Störfaktor Festival Tag 1: Narcolaptic, Guitar Gangsters, Bullock, Brighter Days, DBC, 07.07.2022 in Zwickau, Flugplatz - Bericht von Zwen
Störfaktor Festival Tag 1, 07.07.2022 in Zwickau
Ich lasse die Stadt zunächst mal links liegen, da ich merke, dass mir der Sinn doch mehr nach Erholung und Natur steht. Zum Glück bieten dies die Berge nord-östlich der Stadt. Hier gibt es u.a. ein sehr schönes Wildgehege, sowie eine Aussichtsplattform von der aus man umliegende Landschaft blicken kann. Dieses Land weiß mich direkt zu begeistern. Unaufgeregt mit viel Wald und ein paar Bergen. Lediglich am Diana-Turm (da kann man auch mit der Seilbahn hochfahren) war mir dann wieder zu viel los. Vor allem waren dort zu viele Familien mit Kindern. Auf Reisen generell der Endgegner.
Dann geht es wieder ganz kurz in die Innenstadt. Dort ist Filmfestival oder so. Überall sind Bühnen aufgebaut, ich entschließe mich aber lieber den Weg zum Hotel anzutreten, welches außerhalb im kleinen Örtchen Chodau liegt. Das ist ein gutes Stück zu Fuß. So weit, dass ich mich doch entschließe, lieber den Zug zu nehmen. Trotzdem bin ich heute insgesamt 16,6 Kilometer gelaufen. Das ist in Anbetracht der Tatsache, dass ich heute eigentlich nur chillen wollte, doch ganz ordentlich.
Ah, wie habe ich die osteuropäische Küche vermisst!! Chopska Salad und als Hauptgang frittierte Kartoffeltaschen, dazu ein kühles Pivo. Das alles für gut 10 Euro. Punkrock! Punkrock ist auch die Kellnerin, die gar nicht akzeptieren will, dass ich heute nur ein Bier trinken möchte. Die nächsten Tage werden aber anstrengend genug und heute muss ich ausnutzen, mal in einem richtigen Bett zu schlafen. Das wird jetzt erstmal für längere Zeit nicht mehr der Fall sein.
Nach einem angemessenen Frühstück schnappe ich mir sodann meine sieben Sachen und gehe zu Fuß in Richtung deutsche Grenze, deren Überquerung ich so für den morgigen Tag einplane. Trotz schwerem Rucksack fühle ich mich mal wieder wie ein Kind im Abenteuerland. Die Sonne scheint, aber es ist nicht zu heiß, selten treffe ich andere Menschen und abgesehen vom Summen der Insekten und dem Rauschen der Blätter höre ich nichts.
Insgesamt also ein toller Kontrast zum Festival-"Stress" der letzten und der nächsten Tage. Heute schaffe ich übrigens gut 27 Kilometer, mit denen ich völligst zufrieden bin. Bis zur Grenze sind es dann am Abend auch nur noch wenige Kilometer und so schlage ich meine Zelte auf und richte mich für die Nacht ein.
Wald, wohin das Auge blickt. Ich finde es wirklich sehr schön hier und nehme mir vor, bald wiederzukommen, denn meine Zeit in Tschechien ist jetzt schon mehr oder weniger vorbei.
Der Grenzübergang Eisernes Tor: Was früher mal eine harte Grenze war, ist heute nur noch ein Streetfood-Stand mit Biertischgarnitur und einem kleinen Freilichtmuseum. Beim Überqueren habe ich tatsächlich einen ziemlichen Europa-Moment. Warum sehen nicht alle Grenzübergänge der Welt so aus? Warum dienen Grenzen zum Rummackern von Staaten und nicht dazu, Brücken zu bauen bzw. bei einem Bier über dieses irrsinnige und der Vergangenheit angehörige Konstrukt "Staat" zu reden?
Ab dem dritten und letzten Tag nimmt dann die Tour einen unerwarteten Turn. Nachdem das Wetter die letzten Tage wirklich vortrefflich war, ist es jetzt umgeschlagen. Dauerregen ist einfach nur scheiße und nimmt einem jeglichen Spaß. Vor allem weil ich es heute wieder etwas ruhiger angehen wollte und geplant hatte, ins Freibad zu gehen. Nun gut, das fällt dann wohl aus. Nach einer Stunde und der kompletten Durchnässung habe ich dann ungefähr so viel Bock aufs Weiterlaufen wie auf Lippenherpes. Ich entschließe mich sodann auch, nicht bis nach Zwickau zu laufen, sondern in Aue abzubrechen und den Zug nach Zwickau zu nehmen. Eine gute Entscheidung. So bin ich fast eine Stunde mal nicht den Gezeiten ausgesetzt. Das tut tatsächlich richtig gut. Außerdem: SITZEN!
Der Grund für meine Anreise ist übrigens das unglaublich sympathische Störfaktor-Festival, welches auch dieses Jahr wieder auf dem Flugplatz stattfindet. Als ich ankomme, ist das Gelände noch nicht geöffnet. Nun gut, warte ich halt noch etwas. Irgendwann darf ich dann rein (Erster!) und baue mein Zelt auf der weiten Wiese auf, wo es dann ganz alleine im Nieselregen seht. Na, das kann ja heiter werden! Zum Glück kommen dann aber irgendwann auch Messias und Ritzken extra aus dem tiefen Westen angereist, um mir Gesellschaft zu leisten. Das ist sehr nett und auch bitter nötig. Tatsächlich überlege ich immer wieder, aus lauter Unmut einfach den nächsten Zug zu nehmen. Aber nach einem mit sehr viel Wut gemachten Cuba Libre ("Ich weiß gar nicht wie man den macht. Sowas hatten wir hier all die Jahre nüscht!"), geht es dann aber auch schon wieder etwas besser.
