Punx Picnic Tag 2, 02.09.2023 in Neubrandenburg

Zweiter Tag vom Punx Picnic! Gestern war ja schon stark, heute ein paar mehr Bands sowie weiteres Programm. So ist ein Stadtspaziergang geplant und eine Punkolympiade. Ich bevorzuge Naturspaziergänge, der Stadtspaziergang startet dementsprechend ohne unsere Teilnahme. Keine Teilnahmen, keine Pronomen.

Stattdessen steht ein Spaziergang den Tollensesee entlang an. Schöne Strecke, viel grün, viel Wasser sowie diese Bank, die astreinen Blick auf grün bietet. Wetter ist heute auch top. Kannste machen!

Derweil verpassen wir die Punkolympiade, deren Reste an diesen Bauzaun kleben. Scheinen die gleichen Kategorien gewesen zu sein wie kürzlich in Gadebusch, also sind wir nicht wirklich traurig, das verpasst zu haben.

Als wir ankommen, ertönen dafür schon die ersten Töne von BULLENFUNK! Also ab an die Bühne. Die sind relativ kurzfristig eingesprungen für die abgesagten 20 Years of Hate. Wäre aber eh nur ne Coverband gewesen.

Zu hören gibt es Rumpeldeutschpunk. Der Hit der Band heißt bezeichnenderweise "Bullenfunk". Ansonsten alles sehr süß. Freuen sich total zu spielen und noch viel mehr, dass Leute vor der Bühne stehen (aus Datenschutzgründen hier rausretuschiert). Highlight aber ein torkelnder Mensch, der, als ihm das Mikro hingehalten wird, nur noch "ich bin total besoffen" zu Protokoll geben kann.

Nächste Band: MACKERMASSAKER! Sehr guter Bandname. Musik so garagiger Punk. Trendgerecht ohne Bass. Dafür zwei Gesangsstimmen, die sich mal abwechseln, mal ergänzen, und mal zusammen singen, schreien und brüllen.

Teilweise schon sehr minimalistisch/LoFi, hat aber auch immer mal wieder überraschende Momente. Texte, wie man sich vielleicht denken kann, ziemlich offensiv. An Themen sind mir Hysterie, Gaslighting und Übergriffe in Erinnerung geblieben. Und als letztes Lied ein Song mit "Feedback"-Phrasen, die insbesondere weiblich gelesene Musikerinnen immer wieder hören müssen.

Dann RIOT SPEARS! Auch ne Weile nicht mehr gesehen, nämlich exakt 11 Monate. Was gar nicht so lange ist, fällt mir gerade auf. Fühlte sich länger an. Das letzte Mal war bei Pankdemic und mir in sehr sehr guter Erinnerung. Bin dementsprechend euphorisch!

Ist der Bandname eigentlich wirklich eine Verballhornung von Britney Spears? Das hab ich nie verstanden. Ich dachte immer es ginge um aufrührerische Speere. Ist doch viel logischer! Aber egal, hauptsache Riot. Die Songs gehen gut rein, paar neue sind auch dabei, aber so ganz an meine Erwartungen kommt das nicht ran. Ist vielleicht einfach zu früh am Tage.

Oh schau, Nebel! Auftritt soweit gut und sympathisch, Musik is halt Grunge, oder irgendeine Spielart davon. Gibt ein paar geile Momente, wenn die Songs mal ein bisschen ausbrechen und riot zu spüren ist, anderes ist mir zu gemächlich. Pluspunkt auf jeden Fall, dass Martha sich die Finger blutig gespielt hat. Einsatz!

Dann SCHLECHT! Nicht zu verwechseln mit allen anderen Bands, die so ähnlich heißen. Ob Schlimm, Schwach oder Echt, alles okaye Bands, aber Schlecht hauen mich tatsächlich vom Hocker. Gibt aggressives Hardcore-Deutschpunk-Geknüppel zu hören. Voll geil!

Viel Energie und Bewegung auf der Bühne. Irgendwie die erste Band heute, die sich etwas mehr Bewegungsfreiheit erlaubt. Da kommt einfach direkt mehr Energie rüber! Voll stark.

