Sbäm Fest Tag 1, 30.07.2022 in Linz (A)

Götz: Es ist mal wieder Zeit für Festivaltourismus. Das Sbäm Fest stand schon länger auf meiner Liste, nicht zuletzt wegen der Arbeit von Sbäm als Plattenlabel und Artwork-Schaffer. Aber hauptsächlich sind wir natürlich wegen 90er-Punk hier. Und solcher, der es werden will.

Gerdistan: Hinfahrt verläuft ereignislos mit paar Bierchen. Götz ist vor uns da, wir treffen uns auf offener Straße, checken ins Hotel ein und gehen in eine Kneipe, die Michi noch von vergangenen Rollerderby-Auswärtsspielen bekannt ist. An der Wand steht der Link zum OnlyFans-Account der Barkraft. Wie soll man das finden?
Götz: Auf dem Weg zu den anderen esse ich noch eine Würstel und chille an der Mozartkreuzung. Der Besuch in der Kneipe ist interessant, da bereits viel 90er-Punk läuft und viele Sbäm-Sticker kleben, aber außer uns nur junge Leute (ja, noch jünger als ich) zu Gast sind. Leider ist von denen gefühlt keiner auf dem Festival selbst.

Götz: Während unseres gesamten Aufenthalts im Hotel (in das man glücklicherweise online, also ohne menschlichen Kontakt, einchecken kann) läuft im ORF entweder eine Doku über oder ein Film mit ARNIE. Ich glaube das hatte irgendeinen Anlass, aber ich will lieber weiter in dem Glauben leben, dass das jeden Tag so in Österreich ist.

Götz: Nach einem zünftigen Frühstück mit Sekt und Tee auf einem wackeligen Tisch kommen wir zu ROUGHNECK RIOT in der Tabakfabrik an. Im Vorhinein schon etwas drauf gefreut, vor allem da sie während des Manchester Punk Festival einen unglücklichen Slot bekommen haben. (Zwen hat die Band netterweise auch schon darauf hingewiesen). Obwohl die Mittagssonne bereits auf das Außengelände knallt und ich irgendwann feststelle dass ich nur zwei Songs kenne, ist es doch ganz angenehm. Rauer melodischer Punk, nur eben mit Mandoline
Gerdistan: Während Roughneck Riot müssen Michi und ich erst mal in einem abgelegenen Hinterzimmer beweisen, dass unsere Tickets echt sind. Götz hat sein Hardticket zu Hause vergessen und kommt einfach so rein. Ich hatte unsere Onlinetickets dabei, sie funktionierten nur nicht. Warum, weiß ich bis heute nicht. Die Veranstalter raten vehement von der Benutzung von Reservix ab.
Götz: ...obwohl sie darauf verlinken. Tja, dann eben nächstes Mal doch wieder Eventim

Götz: Drinnen spielen THE DEAD KRAZUKIES Skatepunk mit Breakdowns zwischendurch. Gefällt mir sehr und die Frontfrau bietet eine gute Show
Gerdistan: Erste Band auf der kleinen Bühne und direkt totaler Abriss. Richtig gut. Aufgrund der französischen Aussprache von "circle pit" ist mit "cycle pit" ein erster Running Gag geboren. Gute Band, bitte angucken.

Götz: WE BLAME THE EMPIRE haben das oft harte Los, die einzige Metalband auf einem Punkfestival zu sein. Hab es nur als ganz mittelmäßig in Erinnerung
Gerdistan: Furchtbar. Metalcore oder so, was für junge Leute. Der Sänger erklärt im breitesten Österreichisch, wie man eine Wall of Death macht. Das wird dann auch gemacht.

Götz: Ab URETHANE verschwimmen meine Erinnerungen so ein bisschen, weil die ganzen Skatepunk-Bands, die ich am Wochenende neu kennenlerne sich alle gleich anhören (und auch aufgrund des herben Linzer Originalbiers). Was aber auch nichts Schlechtes sein muss.
Gerdistan: Bereits zwei Tage vorm Festival in der heimischen Ballonfabrik gesehen, eher lahm. Alleinstellungsmerkmal ist der Pro-Skater an der Gitarre, naja, das ist ja schon irgendwie Quatsch.
Götz: Immerhin wird der Skatepunk so jetzt seinem Namen gerecht

Götz: CHASER kommen ebenfalls aus Kalifornien und machen ebenfalls schnellen melodischen Punk, gehen aber nochmal ein bisschen stärker nach vorne. Das Publikum auch. Könnte daran liegen, dass die niedrige Decke im Innenraum nochmal für ein bisschen Club-Athmo sorgt, aber es macht sehr viel Spaß.
Gerdistan: Die hingegen fand ich richtig gut! Etwas mehr Sozialkritik täte den Texten sicher gut, aber richtig geiles Skatepunkbrett, gute Laune, dies das. Ja Mann!

