NoFX, Circle Jerks, Talco, Clowns, 18.05.2024 in Eindhoven (NL), Ketelhuisplein - Bericht von der Redaktion
NoFX Final Tour Tag 1, 18.05.2024 in Eindhoven (NL)
So long and thanks for all the shoes! Wie vermutlich viele andere NRWler habe ich schnell zugeschlagen und Tickets für die Eindhoven-Tourstopps ergattert, bevor ein paar Wochen später auch noch ein Köln-Termin auf der NOFX-Abschiedstour bekannt gegeben wurde. Das wäre für mich etwas näher, aber da ich an die dortige Location am Tanzbrunnen vom letzten Mal NOFX noch sehr schlechte Erinnerungen bzgl. Klo- und Getränkesituation habe, entscheide ich mich gegen eine Köln-Fahrt und belasse es bei diesem Wochenende in Eindhoven. Außerdem sind die Eintrittspreise (ca. 72€ pro Abend oder mehr) gesalzener als die holländischen Fritten, weshalb sich das Hinterherreisen für mich nicht so lohnt. Aber Bock auf eine angemessene Verabschiedung ist da! Außerdem: holländische Fritten!! Geil, ich habe ja einfach NoFX-Tickets für Eindhoven an diesem Wochenende! Kurz hatte ich überlegt mit dem Fahrrad hierhin zu fahren, dann war aber die Wettervorhersage scheiße und ich habe mich von Thomas im Auto mitnehmen lassen. Danke dafür! Leider verpasst Thomas die erste Möglichkeit in den Niederlanden um etwas Fett zu tanken und so müssen wir leider die Esso Tanke Helenaven Liessel anfahren, was ein absoluter Fehler war. Es gibt einfach nichts an geilen Frittierfraß, stattdessen müssen wir uns mit Chips-Snacks für 3000 Euro begnügen. Denen ist dort wohl das Geld ausgegangen. Zumindest wenn es darum geht, die Tankstelle mit anständigen Snacks auszustatten. Jetzt aber schnell weiter nach 1hofen.
Außer Zwens Versuch, die Wendeltreppe auszudribbeln, in dem er sie von außen wie eine Boulderwand absteigt. Klappt nur so semi. Ansonsten alles mega unkompliziert. Wir wohnen in einem Tiny House bei irgendwelchen Kindern im Garten. Das kann man machen, ist aber etwas beengt und die Treppe ist natürlich brutal, also alles ganz normal. Aber immerhin sind die spitzen Enden hauchdünn mit Gaffa abgeklebt. Es kann also echt nichts schief gehen.
Nachdem die Tanke schon so enttäuscht hat, geht es jetzt erstmal zur preisgekrönten Frituur. Die enttäuscht natürlich nicht, sie ist ja auch preisgekrönt.
Und dazu noch die Frage: Wo fängt die Bierzone an und wo hört sie auf? Nun aber eine wirklich ernst gemeint Frage an unsere werte Leser*innenschaft. Gerne auch mit niederländischem kulturellen Hintergrund: Was bedeutet das Verkehrsschild mit dem Bierglas (?) drauf? Wir haben wirklich ein bisschen im Web recherchiert, aber konnten dazu nichts finden. Schreibt es doch gerne in die Kommentare oder schickt ein Einschreiben an Fö.
Die Niederlande hat natürlich einen hohen Maßstab gesetzt, was Stadt- und Verkehrsplanung angeht. Da fällt es natürlich umso mehr auf wenn man mal eine hässliche Hauptstraße langgeht. Dafür gibt es am Ende jener Straße cooles Street Art, Albert Heijn, Zukunftscafes und einen riesen-HEMA.
HEMA ist sooo geil! Würde jeden Ikea gegen dieses großartige Franchise tauschen. Eindhoven ist übrigens die hässlichste Stadt der (Ost-)Niederlande, aber immer noch die schönste Stadt des Ruhrgebiets.
Die Partymeile bietet ein überraschendes großes Angebot aus abwechselnd Kneipen, Clubs und Snackwänden. Übrigens ist heute erst Freitag, weshalb wir uns heute noch eine andere Abendaktivität als NOFX gucken suchen müssen. Die Wahl fällt nicht auf die offizielle Warm Up-Party mit u.a. Die Nakse Bananen und Captain Kaiser, sondern auf das Partyviertel der Stadt. Dort gehen wir zuerst in dir Rocker- und dann in die Karaoke-Bar.
Als Punker ist man es ja zum Glück gewohnt, in leeren Bars zu performen. Dafür wird es aber durch den ständigen Kontrast zwischen den Karaoke-Schlagern (wie z.B. von Green Day) und Gabber-Techno-Interludes nie langweilig. An dieser Stelle: Gerechtigkeit für Joost Klein! Ziemlich abgespactes Programm hier. Bei den Einheimischen erfreuen sich besonders niederländische Schlager großer Beliebtheit, die wir aber auch erstaunlich schnell selbst mitsingen können. Zwischen den Songs feiert der DJ dann die absolute Gabba-Party ab. Trotzdem bezieht Götz jetzt mal ganz klar Stellung und wünscht sich "Basket Case". Die anderen Leute in der Bar können mit dem Song ungefähr so viel anfangen wie wir mit einem typischen Itchy-Set, aber Götz und Frank kriegen definitiv Pluspunkte für eine richtig geile Bühnenshow.
Ich verweigere mich diesem Trend. Gros Michel, never forget! Hier sieht man das gesündeste, das ich dieses Wochenende zu mir genommen habe. Und dabei ist sie schon zweifach frittiert.
In einem der dortigen Räume besteht auch noch die Möglichkeit, sich frisieren zu lassen und Gabber-Merch zu kaufen. Nächster Tag und wir machen uns erstmal auf in die Area 51. Diese ist direkt am Ketelhuisplein, also da wo das Konzert heute stattfindet, Trotzdem glaube ich, dass gar nicht mal so viele NOFX-Shirt-Träger*innen ihren Weg dorthin gefunden haben. Zum Glück bringt uns Thomas zu diesem Juwel und Überbleibsel aus seiner Skatepunk-Jugend. Tatsächlich besteht die Halle aus einem gigantischen Skatepark sowie einem Parkour und einem kleinen Gym. Das Ganze ist sogar, wenn wir uns nicht komplett vertan haben, kostenlos. Zumindest hat niemand von uns Eintritt verlangt.
Kulinarisch starten wir heute in einem fancy Café, in dem es z.B. Schokoplätzchen in Form von Gehirnen gibt. Außerdem muss die Bedienung zum Wasserkochen und heiße Schokolade machen in den Keller gehen. Der Kaffee kann oben zubereitet werden. Trotzdem hoffe ich, dass die Treppe hier nicht so brutal ist, wie die in unserem Airbnb.
Ich nehme an es liegt auch an dem Zeitunterschied zwischen Europa und Australien. Während wir hier noch bei heißen Getränken und Kuchen sitzen, checken Clowns schon mal den Sound. Mir macht das auf jeden Fall richtig Bock auf Punkrock, auch wenn es mich natürlich schon ärgert, dass Alex Schwers scheinbar durchgesetzt hat, dass Clowns bei JEDEM europäischen Festival eröffnen müssen. Andererseits liegt es wohl mehr daran, dass die Band heute noch in den mittleren Osten fahren muss und mit mittlerer Osten meine ich von Eindhoven aus gesehen natürlich Berlin. Eine sehr streitbare Stadt.
Stimme ich zu. Treibender Rock'n'Roll, der anders genug ist als die sonstigen Fat Wreck-Sachen um interessant zu sein, aber trotzdem gut ins Programm passt. Nur ist mal wieder noch zu viel Tageslicht da. Da sind sie also: CLOWNS. Wie immer eine absolute Granate von einer Show. Nur leider funktioniert das um diese Uhrzeit und vor allem in diesem Teil der Welt gar nicht mal so gut. Clowns gehören einfach in einen schwitzigen Club und nicht auf eine riesige Open Air-Bühne mittags um kurz vor 4.
Auf dieser Tour nicht mit Hanny J am Bass. Die brauchte dringend eine Auszeit und hat sich einen würdigen Ersatz organisiert. Tatsächlich fällt mir der Unterschied auch nur auf, weil minimal weniger auf der Bühne ausgerastet wird. Dies soll aber keine Kritik sein, da ich ja weiß, dass es als "Ersatz" nicht einfach ist. Würdig war die Show aber allemal.
Australischer Campino. Aber immerhin wird die große Bühne von Sänger Stevie perfekt genutzt, indem er sich wirklich überall auf der Bühne hinbewegt, z.B. in die obere Ecke links. Kann man machen.
Kurz ein paar Worte zum Festival. Auf den ersten Blick wirkt dieses eigentlich gut organisiert. Es gibt zunächst einmal seeeehr viel Personal und von außen wirkt es auch alles soweit passend. Trotzdem ist der Einlass eine kleine Katastrophe. Ich habe zwar schon schlimmeres gesehen, aber das Konzept, dass es nur einen Einlass gibt für Leute, die schon ein Bändchen haben und Leute, deren Tickets noch gecheckt werden muss, führt natürlich zu mittlerem Chaos bzw. langen Schlangen. Dafür ist es aber zu begrüßen, dass man mit Bändchen wieder raus darf, auch wenn es zumindest heute noch keinen offiziellen Ausgang zu geben scheint.
Ich dachte zuerst bei dieser Aussichtsplattform handelt es sich um ein Extra nur für Bro-Pass(TM)-Inhaber, aber dem ist nicht so. Ich frage mich stattdessen, wieso hier nicht noch mehr sparsame Punker sind, die Rohr-Reiniger-Treppe ist perfekt zum picknicken und der Sound ist auch nicht viel schlechter als in der Turbinenhalle. Die richtigen Punks, die weder NoFx noch die hier spielenden TALCO unterstützen möchten, können sich auch einfach hier zwischen Albert Heijn und den Apartment-Lofts auf die Stufen chillen. Kostet nichts, der Sound ist zwar nicht so gut wie vor der Bühne, aber dafür ist der Blick großartig.
HSV und "richtige Punks" sind auf jeden Fall gute Stichworte um dieses Foto hier zu erklären. Zumindest wenn man noch die Wörter "Schnaps" und "Vakuumiergerät" hinzufügt. Ich bin begeistert und möchte umgehend investieren. Selbst Fat Mike wäre wohl begeistert, aber auch nur, weil Nofx sowieso nicht an den Getränkeeinnahmen beteiligt werden. Das ist natürlich frech. Zum Glück dribbeln wir das verhasste Schweinesystem.
Ja, die einzige Band - neben Nofx - die auf diesem Festival zwei Mal spielen dürfen. Leider lösen die sich nicht auf, sondern werden uns auch in Zukunft mit Songstrukturen aus der Hölle und vollständig neben dem Schlagzeug hereiernden Gesang beglücken. Toll!
Deren Setlist ist an beiden Abenden übrigens identisch Da wir zu beschäftigt sind, in Vakuumiergeräte zu investieren, sehen bzw. hören wir CIRCLE JERKS nur aus der Ferne. Sind aber noch derselben Meinung wie damals beim Brakrock: Es ist zwar echt schön, ein paar derer kurzen knackigen Songs aus den 80ern zu hören, aber Dreadlockträger Keith M. nimmt mit seinen überlangen Ansagen über alte Zeiten sämtlichen Dampf da raus. Ist aber schon verständlich, dass Fat Mike sie auf dieser Tour gerne dabei hat.
Nach dem Austrinken schnell noch ein Bier fürs Pit laminieren und ab zu NOFX. Heute werden bevorzugt Songs aus den Alben 'Punk in Drublic', 'Wolves in Wolves' Clothing' und der Compilation 'The Longest Line' gespielt, aber natürlich nie alle Songs und nicht am Stück, sondern wild zusammengewürfelt mit Hits aus allen anderen Alben (auch denen die morgen gespielt werden). So viel Aufmerksamkeitsspanne ist dann doch nicht drin. Aber das tut dem Grölen, Surfen und Schubsen selbstverständlich keinen Abriss. Ich persönlich freue mich besonders, die beiden Gassenhauer 'Moron Bros.' und 'Green Corn' aus der 'Ribbed'-Scheibe noch ein letztes Mal zu hören.
Starker Take auch in Richtung naher Osten:"I am a jew and I am ashamed, if I where a muslim I would be even more ashamed."
Auch seitens der Bühne wird gut gepöbelt. U.a. werden die eben genannten Platform-Punks gegrüßt, der Familie, die vom Balkon des gegenüberliegenden Wolkenkratzers aus zuguckt, werden nicht familienfreundliche Ideen vorgeschlagen und diverse hot takes zu aktuellen politischen und sozialen Themen werden geäußert.
Interessantes Setformat: Angesetzt sind offiziell 2 Stunden. Tatsächlich zocken NoFX gut eine Stunde am Stück und müssen dann mal kurz für 15 Minuten hinter die Bühne gehen zum Pissen. Fat Mike stellt allen, die die Person vor sich anpissen, ein Backstagebändchen in Aussicht. Da sich aber niemand die Blöße geben möchte für eine*n Bro Pass-Inhaber*in gehalten zu werden, lassen alle ihre Wasserlass-Geräte in der Hose.
Ich glaube, beide wollten auch irgendwas mit Revolution. Da kann man als Punker mal durcheinander kommen.
Absolut, für die Revolution hat es dann am Ende leider nicht gereicht, aber dafür für den Rückweg ins Tiny House. Bis morgen! Nach dem Konzert torkeln wir dann noch in Richtung Partymeile. Die Punkermeute vermischt sich auf dem Weg mit einer Gruppe LARPern, was eigentlich kaum auffällt. Götz wird sogar zeitweise von der Gruppe adoptiert, kann aber von Team Pommes Spezial aus den Klauen der Baguette-süß-sauer-Fraktion gerettet werden. Eigentlich sind Punkkonzerte ja auch nichts anderes als LARP-Events, kein Wunder, dass das zusammen so gut funktioniert.