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Störfaktor Festival Tag 3: COR, Pogendroblem, Nichts, Lifecrusher, Die Dorks, Toxoplasma, The Feelgood McLouds, Jodie Faster, Absturtz, 09.07.2022 in Zwickau, Flugplatz - Bericht von Zwen

Störfaktor Festival Tag 3, 09.07.2022 in Zwickau

Dritter Festivaltag, xter Tag, in dem ich im Zelt schlafe. Ich merke, dass ich so langsam nicht mehr kann. Das Wetter ist total zermübend und ich bin einfach nur im Sack. Kurz überlege ich, einfach ganz früh aufzustehen und zurück nach Hause zu fahren. Bei einer Fahrtdauer von 9(!) Stunden verwerfe ich den Gedanken aber doch wieder. Außerdem spielen heute wieder coole Bands. Außerdem muss ich nicht bis 18 Uhr vor mich hinvegetieren bis das Programm hier anfängt. Also, Augen zu und durch!
Apropos Programm...das startet heute mal wieder traditionell mit Boxen, wie all die Jahre zuvor auch schon. Ein paar schon wieder oder immer noch besoffene Punker*innen dürfen jenseits vom Awareness-Zelt ein wenig ihre Aggressionen rauslassen. Trotz Kritik von manchen Seiten u.a. damals von One Step Ahead, halte ich das Ganze doch für eine recht illustre Veranstaltung. Vielleicht bin ich aber auch einfach froh, dass ich entspannt mit einer Hopfenschorle hier am Biertisch sitzen und ein bisschen rumpöbeln kann. Gibt kaum etwas besseres, was man an einem Sonntag-Vormittag tun könnte.
So, pöbeln macht hungrig deswegen koche ich mir jetzt erstmal fix was schönes. Zwar sind die Essensstände vom Vegan Butcher und der Fleischige definitiv zu empfehlen (eigentlich weiß ich letzteres gar nicht, aber das Störfaktor wird schon keine schlechten Stände holen), aber ich kann ja nicht nur Pommes und Sandwiches essen.
Übrigens hat leider jemand Ritzkens Torbogenkonstruktion zerstört, weshalb er etwas kleinere Brötchen backen musste. Nun, immerhin haben wir jetzt in unseren Zelten Fernsehempfang.

Während ich mich also dem Haushaltskram (Kochen und Werken) hingebe, spielen LOS BARRICOS, die so unplugged-Zeug ohne Gesang machen. Von der anderen Band bekomme ich gar nichts mit oder hab's vergessen, sucht es euch aus. 
Aber LIFECRUSHER. Die will ich sehen! Mal wieder eine stampfige HC-Band, bei der ordentlich Druck gemacht wird. Vor allem die Sängerin macht eine unglaubliche Show, aber auch der Rest der Band ist ganz gut mit dabei.
Der Einsatz wird dann auch vom Publikum ordentlich abgefeiert. Zumindest gibt es ein paar Menschen, die vor der Bühne ein wenig hin und her springen und sich dabei auch etwas durch die Gegend schubsen.
Auf der Draußen-Bühne dann POGENDROBLEM, die eigentlich gestern in Marburg spielen sollten, was aber krankheitstechnisch nicht geklappt hat. Zum Glück ist Benta gerade nur dabei, eine Erkältung zu verschleppen, damit kann man noch super einen Auftritt runterspielen. Zumindest wenn man Benta heißt, der Rest der Band spielt aber auch sehr gut. Das ist schön schnell und macht richtig Spaß.
Da kann man auch mal die Gitarre in die Ecke werfen und ins Publikum gehen. Besonders eindrucksvoll ist das dann aber erst nach einem Ausrutscher im Matsch, der vom Publikum größte Anerkennung erfährt.
Wie ihr auf den Fotos seht, ist das Wetter gerade wunderbar. Leider ziehen nach den ersten Songs düstere Wolken auf und es fängt umgehend zu regnen an. Witzig dabei ist, dass erst nach dem Regen die ganzen Punks zur Bühne finden und jetzt sogar ein bisschen im Schlamm herumspringen. Ich hole mir mal kurz meine Regenjacke. Als ich wiederkomme, setzt der Regen dem Auftritt dann auch schnell ein vorzeitiges Ende, da Regenwasser in die PA läuft. Miese, einfach mal gut 1000 Kilometer fahren um ein halbes Set zu zocken. Ich fands trotzdem oder gerade deswegen gut. War der beste Auftritt, dem ich bis jetzt beiwohnen durfte.
THE FEELGOOD MCLOUDS (Mc Sunnys wäre besser gewesen) werden dann auch ganz spontan ins Zelt verlegt. Richtige Entscheidung, schließlich muss erstmal die PA auf der Draußen-Bühne repariert werden. Auf die Ohren gibt es Folk-Punk. Schnell und eingängig kann man das sogar genau so machen, auch oder gerade weil es in den allermeisten Songs ums Saufen geht. 
Etwas komisch finde ich nur, dass sie diese merkwürdigen Kisten zum Draufstellen dabeihaben, aber das müssen sie ja letztendlich selbst wissen.
Das beste Wetter des ganzen Festivals haben JODIE FASTER, die in strahlendem Sonnenschein spielen. Die Bühne scheint auch wieder zu funktionieren und somit steht einer ordentlichen Kante HC nichts mehr im Wege.
Die Musik erinnert an Vitamin X und Municipal Waste. Während der Sänger die ganze Zeit wie irre über die Bühne stackst, kommen die Ansagen vom Bassisten, der stimmlich stark an Justin Sane erinnert und auch ab und an mal einen Witz erzählt. Also eigentlich tut er das die ganze Zeit, wenn die Band mal nicht spielt.
Starker Auftritt, die Band spielt auch beim Spastic Fantastic am 30.07., da solltet ihr unbedingt vorbeischauen!
Von ABSTURTZ sehe ich nur noch die letzten beiden Songs. Immerhin klappt heute das, was auf dem Rodeo bei Gluecifer nicht geklappt hat, sie spielen ihre absoluten Hits zum Schluss. Sowohl bei "Alles riskiert", wie auch bei "Es ist schön ein Punk zu sein" recke ich mal kurz den Finger nach oben und gröle ordentlich mit. 
Die Band ist übrigens auch schon seit Donnerstag hier und zeltet auch auf dem Campingplatz. Stabil! Das Publikum feiert mit einem ordentlichen und verdienten Abriss.
Nach Absturtz muss ich mein Zelt erstmal wieder ordentlich festmachen, das nach Ritzkens Aussage auf die Seite gefallen ist. Immerhin kam es mir an der Bühne nicht entgegen. Was aber auch vor allem daran lag, dass Ritzken es davon abgehalten hat, wegzufliegen. Vielen Dank, lieber Ritzken, aber WAS ZUR HÖLLE GEHT DENN SCHON WIEDER MIT DIESEM SCHEISSWETTER??!?!?!!??!
Aber weiter zu TOXOPLASMA altah...na ihr wisst ja selbst wie das weitergeht. Die Band spielt aber tatsächlich einen sehr guten Auftritt. Wenig Ansagen, dafür wird so richtig durchgeheizt. Viele Hits dabei, aber ich glaube "Vakuum" hat gefehlt. Ich weiß es aber auch nicht mehr zu 100%ig. "In meinem Kopf ist ein Vakuum! Vakuum!"
Wally sieht aber auch immer mehr aus wie Henry Rollins oder sieht Henry Rollins immer mehr aus wie Wally. Ich weiß es nicht. 
MISSBRAUCH (nicht zu verwechseln mit Missstand!) sind auch so eine alte Schlachtrufe-BRD-Band. Kommen tun sie aus München und sehen möchte ich sie schon sehr lange mal. Den Auftritt finde ich auch durchweg gelungen. Alte Herren, die unpeinlichen Deutschpunk machen.
An dieser Stelle möchte ich aber nochmal klarstellen, dass die Band trotz Gebläse definitiv keinen Ska macht, zumindest keinen Kirmes-Ska. Off-Beats gibt es schon mal, das Ganze wird aber eher gepaart mit klassischem Deutschpunk, weshalb es eher nach Skacore klingt. Ich finde das ganz schön innovativ, wenn man bedenkt, dass die Band nun wirklich schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat.
Kommen wir nun zu COR und damit zu einer Band, die ich früher mal sehr gerne mochte, sie aber in den letzten Jahren etwas aus den Augen verloren habe. Mittlerweile stehen sie in einer ganz anderen Besetzung auf der Bühne. Gitarrist und Bassist sind neu, nur Sänger Friedemann und sein Bruder Johannes an den Drums sind natürlich noch da. Die Band spielt heute sodann auch sehr viel neueres Zeug, wie "Gott der Möglichkeiten", "Abriss" oder "Friedensmüde" vom gleichnamigen Album. Ein paar alte Schmankerl wie "Körpereinsatz" oder "Herztier" gibt es aber auch zu hören. 
Musikalisch finde ich es auch immer noch schwer in Ordnung. Zu hören gibt es ein schönes Brett aus Punkrock, HC und einer Extraprise Thrash. Wozu ich jetzt aber echt mal was sagen muss sind die Ansagen, die sind teils ganz gut, wie die Ansage vor "Lass doch mal die Leute", in dem es darum geht, dass es egal ist wie man aussieht. Ansonsten gibt es in den stark auswendig gelernt wirkenden Ansagen einige Unstimmigkeiten, so liegt der Mindestlohn nicht mehr bei 9,50€, sondern ist selbst in Zwickau etwas höher. Aber geschenkt.
Was viel mehr aufregt ist diese wütender-Alter-Mann-Attitüde: "Ihr regt euch über Kapitalismus auf und kauft bei Tesla! Ihr seid selbst schuld!". Ämm...ja, eigentlich wollte ich mir ein Shirt von euch kaufen, aber ich glaube ich investier das Geld doch lieber in ein Modell T auf dem Rückweg für auf die Hand. 

