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Mit dem FC St. Pauli in Sandhausen respektive Heidelberg, 16.04.2022 in Sandhausen, BWT-Stadion am Hardtwald - Bericht von maks

Mit dem FC St. Pauli in Sandhausen respektive Heidelberg

Es fällt mir zunehmend schwerer, meine in einer Punk(rock)-Online-Gossen-Gazette ungerne gesehenen Fußball-Reiseberichte einzuschmuggeln.  Klar, Reiseberichte gehen immer. Aber das Wort "Fußball" zerstört alles. Wo ist die Schwelle der Akzeptanz erreicht, wenn weit und breit kein Konzert zu sehen ist? Bei meinem diesbezüglichen Fortuna Düsseldorf vs. FC St. Pauli-Bericht war das noch ganz easy, weil aufgrund der nahen Verortung zu Duisburg die programmierte BS-Lock-Funktion ganz automatisch entriegelt wurde. Der in den Tiefen des BS-Überwachungsapparates hinterlegte Algorithmus erkennt automatisch: Düsseldorf => Duisburg => Die Toten Hosen => Punk. Und schon geht die digitale Schranke auf und die künstliche Intelligenz stößt an ihre Grenzen. Diesen Programmierfehler konnte ich mir damals leicht zu Nutze machen.

Dieses Mal war das etwas komplizierter. Aber zum Glück hatte ich vor ca. 79 Jahren Erdkunde-LK und konnte mich an diese Straße im nahe gelegenen Heidelberg erinnern. Und schon geht die digitale Schranke auf. Pah!
So weit, so gut. Nur leider vergesse ich dabei immer wieder, dass die Standort-Überwachung ("BS-CCTV") dann auch kontrolliert, ob ich wirklich dort bin. Also bleibt uns nix anderes übrig, als die Sandhausen-Fahrt mit einem Besuch des ca. 8km entfernten Heidelberg zu verbinden. Das ist auch nicht weiter tragisch, da ich da immer schon mal gucken wollte. Und die dort zu findenden Lebensweisheiten eines J.F. von Goethe sprechen mir auch noch aus der Seele und dienen mir seit geraumer Zeit als Legitimation meines Hansa-Pils-Konsums.
Doch damit noch lange nicht genug. Düsseldorf -> Emma ->  Heidelberg. Ich fass es nicht. Und damit wären wir bei den kulinarischen Tipps unserer Reise angelangt. Heidelberg ist erst einmal per se schön. Also so für zum gucken. Nachteil: Viel zu viele Menschen. Und darunter über 100% Tourist*innen. Streng genommen, so wie wir, nur anders. Und die wollen nicht nur gucken, sondern auch essen und trinken. Streng genommen auch so wie wir, aber auch anders. Ich muss kein Misanthrop sein, um zu erkennen, dass hier viel zu viele Menschen sind. Ostern & Heidelberg ist eine nicht zu unterschätzende Mischung. 

Und dann erblicken wir plötzlich das hier, mitten auf der Touri-Meile Altstadt: EMMA'S. Ein Burgerladen mit Punk-Attitüde. Mich hatte es schon überrascht, dass es in ganz Heidelberg (laut "Happy Cow"-App/-Homepage) keinen einzigen rein veganen Laden gibt. Aber das hier macht Hoffnung, denn - auf diesem Foto nicht ersichtlich, aber wahr (stand auf dem Aushang daneben): Alle Burger (und da gibt es ne ganze Menge von) gibt es auch mit veganem Patty.

Wir liegen uns freudetrunkendend in den Armen. Hurra und hell yeahy!
Leider offenbart ein Blick durchs Fenster, dass der Laden längst dicht ist.

Doch nur drei Häuser später...
...bricht erneut Jubel aus: Nein, noch immer kein Tor. Aber Emma ist bloß umgezogen. Allerdings hat der neue Laden so gar nix von Punk. Lediglich die Aufschrift auf den Saucenflaschen erinnert noch an die sympathische Kaschemme wenige Meter zuvor. Draußen reihen sich zig Tische eng aneinander und drinnen ist es schlichtweg austauschbar. Doch die Karte verspricht genau das, was der Aushang am alten Laden schon in Aussicht gestellt hatte. Und so ordere ich einen BBQ-Burger mit veganem Patty. Ich frage nochmal das eigentlich Selbstverständliche nach, nämlich ob der "Bacon" und die Sauce dann auch vegan wären. Nein, das seien die Burger alle nicht. Die Burgerbrötchen seien alle mit Milch, alles was außer dem Patty drauf kommt (z.B. Käse, Bacon) sind ebenfalls nicht "veganisiert". Nur der Patty sei dann halt vegan. Häh?

