

Days N Daze, 30.05.2019 in München

An anderer Stelle im Bierschinken-Universum wurde ja bereits geschrieben, welchen Hype Days N Daze dieser Tage erfahren. Bei mir war das bisher nicht so angekommen. Ich kannte bis vor kurzem eigentlich nur das obskure Nebenprojekt "Chad hates George" (danke, Michi) des Gitarristen und der Ex-Waschbrettfrau, welche auch gleichzeitig seine Schwester ist. In dem anderen Bericht wird jetzt gefachsimpelt, genau die wäre auf der aktuellen Tour dabei gewesen, aber so ganz sicher bin ich mir dabei nicht. Jedenfalls bin ich durch einen Schweizer Kumpel (danke, Marko) irgendwann auf Days N Daze gekommen und habe beim ersten Lied sofort gedacht: Moment mal! Und nach einer kurzen Recherche wurden die Zusammenhänge klar. Also, wer auf DnD steht, kann sich auch mal das Album "Kill Cops and Steal Their Hats!" von "Chad Hates George" geben, klingt genauso, nur ohne Trompete. Gibts für umme auf Bandcamp.
Nun denn. Zu viert hocken wir uns um 19 Uhr in einen 96er Volvo V70 (danke, Jochen), dessen Sommerreifen nicht perfekt ausgewuchtet sind, und gleiten die A8 mit maximal 120 km/h (danke, Merkel) gen Landeshauptstadt.
Durch den alten Trick "Gästeliste gegen skurrile Lebensmittel" spare ich mir den Eintritt (danke, Markus). Nicht das erste Mal, Bierschinken berichtete.
Transparenznotiz: Ich habe kein einziges Foto gemacht und mir nur ein paar Handyfotos geschnorrt (danke, Jana). Auf allen Bildern ist DnD. Der Text hat nichts mit den Bildern zu tun. Randbemerkung: Da ich eigentlich gerade damit beschäftigt bin, innerhalb Augsburgs umzuziehen, habe ich ganz unten im Schrank das alte NxD-Solishirt gefunden und mal wieder ausgeführt. Toll, oder?!
Wir kommen gegen 19:45 vorm Feierwerk an. Nachdem es aus Insiderkreisen zunächst hieß, der VVK liefe schlecht, kam dann irgendwann bei Facebook ein Beitrag, dass die Show ins Hansa 39, den größten Saal des Feierwerk-Komplexes, hochverlegt worden sei. Oha! Und als wir vom geparkten Auto zum Gelände flanieren, erblicken wir auch eine große Anzahl Asselpunks jedweder Couleur. Die ganzen Zecken, die man sonst auf kaum einer Show zu Gesicht bekommt. Schön, dass es sie noch gibt! Paar bekannte Gesichter auch dabei, Marko und Franzi extra aus der Schweiz angereist und auch von der Augsburger Truppe sind welche vor Ort.
Um 21 Uhr soll es losgehen, also betreten wir kurz vorher mal den Laden (es war schönes Wetter und man konnte super draußen rumlungern). In der Facebook-Veranstaltung wurde angekündigt, dass ein Gewisser "Doc Schock" zum "Tanztee" lädt. Das hatte ich als Aftershowparty mit Konservenmukke verstanden, kann man machen, gar kein Problem. Als wir dann nun die Hansa 39 betreten, sitzt ein älterer Typ mit Tribaltattoos an einem Tisch auf der Bühne und spielt Musik von einem Laptop, bewegt gelegentlich seine Arme im Takt und vertreibt sich die Zeit eigentlich hauptsächlich mit Rauchen. Vor Beginn der Supportband, wohlgemerkt!
Alsbald nehmen sich dann ESA ihre Klampfen und beginnen ihr Set. Engagierter Vortrag, gute Melodien, passend eingestreute Cover, nette Texte mit der richtigen Aussage. ABER: Man kann aus zwei Akustikgitarren mit egalwieviel Talent nur bedingt viel rausholen. Es ist wirklich keinesfalls schlecht, was die beiden Jungs da machen (sind nicht ohne Grund auch schon mehrfach bei uns in der Ballonfabrik aufgetreten), aber eine ganze Stunde Spielzeit fand ich dann doch mindestens eine Drittelstunde zu lang. Und "Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist" muss man echt nicht mehr covern, der Song ist wirklich wirklich wirklich ausgelutscht, tot gehört und schlecht beerdigt.
Bereits während des Sets von ESA hampelt "Doc Schock" die ganze Zeit im Hintergrund herum, raucht, fängt Mitklatschaktionen an, will ins Mikrofon labern und beginnt zu nerven. Einem Großteil des Publikums ist es egal, viele sind schon jetzt sternhagelvoll und starten sowohl zu eigenen ESA-Songs als auch zum Filmriss-Cover wilde Pogopits. Von der Art, in der man dauernd Ellenbogen in die Fresse kriegt. Aufgrund meiner Erfahrungen vom letzten Wochenende halte ich mich im Hintergrund.

Nach ESA kurz vor die Tür, ihr könnt euch ja ungefähr vorstellen, wie es in dem Raum bereits zu früherer Stunde gerochen hat.
Pünktlich zu den ersten Klängen von DnD schneien wir wieder ins Getümmel. Eine für meine Verhältnisse eher ungewöhnlich instrumentierte Band mit Waschbrett, Waschwannenbass, Gitarre und Trompete. Ganz schönes Gewäsch! Hoho. Das ganze nennt sich dann "Riot Folk" und ist schön schnoddriges Akustikgeschrammel mit Trompetenmelodien und eben einsaitigem Bass und Waschbrett als Rhythmussektion. Kann man machen!
Was man auch machen kann, aber nicht machen sollte, ist sich so zu benehmen wie "Doc Schock". Da die Band ja kein Drumkit hat, das den hinteren Teil der Bühne einnehmen könnte, sitzt dort "Doc Schock" an seinem DJ-Pult, raucht und hampelt. Ein ums andere Mal steht er auf, belabert die Musiker mit irgendwas, versucht ihnen Getränke einzuflößen, während der Songs. Einfach grauenhaft. Hand in Hand damit geht das Verhalten einiger Individuen im Publikum, die auch dauernd die Bühne betreten müssen.
Entweder zum Stagediven, ins Mikrofon lallen oder einfach nur um herumzutanzen - es sind eigentlich ab der Hälfte der Show permanent mehr Asseln als Musiker (höhö, als ob die keine wären!) auf der Bühne. Gelegentlich erweist sich das Publikum als textgewandt und vor allem ausreichend schnell, wenn eine(r) das Mikro ergreift (Jesse Sendejas legt in einigen Songs ein unglaubliches Tempo vor) - meistens allerdings nicht. Die Band spielt einfach mit stoischer Ruhe weiter und lässt sich von dem ganzen Tohuwabohu nicht irritieren.
Zahlreiche Hits werden gespielt, die meisten wohl vom Album "Rogue Taxidermy", welches noch die aktuelle Scheibe ist und auch am Merch auf MC feilgeboten wird. Shirts gibts nicht, waren vielleicht schon ausverkauft. Interessant, dass "Misanthropic Drunken Loner" in Schwerte ein Partyhit ist, so vom Text her, aber Schwerte wäre ja auch nicht Schwerte, wenn die Leute da nicht von einem ganz besonderen Schlag wären. Wie gesagt, die Bands zieht's durch, Hits Hits Hits, what are we gonna do tomorro-o-o-ow?
Tiefpunkt der Show: Whitney Flynn (die mit der Trompete) greift zur Ukulele und spielt ein ergreifendes Lied ganz alleine. Ganz alleine? Nein, die Mitmusiker haben zwar die Bühne verlassen, aber einer hält tapfer die Stellung: "Doc Schock" steht natürlich hinter ihr und hält zwei Feuerzeuge in die Luft. Ja, wirklich. Ja, zwei. Ja, es war unglaublich fehl am Platz und peinlich. Das Lied war gut.
So spielt sich die Band durch etwas über eine Stunde, das Publikum rastet komplett aus, Stage Dive High Five, einer klettert sogar an den Traversen an der Decke herum.
Interessant gemischtes Publikum übrigens auch, zwischen den ganzen Crusties und Vollasseln auch ein paar Turbojugendliche und dann noch die Fraktion der gesetzten Mittelstandspunker, zu der wir uns wohl oder übel auch zählen müssen.

War es das jetzt? Aber nein, "Doc Schock" muss natürlich noch einen draufsetzen! Bei einem der späteren Songs greift er sich das Mikrofon und gibt wörtlich folgendes von sich: "So ihr Schwuchteln! Könnt ihr jetzt bitte mal für Days N Daze ein bisschen eskalieren? ESKALATIOOOON!"
Ihr habt richtig gelesen. Bei einer Band, der der DIY-Gedanke aus allen Poren fließt, geht ein verlebter Herr auf die Bühne und gibt Geseier von sich, das einem Mallorca-DJ peinlich wäre. Immerhin hierfür gabs Pfiffe und Stinkefinger. Das erwartete Fäkalgewitter in den sozialen Medien hinterher blieb allerdings aus.
Tja, was bleibt es da zu resümieren? Band 1+, Publikum 4-, "Doc Schock"... so weit reicht die Notenskala nicht. Seine eigene Überflüssigkeit durchs an den Tag gelegte Verhalten noch derartig zu übersteigern - das muss man erst mal schaffen. Wir sind dann direkt nach der ersten Zugabe nach Hause, keine Ahnung ob es da noch weitere gab. Ich habe dieses Mal nicht mal ein Poster geklaut (weil es unglaublich hässlich war). Bonus: Auf dem Weg zum Auto können wir noch ein Gespräch zwischen zwei Konzertbesucherinnen mithören: "Ich hätte nicht gedacht, dass hier so viel gegrabscht wird". Ungeachtet der Tatsache, ob die erwartete Grabschquote jetzt bei null oder niedrig darüber lag - München, Alter, reiß dich mal am Riemen!


Bis zum nächsten Mal, euer Gerd

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Rudolf Rock

02.06.2019 22:12
Hahaha.... anscheinend sind sogar die Punks in Bayern CSU Wähler...
Thruntilldeath
(Thruntilldeath)
06.06.2019 11:27
Weil sich hier beschwert wird ob der Zustände und der Forderung nach mehr Sicherheitspolitik, weil die wirklich CSU wählen oder weil...?

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