Kommen wir zur ersten Band. Die heißen BULLOCK. Ich kann mich nicht mehr an allzu viel erinnern, außer dass sie mir ziemlich gut gefallen haben. Ziemlich schöner Punkrock ohne Schnörkel und Unnötigkeiten, dafür aber gut schnell.
Heute sind Bullock unterwegs mit zwei Aushilfsgitarristen. Der eine ist der ehemalige Gitarrist, der aktuell bei Absturz spielt. Die werden auch noch spielen, aber nicht mehr heute. Falls ihr also Gitarrist*in seid, noch Kapazitäten für eine Band habt und in Ostdeutschland wohnt, denkt doch mal darüber nach, bei dieser Band anzufangen.
Dafür, dass ich zunächst noch der einzige hier auf dem Platze war, haben sich jetzt ganz schön viele vor die Bühne verirrt. Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass man im Bühnen-Zelt natürlich besser vor Wind und Wetter geschützt ist.
Als nächstes spielen dann DBC. Die machen Punkrock, der mir persönlich ein wenig zu lahm ist und zu viele Turbostaat-Breakdowns hat. Das muss doch echt nicht sein! Ich geh dann mal zum Zelt und schaue, was da so geht.
Pünktlich zu den GUITAR GANGSTERS bin ich aber wieder zurück, möchte ich die Band doch schon sehr lange sehen. Zu hören gibt es Rock'n'Roll mit deutlichem Punk-Einschlag. Ein bisschen Ramones und ein bisschen The Bones. Das geht sehr gut rein. Generell spielen sie eine sehr sympathische und routinierte Show. An Songs wie "Turn The Tables" erinnere ich mich noch, da habe ich ausgiebig mitgesungen.
Gepogt wurde auch ein bisschen. Das sogar so sehr, dass einer der Punks dabei das Gleichgewicht verliert und sich den Kopf auf der Bühne aufschlägt. Die Band unterbricht daraufhin ihren Auftritt, während die Sanis geholt werden und den Dude mal eben versorgen. Da ein großes Pflaster das Problem aber bereits ganz gut zu lösen scheint, wird er auch schnell wieder ins Zelt entlassen. Somit kann die Band auch ihren sehr guten Auftritt fortsetzen.
Erwähnte ich schon, dass es sehr viel geregnet hat? Immerhin ist das Störfaktor getränketechnisch sehr gut aufgestellt. Nicht nur, dass es alle möglichen Longdrinks gibt, es gibt Sterni aus der Flasche, sowie Gezapftes und Slushis mit Schuss. Das alles zu wirklich sehr fairen Preisen. Das Sterni aus der 0,5l-Flasche kostet z.B. 1,50€. Wir erinnern uns, auf dem Ruhrpott Rodeo kostete das Pils im 0,3l Becher 3,60€. Das ist auf den Liter gerechnet ein Unterschied von 9!€ (12€/l auf dem Rodeo vs. 3€/l auf dem Störfaktor). Alter Lachs, mit so viel hätte ich jetzt auch nicht gerechnet. Im Paid-Bereich errechne ich euch noch den Hekotliter.
Danach spielten dann...ämm..ja wer eigentlich? BRIGHTER DAYS vielleicht?! Ich weiß es nicht mehr. War eh mit trinken und schnacken beschäftigt. Ich sage jetzt mal (ohne es wirklich zu wissen), dass die Band okay war. Schaut sie euch doch am besten selbst mal an.
Den Schluss am ersten Tag machen heute Fös ABF'chens von NARCOLAPTIC. Die spielen rasanten Skatepunk und erzählen dabei die eine oder andere Geschichte. Da ich die Musik erst kürzlich im FZW gehört habe, schließe ich mich der Punkermeute an und fordere auch lautstark, dass mehr Geschichten erzählt werden sollen. Am Anfang wird nämlich eine Geschichte erzählt, da ging es glaube ich darum, dass irgendwer irgendwo hingepisst hat. Hihihi!
Dann wird aber noch eine Geschichte versprochen und dann doch nicht erzählt. Mein Plan, den Sänger noch schnell in mein Zelt zu sperren und ihn dort Geschichten erzählen zu lassen bis ich einschlafe, scheitert aber zum einen daran, dass die Band nach dem Auftritt ganz schnell nach Hause fährt und zum anderen am Eigenpegel.
Aber trotzdem, die Meute feiert die Band. Hier ist der "Verletzte" von gerade, der jetzt zwar ein dickes Pflaster auf der Pläte hat, ihn das aber nicht vom Stagediven abhält. Krasser Typ, der heute auch noch Geburtstag hat. Wir beschränken uns aber mal aufs Faust in die Luft recken und singen nicht "Happy Birthday". Aber soweit war das doch schon mal ein überzeugender Start ins Störfaktor-Wochenende. Wenn nur der Regen nicht wäre...naja, egal, mein Zelt hält eigentlich dicht. Bis morgen...