A Deer A Horse, 16.03.2024 in Bochum

Zwen: Heute versammeln wir uns an diesem für das Wageni sehr ungewöhnlichen Tag (Samstag). Aber Bierschinken präsentiert heute halt ein Konzert und da muss man auch mal die Wochenend-Akitivitäten, wie Rasen auf null schneiden oder Tokio Hotel hören unterbrechen und stattdessen ins Wageni gehen. Apropos unterbrechen, der Urlaub vom Chef liegt genau so, dass er es heute nicht ins Wageni schafft. Absicht? Fügung? Egal, dann bleibt halt mehr Band für mich übrig. Das Line Up heute - obwohl es insgesamt nur zwei Sets gibt - relativ ausgewogen.
Vince: Eigentlich wollte ich nur einen kleinen Spaziergang durch meine Höntroper Hood machen, da verschlug es mich an den Höntrop S-Bahnhof und ich dachte mir so: "Spielt heute nicht was im Wageni? Wieso eigentlich nicht?" Rein in die Bahn, raus aus der Bahn, rein in Bochum-Langendreers gemütlichsten Schuhkarton. Zwen ist ein wenig bedröppelt, weil meine Begrüßung etwas reserviert ausfällt, aber mir möge verziehen werden, war ewig nicht mehr da und muss mich erstmal wieder zurechtfinden und all die Gesichter wiedererkennen. Küsschen dafür!

Zwen: Den Auftakt macht DIRTY PUPPY aus dem BeNeLux-sprachigen Raum. Akustik vor einer elektrisierten Band finde ich grundsätzlich schwierig und war deswegen auch wenig begeistert, aber der gute Mann mit dem Nasentattoo hat eine absolut tolle Stimme, da bewege ich mich dann doch tatsächlich mal Richtung Bühne. Zu hören gibt es energischen Folk-Punk wie man ihn ganz gut aus der (Piss-)Ecke um Houston kennt. Zum Thema Pisse hat Dirty Puppy auch einen großartigen Song, wo es darum geht sich scheiße zu fühlen und mit diesem Gefühl aufzuwachen.
Vince: Ich habe da jetzt nicht viel zu sagen. Musik mit Akustikgitarre und Ein-Mann-Gesang. Gefällt mir gut, aber das Rad wird hier eben nicht neu erfunden. Ich höre mir ein paar Lieder an, dann ist es auch schon wieder vorbei.

Zwen: Ein starkes und kurzes Set. Ich glaube einige Leute hätten noch gerne eine Zugabe gehört, aber ich glaube Dirty Puppy hatte auch keine Songs mehr und außerdem zeigt es ja auch von großer innerer Reife mit so einem Scheiß erst gar nicht anzufangen.
Vince: Zugaben als Akustikaufheizer wären auch zu viel des Guten, meine Meinung. So wurde hier alles richtig gemacht. Man will ja nicht dem Headliner die Spielzeit klauen, und Spoiler: Die haben es in sich!

Zwen: Während es drinnen mittlerweile gut gefüllt ist, befinden sich die Temperaturen vor der Tür gerade im freien Fall. Zum Glück wärmt die Feuertonne und den Hinweis ich könnte ja auch einfach mal meine Jacke schließen, werde ich beim nächsten Mal vielleicht sogar berücksichtigen.

Jetzt gehe ich aber erstmal wieder rein und schaue mir A DEER A HORSE an. Die Musik klang vom Reinhören schon ganz gut, aber ich habe die Hoffnung, dass die Band live einfach nochmal 10x mehr eskaliert, mal schauen.
Vince: Ich nehme mal vorweg, dass Zwen zwei Beiträge weiter auf die stets anders beantwortete Frage nach dem Genre eingeht. Ich höre hier Exilia raus, Otep, Arch Enemy, Holy Moses... ja, so ziemlich alles, wo Frauen brüllen und keifen und singen. Das gefällt mir sehr gut und ich werde künftig öfters mal reinhören!

Zwen: Die Band kommt aus New York und hat nur für uns den Weg ins kleine LA auf sich genommen, verrät uns aber auch gleich, dass ihrer Meinung nach das "German LA" viel besser als das US-Pendant ist. Klar, das Bochumer LA gibt es ja laut ersten Aufzeichnungen bereits seit 900 und ist somit das Original. A Deer A Horse spielen dann auch eine sehr amtliche Show, die jedoch einen kleinen Tacken hinter meinen Erwartungen zurückbleibt.
Es fällt mir auch generell sehr schwer mich festzulegen, wie ich den Auftritt finde. Tatsächlich pendelt bei mir die Waage des guten Geschmacks irgendwo zwischen "extrem geil" und "extrem scheiße". Dabei ist sie selten ausgewogen, sondern oszilliert immer zwischen den beiden Extremen hin und her.
Vince: Den Seitenhieb, dass Bochum LA besser ist als dieses Kaff aus den US of A finde ich knuffig. Ich meine, hier gibt es ja vieles auf kleinem Raum, was es über dem großen Teich auf weitaus größerer Fläche nicht gibt. Wageni, Bahnhof Langendreer, den S-Bahnhof, die Matrix, und eine sehr gute Pizzeria. Leider nebenan auch Dortmund-Dorstfeld, aber bisschen Schwund ist immer.

Zwen: Hmm...ich gehe jetzt erstmal eine Runde vor die Tür und befrage das Publikum, was mich jedoch auch nicht weiterbringt. Allein die Frage nach dem Genre beantwortet mir jede*r anders. Die einen sprechen von Noise-Rock, die anderen von Grunge, wieder andere von 90s Metal und dann wirds ganz verrückt. Einigen gefällt eher der cleane Gesang und die ruhigeren Songs, manch anderen eher das Geshoute und die Uptempo-Nummern. Einfacher ist dann die Suche nach Bestätigung für meine entweder richtig geil oder richtig scheiße-Erfahrung. Da gehen erstaunlich viele mit. Egal welche Songs aus dem Set gespielt werden, meistens findet es irgendwer gerade richtig gut oder halt überhaupt nicht. Nichtsdestotrotz machen A Deer A Horse darüber hinaus einen sehr sympathischen Eindruck und allein deswegen hat es sich ja schon gelohnt, heute vorbeizuschauen.
Vince: Ich habe nix zu meckern. Schöne Musik, schöne Leute, schöner Laden. Und dann habe ich mich am Hbf Bochum noch so dermaßen mit irgendwem verquatscht, dass ich erst gegen halb 6 zuhause war. Naja, wenn schonmal rausgehen, dann auch richtig!
Zwen: So!

Kommentar eintragen: