Millencolin, The Headlines, 13.10.2023 in Hamburg, Fabrik - Bericht von der Redaktion
Millencolin, 13.10.2023 in Hamburg
Kurz Sachen für die Zugfahrt nach Hamburg gepackt, Schuldenberg am Do-HBF eingesammelt und ab nach Hamburg, wo wir auch schon erwartet werden.
Die Fahrt war dank Hupes Carepaket (siehe oben) sehr angenehm. Ich verstehe wirklich nicht, warum Hupe ein Besuch der Kneipe im HBF Hamburg zu assig gewesen wäre (siehe auch oben). Dann also direkt zu unserer hosting family. Wirklich sehr nett Leute, Danke. Leider ist es bei MILLENCOLIN so, dass ich noch nie ein komplett gutes Konzert von der Band gesehen habe, was einfach daran liegt, dass mir der musikalische Output nach Album No. 4 nicht mehr gut gefiel. Die ersten Alben + Demos und EPs gehören aber nach wie vor zu den meist gehörten Platten und ich kann mich einfach nicht satthören. Ich war auf jeden Fall sehr gespannt, wie die Setlist aussehen würde... hatte auch kleine Hoffnungen auf ein paar uralt Songs, denn in diesem Jahr wurden die frühen Demos auf Vinyl wiederveröffentlicht.
Ich wollte schon immer mal nach Örebro. Vermutlich ist da gar nichts los, aber in meiner Fantasievorstellung, welche ich mir seit meiner Burning Heart Phase erhalten habe, ist das ein mythisch aufgeladener erhabener Ort, der vielleicht tollste Ort der Welt. Quasi das DS9 des Punkrock. Wer denkt noch so oder hat mal so in seiner Vergangenheit über Örebro gedacht? Und wenn ja, wer kommt mit? Vorband machen heute die ebenfalls aus Örebro kommenden HEADLINES. Allerdings können die mich nicht so begeistern. Ist irgendwie ne Poser Rock Show. Musik ist schon ganz gut, passt aber irgendwie überhaupt nicht zu der Hauptband. Die Band wirkt auch sehr eingespielt und gut gelaunt, aber irgendwie nicht ganz meins heute Abend. Viele Konzertbesucher*innen sehen das allerdings anders.
Wenn man bei H&M ein Punkrockband bestellt, bekommt man so was. Das war einfach nur peinlich. Z.B. ein Song der mit einem synchron ausgeführten Luftkick gestartet wird. Oder Ansage und Song an ein Publikum in den Vierzigern und die Band schien auch nicht zum jüngeren Semester zu gehören, but "we all hate authority, fuck authority". Wenn ich mit meiner Tochter auf dem Spielplatz bin und anderen Eltern erzähle, dass ich auf ein Punkkonzert gehe, haben die bestimmt sowas vor dem geistigen Auge. The Headlines ist die schlechteste Band, die ich seit langem gesehen habe. Wie viele Punkrocklischees kann eine Band/ Show vertragen? The Headlines: wohooo!
Tja und dann ist es Zeit für das 75 minütige Hitfeuerwerk von MILLENCOLIN. Und um es vorweg zu nehmen: Das beste Millencolin Konzert, das ich bis jetzt besucht habe. Es reihen sich Hit an Hit. Und nach Song 2 (Bullion) ist die Fabrik ein schöner nasser, pogender, schubsender Haufen.
Was soll man zu Millencolin sagen? Einfach geiler Sound, unfassbar geil gespielt. Ich bin irgendwie einmal im Jahr immer wieder aufs neue überrascht, wie eigenständig der Stil ist. Knallt nur nach vorne. Einzig No Cigar verpufft mit einem zu langen Aufbau bei der Zugabe. Und ja, das wichtigste bei No Cigar ist die Pause, die nicht so präzise war, wie sie diesem Konzert angemessen gewesen wäre. Was wäre nur passiert, wenn man den Song mitten ins Set ohne große Ankündigung gepackt hätte? Stagediver sind ok, aber "nur" Crowdsurfer waren mir schon immer zu nervig. Doch die Crowdsurfer sind digitiert (ich habe immer Digimon gekuckt, wie heißt es, wenn sich ein Pokemon verwandelt?). Sich selbst im Selfiemodus beim Crowdsurfen filmen, ist schon hart.
Hart scheiße! Aber vielleicht ist das der neue Trend jetzt? Und wir verstehen ihn mal wieder nicht, weil wir immer noch auf Millencolin stehen?? Toll war das! Zwichendurch bin ich sogar froh, dass ‚The Balad‘ gespielt wird, damit kurze Zeit zum durchatmen ist. Das Publikum geht nämlich die ganze Zeit voll ab. Dann werden auch noch der Anfang von ‚In a Room‘ gespielt danach ‚Story of my Life‘ und dann das absolut geniale ‚Pain‘. Was für ein Hit, ich fühle mich sofort 20 Jahre zurückversetzt.