Es gibt allerdings noch einen veganen Burger mit Namen "Burger vegan" auf der Karte. OK, nehm ich halt den. Und werde bitterlich enttäuscht: Diese längst vergessenen Gemüse-Matsch-Teile, die einmal durch die Fritte gezogen werden, sind einfach nur schlecht. Hier eingebettet in so ein Discounter-Brötchen mit drei Körnern drauf. Passt aber zum Bier: Das "Pils" (auf der Karte ohne Namensnennung), das mir im Glas serviert wird, wurde vermutlich aus einer lauwarmen Dose reingeschüttet. Das ist zwar mehr Punk als alles andere hier, aber.
Schnell den Tag für beendet erklären und mit dem näxten, dem sogenannten "Spieltag" weitermachen. Auf dem Weg zur Bäckerin wird schnell klar: Mehr Heimspiel geht nicht.
Wir wandern früh Morgens von Heidelberg zum Stadion in Sandhausen. Himmlisch. Anreise in Öffis, die ich früher irgendwie super fand, brauch ich schon lange nicht mehr. Individuelle Fußballkultur in Wanderschuhen.
Eingebettet in diversen Löchern: Sandhausen.
Die einzige Stadt, die wir während unserer größtenteils idyllischen Anreise passieren müssen, ist das 27.000 Einwohner*innen fassende Leimen. Dort gibt es sogar einen Bierteufel.
Ein Blick auf die Karte und schnell ist klar: Häh?
Schnell weiter zum Stadion. Wir sind - wie auch bei Konzerten - wie gewohnt viel zu früh da und kommen erst 90 Minuten vor dem Anstoß rein. Im Ausschank gibt es 0,0%-Bitburger (0,5 Liter 4 Euro + 2 Euro Pfand) und Radler (dito) mit angeblich alkoholisiertem Bitburger. Außerdem vegane Frikadellen (nicht probiert) und das übliche Stadionzeug. Womit das dazu gehörende Thema Catering auch abgehandelt wäre.
Das Stadion ist mit 7.094 Zuschauer*innen zu 46,023% ausgelastet (danke, Excel!). Ich find das geil. Ich brauch keine Schalke-Hallen. Diese kleinen Stadien machen viel mehr her und solange nicht mehr Leute rein wollen, als rein passen, gibt´s auch nix, was ich da zu bemängeln hätte. Diese zusammengestückelten Tribünen auf der einen Seite versprühen viel mehr Charme, als diese austauschbaren Arenen. Das ist wie Wageni Bochum statt ZAKK Düsseldorf. Und mir kommt es auch durchaus gelegen, dass am Rande unseres Blocks noch ausreichend Platz vor, neben und hinter mir ist, um Corona ausblenden zu können. Die Stimmung ist rotzdem hervorragend. Die Ultras sind zurück und machen ordentlich Dampf (wenn auch heute ohne Dampf). Ich genieße es total, endlich mal wieder live dabei sein zu können.
Wäre da nur nicht das 1:1 kurz vor dem Schlusspfiff gewesen. Die Geister, die ich rief. Ich erspare Euch alles weitere zum Thema "Spiel als solches", denn dafür gibt es den Kicker.

Ich freue mich zumindest auch noch nach dem Spiel, zwei Leute, die ich sehr lange nicht gesehen habe, zufällig zu treffen. Den einen vor dem Block (holla S.!) und den anderen später am Bahnhof (holla F.!).
Ansonsten ist alles so wie früher: Böse guckende Cops, Aufkleber-Sightseeing und Orientierungslosigkeit auf dem Weg zu öffentlichen Fahrgelegenheiten, da dort, wo wir herkamen, da dürfen wir jetzt nicht mehr hergehen. Einen Riesenbogen später steht zum Glück ein Shuttlebus am Rande des Waldes, der uns zum Bahnhof bringt, von wo es wieder nach Heidelberg geht.
Wir lassen uns im Irish Pub nieder und ein netter Mensch schenkt mir ein Stück Draht (leider schlecht zu erkennen). Ich danke herzlichst und übergebe ihm zum Tausch meinen Notis-Button. Er käme aus Polen und dort wäre das unter den Punks ein Symbol für Widerstand. "Widerstand" ist ja in Zeiten wie diesen ein Begriff, der auch abseits seiner "nationalen Verwendung" vermehrt von Leuten genutzt wird, mit denen ich so gar nix gemeinsam habe. Aber "Punk" und "Widerstand", das kann doch kaum was böses sein. Ich erkenne zwar sofort, dass es sich bei diesem Draht um so ein Ohmsches Teil handelt. Doch bis ich den Bogen zwischen Widerstand und Widerstand gespannt habe, vergeht einige Zeit. Wir werden alle nicht jünger.
Kommen wir zu den letzten Reisetipps: In Heidelberg gibt es total viele Corona-Test-"Zentren". Wer also mal auf der Suche nach einem ist und keinen findet: Einfach flott nach Heidelberg düsen.
Weiterer Reisetipp: Oben auffen Berg drauf und runter gucken. Schon sind alle Menschen weg.
Oder Pferd gucken.
Oder da gucken, wo die Menschen damit eher entspannt umgehen. Gute Nacht!


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