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Core Fest 2024 Tag 1: Comeback Kid, Samurai Pizza Cats, Adept, ten56., Breakdown of Sanity, InVisions, Self Deception, Alleviate, Elwood Stray, Eyes Wide Open, Letters Sent Home, TheCityIsOurs, Goldmann, 01.11.2024 in Stuttgart, Im Wizemann - Bericht von alexanderdavide

Core Fest 2024 Tag 1, 01.11.2024 in Stuttgart

Als alter Metalhead kann ich mir selbstverständlich das Core Fest nicht entgehen lassen. Für 150 € das Wochenendticket bekomme ich 27 Bands, die sich hauptsächlich im modernen Metal bewegen, aber ein paar Ankerpunkte in Form von Hardcore erwarten mich ebenfalls.
Ich halte kurz inne und genieße die Schönheit Stuttgarts,
bevor vegane Ramen
und Bier doch mehr Freude machen. Etwas makaber finde ich ja die Bekanntgabe des Core Fests per Instagram, dass Künstler und Crew im Backstage das Bier des Sponsors Kaiser Brauerei haben. Das freut mich außerordentlich für sie, während wir das gruselige Schönbuch Spezial zum sportlichen Kurs von 5 € für 0,4 l trinken. Das plagt mich schon so lange, dass ich mal in der Brauereigaststätte testen musste, ob die Brauerei auch ordentliches Bier kann. Tatsächlich mundet das Kellerbier.
GOLDMANN wurde per vorherigen Contest auf die Bühne gewählt und eröffnet Tag 1 um 14:30 Uhr. Das Metal-Rap-Crossover mit teils selbstglorifizierenden Texten stimmt mich skeptisch. Vocals und Gitarren sind hin und wieder schwach auf der Brust, aber vielleicht liegt es an der Abmischung. Oder machen abgesägte Gitarren nur halbe Lautstärke? Das Schlagzeug walzt dafür alles nieder.
THECITYISOURS hat zwar den banalsten Namen, aber dafür einen mega guten Shouter und saftige Breaks. Den Gesang von der Gitarre und überhaupt die verhältnismäßig poppigen Einlagen als Kontrastprogramm bräuchte ich nicht, aber insgesamt macht es ordentlich Laune.
Wenn es nach Instagram ginge, bin ich Zielgruppe von LETTERS SENT HOME, also es wurde mir zumindest regelmäßig deren promotete Werbung in den Feed gespült, wo sie irgendwo in der Stadt so tun, als würden sie ihre Songs spielen. In Wirklichkeit kann ich nicht viel damit anfangen, aber schauen wir mal live. Die Person am einzigen Mikrofon startet mit der Aussage: "Wir sind nicht Core, aber trotzdem tanzbar." Das ist wie Leuten zu sagen, dass etwas vegan ist. Plötzlich schmeckt es nicht mehr. Neben der Musik sind sie stark bemüht, Energie von der Bühne herab zu erzeugen. Insbesondere der Mensch an der Gitarre lässt den Auftritt zur Sporteinheit werden. Letters Sent Home sind übrigens die dritte Band in Folge, die mich am Merchstand kennenlernen möchte. Ich fühle mich geschmeichelt.
Der Backdrop auf der Kaiser (Brauerei) Stage fällt mir ins Auge. Während dort hauptsächlich die Bandnamen mit Animationen ablaufen, die an einen aktualisierten Windows XP Media Player erinnern, kommt gelegentlich diese elektrifizierte Live-Abbildung der Bühne. Alles sehr cool!
EYES WIDE OPEN aus Schweden erinnert am ehesten an klassischen Metal. Mit etwas Theatralik und Hall auf der Stimme geht es ganz ansehnlich über die Bühne, doch unterm Strich unspektakulär. Es kommt zur ersten und leider nicht letzten Sichtung von Rammstein-Merchandise im Publikum; so eine schreckliche Band.
Bei den ziemlich hardcorelastigen ELWOOD STRAY stimmt musikalisch und soundtechnisch eigentlich alles. Solides Shouting und saubere Gesangsstimme setzen auf gelungenen und abwechslungsreichen Songstrukturen auf.
Anfangs bin ich bei ALLEVIATE ganz begeistert vom Zusammenspiel des Gesangs und knüppelharten Shoutings. Nach ein paar Songs verraten sie, dass sie heute ein Live-Musikvideo drehen und Footage brauchen. Es beginnt ein forcierter Ablauf aller erdenklicher Publikumskunststücke, was ich nicht bis zum Ende aushalte.
Während einer wohltuenden Pause mit Pommes zwischen den Kauleisten spreche ich mit zwei netten Leuten aus Großbritannien, die für SELF DECEPTION nach Stuttgart gekommen sind, also eine der Bands, die ich im Voraus als verpassungswürdig markiert habe. Dieser Boygroup-Metal samt seiner Show liegt mir ganz fern. Immerhin hat es hin und wieder sinnvolle, zweckbestimmte Inhalte.
Bei INVISIONS halte ich es schwäbisch: Da kann man echt nicht meckern. Oben drauf gibt es einen Gastauftritt vom THECITYISYOURS-Frontmenschen.
BREAKDOWN OF SANITY wird seinem Namen gerecht und reißt den Laden entzwei. Mein Getränk landet mehr auf dem Shirt als in mir und ein von hinten anpirschender Stagediver auf meinem Kopf. Zusätzlich zur krassen Stimmung gibt es eine riesige Soundwand. Gegen Ende des Sets werden wir in Kenntnis gesetzt, dass es die letzte Deutschland Show von Frontperson Carlo ist.
Zurück bei der Shroom Stage, also Club Stage in normalem Wizemann-Sprech, spielt TEN56 aus Frankreich. Da komme ich maximal auf Zimmertemperatur. Das spielt mir zu düster, animalisch auf. Einen sympathischen Eindruck machen sie trotzdem.
Die Reunion-Show von ADEPT ist ein Highlight. Die wissen trotz musikalischer Härte, schöne Melodien und Singalongs einzuarbeiten. Ich komme etwas in Bewegung. Die Luftsäulenmaschine hätten sie trotzdem nicht bei jeder Gelegenheit bedienen müssen. Das Ding ist unfassbar laut.
Von SAMURAI PIZZA CATS erhasche ich lediglich ein Foto, weil ich veganen Schnitzelwecken verspeise. Endlich mal sitzen!
Im Prinzip fiebere ich schon den ganzen Tag auf COMEBACK KID hin. Das Publikum scheint nicht wirklich auf den Hardcore aus Kanada abzufahren, sodass ich in den ersten Reihen rumeiern kann, ohne dabei zu sterben. Anfangs hat es Andrew nicht leicht, das Publikum zu motivieren, aber irgendwann läuft es einigermaßen. Ich frage mich, wie er die Aussage "This festival is random as fuck." wirklich meint. Wahrscheinlich ist es die Erkenntnis, dass Comeback Kid eher weniger ins Bild passt. Wie auch immer, ich habe meinen Spaß bei Hüftschwung und Mitgrölen.
Um 23 Uhr geht der erste Festivaltag zu Ende. Da es morgen schon um 14 Uhr weitergeht, mache ich keine großen Sprünge mehr und nehme direkt die nächste S-Bahn ins Hotel. Wir sehen uns morgen!

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