Laura Jane Grace, Pet Needs, 12.11.2024 in Köln, Yard Club - Bericht von maks
Laura Jane Grace, 12.11.2024 in Köln
Wir sind zu viert und wären eigentlich zu siebt. Die Aufgabe, die überschüssigen drei Karten unters Volk zu bringen, läuft 2024 natürlich komplett ins Leere. VVK sucks! Wir hoffen ein wenig, dass es keine Stempel gibt und wir einen auf cool machen können, das ginge dann so: Mensch an Tür: "Ey, wenne rausgehst, kommste aber nicht mehr rein!" Wir: "Das denkst DU!"
Funfact: Als wir letztens bei PASCOW in Hamburg waren, passierte genau das, was heute wieder passierte. Wir staunten dort über die sich vorbildlich am Eingang bildende Schlange, noch bevor dieser überhaupt geöffnet wurde. Und ohne etwas dazu beizutragen, waren wir - die einfach irgendwo auf dem Gelände davor standen - plötzlich Teil dieser. Grund dafür war, dass Menschen sich halt an die Schlange anstellten, diese mit diversen Kurven plötzlich bei uns ankam und sich daraufhin immer mehr dazukommende Personen hinter uns stellten. Crazy!
Funfact: Als wir letztens bei PASCOW in Hamburg waren, passierte genau das, was heute wieder passierte. Wir staunten dort über die sich vorbildlich am Eingang bildende Schlange, noch bevor dieser überhaupt geöffnet wurde. Und ohne etwas dazu beizutragen, waren wir - die einfach irgendwo auf dem Gelände davor standen - plötzlich Teil dieser. Grund dafür war, dass Menschen sich halt an die Schlange anstellten, diese mit diversen Kurven plötzlich bei uns ankam und sich daraufhin immer mehr dazukommende Personen hinter uns stellten. Crazy!
Der Yard Club, der zur Kantine ("Party, Konzerte, Biergarten, Events" - noch Fragen?) gehört, befindet sich in einem Industriegebiet im Norden von Köln und macht - ich greife mal vorweg - optisch erstmal einen netten Eindruck. Türen, Decken, Wände, alles im sympathischen schwarz lackiert. Doch der Schein trügt, denn spätestens beim Gang aufs Klo wird es offensichtlich: Nicht ein einziger Aufkleber weit und breit - alles Fake!
Während die ersten Besucher*innen sich direkt Plätze vor der Bühne sichern, studieren wir das weitere Ambiente: An den Wänden hängen geschätzte 20 Glasrahmen mit Fotos von Musikern. Wo jetzt der gemeine Leser denkt: "Ha, erwischt, da hat der woke maks das gendern vergessen, harhar", sei eingegrätscht: Mitnichten! Denn bei tatsächlich sämtlichen Darstellungen (sollte ich nicht tatsächlich eine Ausnahme übersehen haben) handelt es sich um männlich gelesene Personen. Das ist schon ausgesprochen "puuuh!".
Während die ersten Besucher*innen sich direkt Plätze vor der Bühne sichern, studieren wir das weitere Ambiente: An den Wänden hängen geschätzte 20 Glasrahmen mit Fotos von Musikern. Wo jetzt der gemeine Leser denkt: "Ha, erwischt, da hat der woke maks das gendern vergessen, harhar", sei eingegrätscht: Mitnichten! Denn bei tatsächlich sämtlichen Darstellungen (sollte ich nicht tatsächlich eine Ausnahme übersehen haben) handelt es sich um männlich gelesene Personen. Das ist schon ausgesprochen "puuuh!".
Laut Homepage hat der YARD Club ein Fassungsvermögen von 120 Personen, ich hätte tatsächlich eher auf 200-250 getippt und würde auch schätzen, dass mehr als 120 hier waren. Der Becher Kölsch (igitt) vom Fass kostet 5 Euro (!) (plus 1 Euro Pfand!) für 0,3 Liter (!) und natürlich ist auch das Parken nicht umsonst: 4 Euro werden mit dem Verweis darauf, dass im Gewerbegebiet parkende Autos direkt abgeschleppt werden, aufgerufen, wobei genau darauf geachtet wird, dass mensch auf dem Schottergelände auch schön eng an eng parkt. Notfalls muss nochmal umgestellt werden. Das Ausparken war am Ende für einige Besucher*innen nur mit deutlich zweistelligen Zügen zu bewerkstelligen.
Große Teile des Publikums können wir zwei Schubladen zuordnen: 1.) Ältere Personen, die vermutlich schon immer AGAINST ME! super fanden. 2.) Und - ich würde sogar sagen, dass diese den größeren Anteil ausmachen - zahlreiche queere Menschen, vor allem aus der nachfolgenden Generation. Sehr schön.
Große Teile des Publikums können wir zwei Schubladen zuordnen: 1.) Ältere Personen, die vermutlich schon immer AGAINST ME! super fanden. 2.) Und - ich würde sogar sagen, dass diese den größeren Anteil ausmachen - zahlreiche queere Menschen, vor allem aus der nachfolgenden Generation. Sehr schön.
LAURA JANE hat PET NEEDS aus Colchester (UK) als Vorgruppe mit auf Tour genommen. Sagen wir mal so: Ich bin ja in einer Punk-Generation heran gewachsen, wo das Gefühl "Hass" in der Öffentlichkeit noch nicht von Arschlöchern besetzt war. Wir waren im Grunde für diese Emotion zuständig: Staat, Bullen, ihr wisst schon. "Das letzte Gefühl ist der Hass" (Muff Potter) und auch Quetschman wussten da unsere Empfindungen gesanglich einzuordnen. Das hat sich nun doch stark gewandelt, auch wenn ich sehr weit davon entfernt bin, diesen genannten Subjekten und Konstrukten Sympathien entgegen zu bringen. Doch "Hass" ist inzwischen in der öffentlichen Wahrnehmung so besetzt, dass "Unsereiner" sich dann doch eher dagegen positioniert. Soviel zur Einleitung.
Und jetzt stehen da plötzlich PET NEEDS auf der Bühne (passt nicht mehr zu diesem Foto, aber mehr als ein verschwommenes wollte ich echt nicht machen) und ich spüre plötzlich, wie längst verloren gegangene Emotionen an der Oberfläche kratzen. Was soll der Mist? Über den OKF-Drummer kann ich ja tatsächlich noch hinwegsehen, da ich aus diversen Gesprächen in UK aufgeschnappt habe, dass das selbst in der queeren Punk-Szene dort offenbar kein wirkliches Thema ist. Aber dieses Dauergelaber des Sängers, diese ununterbrochene Animationsscheiße, dieses übertriebene Rumgespringe, dieses beschissene Gepose, dieses "Punk als reine Show-Veranstaltung" kratzt in Verbindung mit der auch noch scheiße langweiligen Mucke dann doch arg an meiner Contenance.
Ich bin auch leicht verblüfft, dass fast alle - gefühlt bis auf uns vier - da noch feierlich mitmachen und die Band (nein, nach wie vor nicht auf dem Foto hier oben) abfeiern. Kurz überlege ich, ob ich gerade einen Alter-Weißer-Mann-Schub habe, da aber die beiden mit uns hier verweilenden, ebenfalls queeren Menschen, kurz vorm abkotzen sind und sogar kritische Zwischenrufe nicht unterdrücken können, vermute ich mal, dass es nicht daran liegt.
Eine reine Typensuppe, wo ich mich frage, wer LAURA JANE GRACE (siehe Foto) dazu gezwungen hat, diese mitzunehmen (ok, vielleicht haben wir auch einfach nur sehr unterschiedliche Geschmäcker). Vor 35 Jahren hätte ich die Kombo (übrigens nicht auf diesem Foto) vermutlich - worauf ich nun wirklich alles andere als stolz bin - mit Leergut beworfen. Die schlussendliche Erklärung für die funktionierende Animationsgeschichte ist für mich: Es ist halt ein Konzert oberhalb von 20 Euro.
LAURA JANCE GRACE und ihre Musiker*innen (siehe Foto) hauen zum Glück alles wieder raus. Wundervoll. Das Volk ist - natürlich - vor allem bei alten AGAINST ME!-Songs textsicher.
LAURA JANES's Frau Paris Campbell Grace am Zweitgesang (auf dem Foto, sogar im Einsatz) haut mich mit ihrer großartigen rotzigen Stimme ebenfalls total um.
Und der Drummer (natürlich nicht sonderlich deutlich auf diesem Foto zu erkennen) verleitet dank seiner witzigen Mimik dabei zum Dauergrinsen und jetzt endlich ist das hier auch für mich ein großes Fest. No bullshit, ein paar spaßige Sätze zwischen den Songs und ansonsten einfach nur wundervolle Musik und Energie. Danke dafür!
Auch bei LAURA JANE GRACE funktioniert das mit dem Mitklatschen, obwohl gar keine*r dazu aufgefordert hat. Sicher noch Nachwirkungen.