In den Ansagen wird DIY-Kultur groß geschrieben, so geht es um zu große Bühnen (auch hier) und um Bands, die DIY-Strukturen nutzen um Erfolg zu haben. Andere Themen wie Saufen (yeah) und Arbeit (buh) kommen auch nicht zu kurz. Gibt aber auch was gegen "männliche" Männer und gegen PMS, was auch zu selten thematisiert und zu oft tabuisiert wird. Sag ich mal so. Ich musste trotzdem grad nachschlagen, was das überhaupt heißt: Prämenstruelles Syndrom.

Super Band! Ich sach's euch. Unbedingt aufm Schirm behalten! Gebt euch einfach mal den Bandcamp-Output. Mach ich auch grad, ist ebenfalls sehr gut!

Anschließend: ALTERI! Sehe ich die auch mal, nachdem Kiki eh bei jeder sich bietenden Gelegenheit von ihnen schwärmt. Ja gut, dass Kiki das gefällt wundert mich nicht.

Muss auch sagen, die Musik ist sogar ganz geil. Aber der Gesang (sagen wir: Gebrüll) absolut gar nicht meins. Kaum manifestiert sich da im Gitarrengewitter sowas wie Melodie, wird gnadenlos rübergeblökt, so dass am Ende doch nichts bleibt, an dem man sich festhalten kann. Ich versuche verzweifelt, das Gebrülle auszublenden, funktioniert aber nicht so ganz. Natürlich verstehe ich, dass dieser dekonstruktive Ansatz des Songwritings durchaus seine Faszination haben kann, aber nicht meine.

Danach geht es weiter mit GASP! Aus Malmö/Schweden kommend, gibt es überraschend eingängigen Hardcore-Punk. Fühle mich hier und da sogar an Petrol Girls erinnert. Schade dass es mittlerweile wieder etwas leerer vor der Bühne geworden ist.

Zwei Gesänge, die die Songs ordentlich nach vorne schieben, dazu sehr treibende Musik. Einziges Manko vielleicht, dass sich die Songs sehr ähneln und wenig Abwechslung durch bricht, aber muss gestehen, dass vielleicht gerade das mich an der Stange hält. Ist ein bisschen hypnotisierend und lädt gleichzeitig dazu ein, mit Körperteilen zu zucken. Saugut!

Dann MOLLY PUNCH! Letzte Woche erst gesehen. Ist mir fast unangenehm, man könnte meinen ich sei Fan. Der Auftritt heute aber, alleine dadurch dass es später und dunkel ist, nochmal ne ganze Ecke besser.

Zum Glück ist Zwen nicht da, sonst wäre es bestimmt ein richtig beschissener Auftritt gewesen. Puh! Auch wenn das Schicksal alles tut um einen routinierten Auftritt unmöglich zu machen. Erst reißt ne Saite, dann fällt die PA aus.

Molly Punch haben sich was überlegt, was in solchen Fällen zu machen ist: Einfach Gedichte aufsagen! Will aber niemand. Mit Unterstützung der Monitorboxen als Übergangs-Lautsprecher gibt Nine aber eine astreine Entertainment-Show zum Besten. Und es wird auch bestimmt nicht Goethe zitiert!

Nachdem neben der Bühne panisch irgendwelche Kabel umgesteckt wurden, geht irgendwann auch die Anlage wieder und die Musik kann weitergehen. Auch der Rest des Auftrittes geht sehr gut rein!

Letzte Band des Abends: ANTIGEN! Kommen aus Prag, wurden aber, wie das Internet verrät, vor 20 Jahren in Göttingen gegründet, was auch erklärt, warum die Ansagen auf deutsch sind, innerhalb der Band aber englisch kommuniziert wird.

Angekündigt als Neocrust, was immerhin besser klingt als Post-Crust, aber auch nicht wirklich viel erklärt. H. schlägt vor, dass Neocrust eben klaren Gesang aufweist. Ja, leuchtet ein. Tatsächlich ist der Gesang kein Gegrunze, aber auch nicht wirklich klar, eher rau und durchaus melodiös, während die Musik schön dicht nach vorne brät. Sehr gute Kombination!

Da kommt genau das durch, was mir zuvor bei Alteri gefehlt hat. Auftritt macht Laune, Ansagen kommen auch sympathisch rüber, stark. Guter Abschluss des heutigen Tages! Ich weiß, danach ist noch so Musik-Auflege-Gelöte, aber der Schlafplatz ruft. Gute Nacht!

Punx Picnic: Auch dieses Jahr wieder ein sehr empfehlenswertes, gemütliches, kleines, nettes Festival! Gerne wieder!

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