Außerdem werden Danger Dan und Alarmsignal verurteilt, weil sie einen Teil der Albumkosten aus Kulturtöpfen der BRD finanziert haben. "Schaut mal auf die Rückseite der Alarmsignal-Platte, da ist überall schwarz-rot-gold drauf. Das doch kein Punk!"
Naja, Friedemann, ich finde schon. Nicht alle Punker*innen haben die Kohle, mal eben mehrere tausend Euro für ein Album auszugeben.
Außerdem werden die Gelder nun mal zur Verfügung gestellt, wenn man sie dann nicht selbst nimmt, werden sie für irgendwas anderes ausgegeben und wenn sie niemand abruft, im nächsten Jahr einfach gekürzt oder ganz gestrichen. Im Zweifel gibt es also ein Konzert oder Festival weniger bzw. das Album muss dann letztendlich im Verkauf deutlich mehr kosten. Deutschland hat hingegen genug Geld und davon kann man auch ruhig mal was geiles machen. Der Kapitalismus bleibt so oder so der gleiche.
Hier übrigens die Rückseite der Alarmsignal-Platte. Ob Friedemann da jetzt das große Geheimnis aufgedeckt hat, müsst ihr halt selbst entscheiden. 
Gespielt haben dann noch NICHTS, die ich vom Zelt aus mehr oder minder unhörbar fand ("Ich singe euch ein deutsches Lied!" - Ömm, jaok.) und DIE DORKS, welche spontan für ACK eingesprungen sind, die eine sehr gute Show zu machen scheinen. Ich liege währenddessen im Zelt und kann mich einfach nicht mehr aufraffen. Abgesehen vom Regen und davon, dass die Stimmung generell etwas gedrückt war, so war es die ganze Zeit über auf dem Campingplatz wahnsinnig leise, nur vormittags machten unsere Nachbarn mal ganz verhalten Schleimkeim an, ist das Störfaktor echt nur zu empfehlen. Slushis, gute Bands (persönliche Highlights: Jodie Faster, Tear Them Down, Guitar Gangsters und Moscow Death Brigade), korrekte politische Haltung und vieles mehr. Alle hin da!
An dieser Stelle geht mein größter Dank aber raus an Bonny und Fini von Black Square, die mich im Bulli nach Hause fahren. Das ist voll lieb von euch und erspart mir sooo unglaublich viel Stress. Vielen, vielen Dank!


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poly
(poly)
16.07.2022 20:26
Sehr cooler Bericht.

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