W:O:A 2011, Teil 3 (05.08.2011): Slime, Judas Priest, Kyuss Lives, Skindred, Heaven Shall Burn, Bullet, As I Lay Dying, Sodom, The Prophecy 23, Suicidal Tendencies, The Smack Ballz, Pussy Sisster, Circle II Circle, Eat The Gun, in Wacken, Festivalgelände - Bericht von Fö
Wacken:Open:Air 2011, Teil 3 (05.08.2011)
Willkommen zum dritten Teil meines kleinen Wacken-Berichts! Gestern konnte ichs noch einigermaßen gemächlich angehen lassen, aber heute gibt es wirklich so einige Bands, die ich mir im Programm markiert habe. Aber wie wir alle wissen, hat es eh noch nie geklappt, sich ALLE geplanten Bands anzugucken, ebenso wie gerne mal unbekannte Sachen reinrutschen. Andererseits befinde ich mich weiterhin im Stadium der Alkoholabstinenz, wodurch mir alleine schon durch akut auftretende Langeweileschübe nichts anderes übrig bleibt, als fleißig von Bühne zu Bühne zu wandern.
Der Morgen beginnt eigentlich wie gestern. Einigermaßen ausgeschlafen, den Grill nochmal entfacht, ne kleine Frühstücksstärkung, und dann mal gucken. Die anderen sind bereits früher abgehauen, um sich ENSIFERUM anzuschauen - mir reicht es, zu den letzten Songs mal vorbei zu schauen. Erste Feststellung: Es ist gerade mal 12 Uhr, und trotzdem ist es schon beachtlich voll vor der Bühne!
Zweite Feststellung: Ensiferum klingen "nett", sorgen vermutlich zu Recht für Begeisterung im Publikum - sind aber nix für mich. Viking-Metal, würde ich mal grob sagen. Das kann zwar manchmal ganz unterhaltsam sein, mir ist das hier aber etwas zu folklastig, weswegen ich nicht mehr als einen schrägen Blick riskiere. Außerdem hat die Band nicht einmal nen Drachen auf der Bühne.
Anschließend schlender ich zur True Metal Stage, wo die SUICIDAL TENDENCIES etwas Musik außerhalb des metallischen Rahmens servieren. Überraschend viele Fans vor der Bühne (selbstverständlich amtlich gestylt mit Bandanas oder Kappe hoch) begleiten schon die Umbauten mit fleißigen "S.T."-Rufen.
Kann nur sagen: Starker Auftritt! Ist zwar irgendwie eine Band, mit der ich nie wirklich viel anfangen konnte, aber ihren Legendenstatus haben sie wohl nicht zu Unrecht. Hardcore-Punk bis Crossover, hier und da auch mal mit etwas Metal angereichert. Und nicht einmal so prollig wie ich irgendwie erwartet hätte.
Verschiedene Stücke aus allen Schaffensperioden der Band sorgen für mächtig Stimmung in den vorderen Reihen. Klassiker wie "Join The Army" oder "Possessed To Skate" und auch Neueres wie "Come Alive", die Fans singen brav mit und betreiben nebenbei ordentlich Ellbogenpogo.
Frontmann Cyco Miko heizt die Menge immer wieder an, fragt nach den Skateboarders and Punkrockers in the house, und propagiert den "Suicidal Lifestyle", den ich zwar nicht wirklich checke, aber mal grob als "Hedonismus mit Selbstreflektion" übersetzen würde.
Ansonsten ne echt fähige Band. Beachtlich auch ein Drumsolo, bei dem der Schlagzeuger total galant die Sticks nach jedem Schlag durch die Finger wirbeln lässt, als wäre das die einfachste Sache der Welt. Sympathisch auch, dass der Gitarrist immer mal Fans im Publikum grüßt, wirkt total bodenständig und hat damit vermutlich seinen Zweck erfüllt.
Guter Auftritt, den ich mir sogar mal komplett gegeben habe. Am Schluss rennt Cyco Miko noch fix nach vorne, schlägt bereitwillig mit den Fans ein und stimmt wiederholt den "S.T."-Chor an.
Kurz rüber ins WET-Zelt, wo ich mir noch die letzten Töne von PUSSY SISSTER gebe. Kannte ich bisher nicht, aber irgendwie habe ich die Band vom Namen her instinktiv im Glam-Sektor verordnet, was sich auch bestätigt, als ich vor der Bühne stehe. Allerdings verbergen sich männliche Wesen unter den wallenden Haaren.
Jau, viel sagen lässt sich nicht, aber hätte mir dann doch gerne mehr vom Auftritt gegeben. Sleaze-Glam-Rock zwischen Guns'n'Roses und Mötley Crüe - Musik halt, bei der man nie weiß, ob die Band das ernst meint. Aber gibt in diesem Sektor ja eh nur eine ernst zu nehmende Band, und die heißt Steel Panther.
So elitäres Gehabe und Rumgewedel mit irgendwelchen Pressepässen und Ähnlichem kann ich ja nicht sonderlich leiden. Habe ich in den letzten Jahren auch nie wirklich genutzt. Aber das Wacken tut einiges, um unsere Egos noch weiter zu pushen, mit exklusiven Pressekonferenzen, Pre-Listenings und sogar Showcases. Letzterem wohne ich dann doch mal bei. Im Pressezelt spielen EAT THE GUN ein kurzes Set, stellen ihr neues Album "Runner" (hier im Stream) vor und versuchen, soweit es geht, die Anwesenden von sich zu überzeugen.
Irgendwie surreal. Da sollen sich die Pressevertreter von der Livepräsenz einer Band überzeugen lassen, die aber eh überhaupt nicht funktioniert, wenn kein richtiges Publikum da ist. Das Pressezelt ist selbstverständlich bestuhlt (oder be-bierbankt), also sitzt hier alles brav, macht sich Notizen und schießt ab und zu Fotos, während Eat The Gun sich zum Affen machen. Egal, ich fand den Auftritt trotzdem gut.
Die Band kommt aus Münster, macht gelinde gesagt Rock, genauer gesagt Hardrock bis Schweinerock und kommt dabei weder peinlich noch aufgesetzt rüber - gut zu wissen, dass es auch hierzulande gute Bands aus dem Bereich gibt. Gespielt werden 4 Stücke aus dem neuen Album, die ordentlich Druck geben und durchaus Bock drauf machen, die Band mal "richtig" live zu sehen. Zwischendurch dürfen die Pressevertreter noch artig mitklatschen oder "Hey! Hey!" rufen, was einige sogar machen.
Also: Guckt euch Eat The Gun mal an, wenn ihr die Chance habt! Gleiches gilt übrigens auch für die anschließend auf der WET-Stage spielenden THE PROPHECY 23. Mir bis dato unbekannt, können aber ziemlich begeistern. Geboten wird feinster Thrash, die Gitarren brettern gut nach vorne, der Gesang ebenfalls - kommt gut. Wichtig auch anzumerken, dass die Band sichtlich Spaß am Auftritt hat.
Das Zelt ist zwar nicht übermäßig, aber doch recht ordentlich gefüllt. Die Zuschauer feiern ordentlich, es wird gemosht und geheadbangt, eine wahre Freude. Prophecy 23 machen irgendwie alles richtig, vor allem sprechen sie mit ihren Songs Themen an, vor denen sich andere Thrash-Bands eher verschließen. So geht es um Mädchen in verstrahlten Endlagern, aber auch um Säcke voller Fleisch.
"A backpack full of fleshsnacks" nennt sich der Song, bei dem ein junger Mann auf die Bühne kommt, seinen Rucksack öffnet und Bifis ins Publikum wirft. Großartig! Auch sonst zeigt sich die Band freigiebig, am Ende des Konzertes werden noch Shirts, Feuerzeuge und Aufkleber im Publikum verteilt. Find ich gut.
Definitiv eine Band, die man im Auge behalten sollte! Kommt ja nicht allzu häufig vor, dass sich Thrash-Metaller so herrlich gut gelaunt zeigen. Großartig auch der Song "Surf Nazis Must Die" (sowieso einer meiner Lieblingsfilme), zu dem ein Surfbrett in die Menge geschmissen wird. Geiler Auftritt, geile Band!
Auf der True Metal Stage spielen derweil die Thrash-Helden SODOM, bei denen ich auch mal einen Blick riskiere. Hm, bleibt aber auch bei einem Blick. Weder Show noch Publikumszuspruch sagen mir sonderlich zu, nach dem Auftritt von Prophecy 23 ist das schon eher was zum Runterkommen. Aber ich bekomme von Sodom eh nur die letzten paar Minuten mit.
Auf dem Weg zurück zum Zelt schlender ich kurz am Biergarten vorbei, auch hier spielt mal wieder ne Band: THE SMACK BALLZ. Da muss ich schon ein wenig stutzen, was hat ein Cajón auf nem Metalfestival verloren? Nunja, wir haben hier ne Coverband, die diverse Klassiker mit weniger Krach serviert. Kommen sogar aus Dortmund, aber keine Ahnung ob das für die Band spricht.
Für die Band spricht definitiv, dass sie KISS' "I was made for loving you" covern - dagegen jedoch, dass sie dieses Lied dermaßen in die Länge ziehen, dass ich irgendwann aus Langeweile abhaue. 10 Minuten lang den Refrain wiederholen, dass ist weder sonderlich witzig noch stimmungsfördernd. Wobei, die Biergartenbesucher scheinen ihren Spaß zu haben.
Am Zeltplatz angekommen, sind die anderen gerade wieder am Aufbrechen. Tz. Naja, bin ja im Training - also latsch ich doch wieder mit. Auf der Black Stage spielen mittlerweile AS I LAY DYING ihren brachialen Metalcore.
Metalcore ist ja nicht so wirklich meine Welt. Viel Geschrei um Nichts. Genretypisch wechselt das Geschrei immer mal zwischen Krächzen und Singen, dazu liefert die Instrumentenfraktion ne amtliche Wand. Alles schön und gut, aber so richtig begeistern will mich das nicht. Klingt alles ziemlich gleich, die Melodien wollen sich auch nicht festsetzen, also folge ich dem Treiben auf der Bühne eher etwas teilnahmslos.
Nächstes Ziel: Der Jägermeister-Stand im VIP-Bereich. Zufälligerweise gibts aber mal wieder nen Showcase im Pressezelt, also riskieren wir mal kurz nen Blick. CIRCLE II CIRCLE präsentieren sich hier gerade den Pressefuzzis. Muss gestehen, dass ich die Band bisher gar nicht kannte, dafür ist der Kulike umso mehr begeistert - mit glänzenden Augen stürmt er nach vorne und grölt sogar die Lieder mit.
Circle II Circle sind die aktuelle Band des ehemaligen Savatage-Sängers Zak Stevens, bei ihrem kurzen Presse-Gastspiel wird auch direkt ein Savatage-Coverset geboten, wie mir Kulike ins Ohr flüstert (äh, brüllt). Heavy Metal mit ordentlichen Mitsing-Chorälen und aufbauenden Melodien. Gar nicht mal so schlecht.
Hier die angesprochene Situation Pressefuzzis-begucken-Band. Bei Circle II Circle macht sich aber bemerkbar, dass die Band schon etwas bekannter ist, es wird fleißig gejohlt, geklatscht und sogar mitgesungen. Anschließend wird noch kurz auf ein neues Album hingewiesen und ein Track von CD angespielt. Vielleicht können wir sogar Fragen stellen, wie das Pressefuzzis halt so machen. Ab zum Jägermeister-Stand.
Dort gebe ich meinem Team den offiziellen Auftrag, sich konsequent abzuschießen und anschließend ordentlich im VIP-Bereich zu randalieren, wie sich das für offiziell akkreditierte Pressevertreter gehört (wenn sie nicht gerade einem Showcase, einem Prelistening oder einer Pressekonferenz beiwohnen). Klappt nur so mäßig. Es wird eher verbal randaliert.
Das spanische Metal-Magazin "Metalovision" ist ebenfalls vor Ort. Bereitwillig lässt Ulf sich interviewen. Er stellt sich als Sänger der Band "Freitod" vor, brilliert durch geradezu exzellente Englischkenntnisse und verteilt sogar bereitwillig Autogramme auf leeren CD-Hüllen. Großes Tennis!
Nächster Pflichttermin: BULLET! Yeah! Großartige Band aus Schweden, die herrlich klassischen Hardrock serviert, wie man ihn von AC/DC, Rose Tattoo oder auch Airbourne kennt. Kompromisslos, direkt und ohne viel Experimente. Entdeckte ich vor ein paar Jahren im Vorprogramm der Backyard Babies und war auf Anhieb begeistert.
Herrlich durchgedrehte Band, der man die Liebe zum Metal einfach anmerkt. Kreischender Gesang, steile Gitarren, viel Bewegung auf der Bühne und eine Spielfreude, von der sich so einige Veteranen mal ne Scheibe von abschneiden sollten. Da find ichs nur noch halb so schade, dass ich Airbourne heut Abend verpassen werde.
Bei der Show stimmt alles, von vorne bis hinten. Großer Spaß und große Abfeierei. Und mal wieder der Beweis, dass man das Rad nicht neu erfinden muss, um das Publikum auf seine Seite zu ziehen. Leider lediglich 30 Minuten Spielzeit, was, obwohl die Musik zugegebenermaßen nicht sonderlich abwechlungsreich ist, deutlich zu wenig ist für diese Dampframme quirligen 80er Metals. Mit "Bite The Bullet" verabschiedet sich die Band von der Bühne - gerne wieder! Am 17.09. in Essen beim Turock Open Air (Eat The Gun spielen übrigens auch)!
Heute Nacht hat es übrigens geregnet. Aber nicht schlimm. Die Pfützen wurden bereits mit Rindenmulch gestopft, damit wirs schön trocken haben. Nicht mehr ganz so trocken scheint dieser junge Mann zu sein...
Anschließend mal gucken, was auf der Black Stage so geht. Hier spielen gerade HEAVEN SHALL BURN. Mittlerweile wohl eine der bekanntesten Metalcore-Bands im Lande, was man auch an den Besucherzahlen merkt. Gut voll vor der Bühne. Die Musik, naja, gibt mir nicht so viel, aber die Show ist ganz unterhaltsam - wie man sieht. Und, Achtung: Der Sänger hat an seinem Hochdeutsch gearbeitet!
Beinahe schon legendär sind wohl die Circle Pits bei Heaven Shall Burn, die gerne mal um den Soundtower kreisen - so auch hier. Ganz witzig anzugucken, wie sich die Massen an Menschen bewegen - um irgendwann unweigerlich auf die leicht größere Masse an Menschen zu treffen, die gerade vor der anderen Bühne auf Judas Priest warten. Nix gegen Circle Pit, aber sobald da Leute mit reingezogen werden, die da eigentlich keinen Bock drauf haben, sollte man das doch eher unterlassen.
Aber auf sowas darf man wohl keine Rücksicht nehmen. Immerhin gibt mir das die Chance, mich einfach kurz dem Circle Pit anzuschließen, um mich wenige Sekunden später zur Masse an Leuten zu gesellen, die auf Judas Priest warten. Von dort beobachte ich dann die nächste Aktion von HSB: Alle weiblichen Crowdsurfer sollen ein gratis-Shirt vor der Bühne bekommen - Ker, als ob nicht schon genug Leute über unseren Köpfen am Rumtrampeln wären...da sind mir ja fast schon Bands lieber, die ihr Publikum lediglich zum Mitklatschen aufrufen.
Also denn. JUDAS PRIEST! Allerletztes Deutschland-Konzert, so heißt es zumindest. Über 40 Jahre ist die Band schon existent, wenn man mal von den Pausen absieht. Trotzdem eine Band, die ich nie wirklich verfolgt habe, was sowieso herzlich selten passiert bei Bands die älter sind als ich selber. Aber verdammt, die haben wirklich Power auf der Bühne!
Allen voran natürlich Sänger Rob Halford, der nicht nur seine äußerst variable Stimme präsentiert, aber auch sonst alles für die Show tut. Diverse Kostümwechsel, vor allem aber auch engagierte Ansagen, in denen er über die Geschichte des Metals oder spezieller von Judas Priest erzählt.
Festivals mag er auch, erzählt er uns. Insbesondere solche im Sonnenuntergang, der sich auch noch zufälligerweise genau jetzt vollzieht. Auf seinem ersten Festival hat er übrigens Jimi Hendrix live gesehen. Ob es damals auch schon so viele Stagediver gab, die die schöne Sonnenuntergangs-Stimmung durch erbarmungslose Abnerverei zerstören?
Naja. Gespielt wird ein Set quer durch die Priest-Historie, immer analog zum Song wird auch das entsprechende Albumcover als Backdrop eingeblendet - fast wie ne kleine Geschichtsstunde. Ein paar Coversongs sind auch dabei (Joan Baez ist mir in Erinnerung geblieben), dazu diverse "Hits" der Band, von denen ich die meisten eh nicht kenne.
Ganz mächtig am Kochen ist die Masse selbstverständlich beim wohl bekanntesten Stück der Band, "Breaking The Law" - hier wird der Gesang auch noch komplett vom Publikum übernommen. Na DAS gibt eindeutig mal Gänsehaut! Wahnsinn. Zigtausende brüllen fleißig den gesamten Text, das müssen andere Bands erstmal schaffen! You don't know what it's like!
Ein weiteres Highlight zur Zugabe, als Rob mit nem fetten Moped auf die Bühne rollt (ich dachte ja sowas machen nur die Superfreunde! Wer hat denn hier von wem geklaut?). Das dürfte, so ergaben meine Recherchen, beim Song "Hell Bent For Leather" gewesen sein.
Nochmal Gänsehaut dann zur zweiten Zugabe, als gemeinsam "Living After Midnight" skandiert wird. Geil! Nee ehrlich mal, einer der beeindruckendsten Auftritte auf dem diesjährigen Wacken, eindeutig eine Band die ihren Kultstatus nicht zu unrecht hat - sollte ich mich definitiv mehr mit befassen!
Anschließend rüber zur Party Stage, um zu gucken was die alten Helden von KYUSS LIVES! noch drauf haben. Quasi die Nachfolgeband von "Garcia Plays Kyuss", nur halt mit noch mehr Originalmitgliedern der Stoner-Pioniere Kyuss. Fehlen tut eigentlich nur Josh Homme, ansonsten sind mit John Garcia, Brant Bjork und Nick Oliveri die wichtigen Protagonisten dabei - ja, eigentlich.
Bassist Nick Oliveri lässt nämlich schön grüßen. Nachdem er schon letztens bei den Dwarves nicht mit auf der Bühne stand, kann er auch die Tour von Kyuss Lives! nicht begleiten. Wie man hört, Probleme mit der Polizei. Rock'n'Roll ist halt kein Lehnstuhl. Ersatz: Scott Reader, ebenfalls früher mal bei Kyuss aktiv.
Kommen wir zur Musik. Das ist, wie erwartet, Stoner Rock - konnte ich nie so wirklich viel mit anfangen, kenne demzufolge auch kein einziges Lied von Kyuss. Muss aber gestehen, dass die Musik durchaus eine gewisse Wirkung hat: Trotz aller Monotonie entfaltet der Sound sich recht ordentlich in den Gehörgängen. Fast schon drückend, aber irgendwie mitreißend.
Aber wie man dieses konstante Gewummer dermaßen abfeiern kann wie einige Leute hier vor der Bühne, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Muss wohl am Legenden-Status von Kyuss liegen. Naja, bevor ich noch irgendnem alten Kyuss-Fan seinen Platz klaue, verziehe ich mich lieber wieder weiter nach hinten.
Im WET-Zelt betreten nun SKINDRED die Bühne! Die Reggae-Metaller aus Großbritannien bespielen ja in letzter Zeit fast jedes größere Festival, allerdings habe ich sie auch immer öfter wegen anderen Terminen verpasst. Zu Unrecht irgendwie, die Band ist live einfach ein unheimlicher Partygarant.
Krude Mischung aus Metal, Punk, Reggae, Dub und Hiphop, was sich auf den ersten Blick ziemlich gegensätzlich anhört, aber wunderbar funktioniert. Sowas wie neuere Asian Dub Foundation ohne Elektro. Mit "Stand for Something" beginnen sie ihr Set , stammt vom letzten Album "Stand For Something". Mittlerweile gibts schon wieder ein neues, "Warning" nennt es sich - kenne ich aber noch nicht und demzufolge auch nicht unbedingt alle Lieder.
Is egal, die Band macht mächtig Stimmung. Für meinen Geschmack sogar etwas zu viel. Ständig will uns der Sänger überzeugen, doch mehr zu "bouncen", zu "screamen" oder gar den "robot dance" zu machen, wozu ich dann aus Prinzip aufgrund meiner natürlichen Protesthaltung nicht wirklich Bock drauf habe, mich dann irgendwann aber doch mitreißen lasse, weil man bei der Musik gar nicht anders kann.
Weitere gespielte Stücke waren "Doom Riff" vom neuen Album (gibts irgendwo auf der Homepage zum Download), "Pressure", "Nobody" oder am Schluss "Warning", dazu bouncen sich die Metalköppe ordentlich die Seele aus dem Leib. Spaßiger und kurzweiliger Auftritt, etwas außerhalb der Reihe aber verdammt unterhaltsam.
Außerhalb der Reihe? Manchmal kann selbst das Wacken mit ungewöhnlichen Bandbestätigungen punkten. SLIME spielen als Nächstes! Zwar quasi parallel zu Airbourne, aber das ist mir gerade egal. Zuletzt gesehen beim Punk im Pott, und wie schon da muss ich feststellen, was für eine ungeheure Macht Slime nach wie vor sind.
Da kommt tatsächlich nochmal der kleine Teenie-Punker in mir hoch. Mein persönliches Highlight des diesjährigen Wacken, ohne Scheiß! Wie gewohnt geht's mit "ACAB" und "Legal Illegal Scheißegal" los und bereits hier zeigt sich, was ich in der Form nicht erwartet hätte: Die Band kommt verdammt gut beim Wacken-Publikum an, alle grölen fleißig mit, lauthals schallen kämpferische Parolen durchs Zelt. Herrlich!
Das Wacken ist ja ein eher unpolitisches Festival und durfte auch ab und zu schon mal eher fragwürdige Bands beherbergen, nicht nur umstrittene Black-Metal-Bands sondern auch peinliche Deutschrock-Proleten - was auch mit ein Grund ist, warum ich das Wacken dieses Jahr eigentlich meiden wollte. Slime als "Ausgleich" war dann wohl genau die richtige Wahl.
Sänger Dicken nimmt auch kein Blatt vor den Mund, spricht die Naziproblematik an ("nur weil die Zeitungen nicht darüber schreiben, heißt das nicht dass es nicht passiert") und kriegt sogar die Kurve zum Festival ("Wenn die an die Macht kommen, wird auch das WOA ganz schnell verboten..."), bevor mit "Schweineherbst" ein weiterer Kracher aufs Publikum losgelassen wird.
Auch sonst ein absolut zufrieden stellendes Set. Einige Wunschlieder fehlten oder fielen der Spielzeit zu Opfer, mit anderen hätte ich schon fast nicht mehr gerechnet, wie das großartige "Gewalt", das sich schon bei der letzten Tour viele alte Fans gewünscht hatten. Fehlen dürfen auch nicht "Alle gegen Alle", "Streetfight" (angekündigt als "Metalballade", huahaha), "Linke Spießer", "Brüllen, zertrümmern und weg" und wie sie alle heißen.
Nochmal Wacken-Bezug: "Ob Odin oder Jesus, Religion ist immer noch Opium für das Volk!" - harhar. Ich glaube ja fast, Dirk hat sich seine Ansagen lange vorher überlegt. Lungert schließlich schon ein paar Tage auf dem Wacken-Gelände rum.
Nee ehrlich, fantastischer Auftritt. Das Zelt ist mehr als gut gefüllt, diverse Schlabber-Iros und Punk-Shirts haben sich in den ersten Reihen versteckt und statt modernen Moshpits gibts amtlichen Pogo. Jawoll! Da halte auch ich es nicht lange aus und stürze mich in die Masse aus Fäusten, Knien und Ellbogen. Fühl mich direkt 10-15 Jahre jünger, juhu!
Mit dem Überhit "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland" verabschieden uns Slime in die Zugabepause (die aus Zeitmangel lediglich daraus besteht, dass Dirk uns auffordert, lauter "Zugabe" zu rufen. Äh, ja. Hust.), anschließend können zu "Untergang" und "Deutschland muss sterben" nochmal gehörig die Fäuste gereckt werden.
Echt jetzt, großartiges Konzert. Auch wenn Herr Schwers es erschütternderweise nicht geschafft hat, König Ulf am Jägermeisterstand seine Aufwartung zu machen - aber wer will schon nachtragend sein. Den Applaus haben sich Slime redlich verdient.
Anschließend spielen noch Saltatio Mortis und Apocalyptica, die mich mit ihrem Hippie-Gedödel aber mal absolut gar nicht fesseln können. Am Camp ist auch keiner mehr wach, also genieße ich mein abendausklingendes Bierchen alleine, während ich den Kamin(!) der Nachbarn beim Ausgehen beobachte. Irgendwie schon lustig, dieses Wacken. Morgen ist der letzte Tag, wie es da weiter geht lest ihr hier