Götz: Bereits hier entstand schon ein "Alle-auf-die-Bühne"-Foto, da die Leute wohl nicht bis Bro Hymn warten konnten

Götz: Bei BOUNCING SOULS freue ich mich dann, ein paar wahllos aneinander gereihte Hits zu hören und mitzugrölen. So richtig ein Highlight ist es dann aber auch nicht.
Gerdistan: Fand ich dann auch wieder ziemlich fad. Ich wollte noch mit Götz wetten, ob der Sänger ein weißes Hemd trägt. Wette hätte ich verloren, es war schwarz. Im Set fällt mir auf, was für ein Dudebro-Quatsch deren großer Hit "Manthem" ist. Hab ich jahrelang begeistert mitgebrüllt. Man wird alt.
Götz: Du meinst, der Song mit der "Oi Oi Oi Oi"-Bridge ist Dudebro-mäßig? Gewagte These.
Passend zu dem schwarzen Hemd übrigens die Schiebermütze, die er wahrscheinlich von den Murphys geliehen hat.

Götz: Irgendwo zwischen Essensstand und Schuhverkaufstand ist dann noch eine Halfpipe, bei der man Leuten zusehen kann, wie sie mit Board oder Inliner zum Besten geben. Und "zusehen" heißt bei uns meist, dass wir uns beim Essen kurz umdrehen, wenn ein Raunen oder ein Applaus durch die Zuschauermenge geht. Irgendwann rollte wohl auch Steve Caballero, der auch bei Urethane aufspielte, aber darüber fehlen weitere Infos.
Das Essen ist übrigens ziemlich teuer (zweistellige Preise für eine kleine Mahlzeit), was aber mittlerweile auf vielen Festivals der Fall ist.

Götz: DESCENDENTS brauchen kein Backdrop, machen aber richtig Bock, während sie Songs von allen alten und neuen Alben spielen. Die Trinkflasche, die um Milos Schulter schwingt, rundet den Auftritt perfekt ab.
Gerdistan: Großartig, wie immer.

Gerdistan: Wofür man Geld ausgeben kann... ich denke mal, das hat schon Monate vorm Festival Linz überstrahlt, oder?
Götz: Wäre praktisch gewesen, wenn sie da den Timetable projiziert hätten

Götz: Von MILLENCOLIN hatte ich schon einige eher schlechtere Shows in Erinnerung, was aber an einer Vielzahl von Faktoren gelegen haben kann. Heute genieße ich es aber ganz gut. Der Sound ist ganz in Ordnung und es kommen (glücklicherweise, wie ich finde) eher wenige neue Songs.
Gerdistan: Hier war der Pegel schon etwas gestiegen, was dazu geführt hat, dass ich das halbe Set Tränen in den Augen hatte. Die alten Sachen von Millencolin sind mir dermaßen ans Herz gewachsen, dass ich die schwache Performance einfach mal vergessen konnte. Hach. Super.
Götz: Nach dem Auftritt tauchte auf dem nassen Boden eines Klocontainers ein Millencolin-Shirt auf und blieb da auch über Nacht. Kurz vor Ende des Festivals war es dann verschwunden. Ich hoffe sehr, dass es sich jemand wieder angezogen hat.

Götz: WIZO machen eine WIZO-Show. Mehr gibt es da nichts zu sagen.
Gerdistan: Ich habe gehört, diese Band bezieht ganz klar Position, und zwar gegen Nazis! Man schwankt zwischen "peinliche Scheiße" und begeisterter Jugendreminiszenz. Wizo war wirklich eine der ersten Punkbands, die ich geil fand.

Götz: A WILHELM SCREAM machen eine A Wilhelm Scream Show. Mit viel Geballer, Geschredder und Gegrinse. Und Ansagen. Das Set ist das gleiche geblieben wie im vorherigen Europa-Tourabschnitt im April. Was aber auch ok ist angesichts der Tatsache, dass wieder ein anderer Gitarrist eingesprungen ist.
Gerdistan: Wie schon in der Woche zuvor in München beim Free and Easy leider beknackter Sound. Songauswahl top, Stimmung wohl auch irgendwie, aber bei mir sprang der Funke nicht über.
Götz: Drinnen hörte man die Bassdrum recht deutlich, aber das war es dann auch. Hat mir aber glaube ich gereicht, um mitzutanzen. Danach ist meine Erinnerung ein bisschen lückenhaft. Bis morgen!

Kommentar eintragen: