W:O:A 2011, Teil 4 (06.08.2011): Motörhead, Danko Jones, Eläkeläiset, Knorkator, The Haunted, Crash Diet, Triosphere, Girlschool, Ghost in Wacken, Festivalgelände - Bericht von Fö
Wacken:Open:Air 2011, Teil 4 (06.08.2011)
So, weiter gehts! Letzter Tag beim Wacken:Open:Air! Gestern war son kleiner Highlight-Tag für mich - ganze 15 Bands begutachtet. Jau, läuft.
Und irgendwie kann man sich doch dran gewöhnen, an son komplettes Festival ohne Alkohol. Besonders, wenn man sich die Negativbeispiele am letzten Tag anschaut. Hängen übermüdet rum, kriegen eh keinen Tropfen Alkohol mehr in den verbrauchten Körper und wünschen sich innerlich, der Tag möge bald ein Ende haben. Hähähä.
Mit dem Kulike gehts erstmal auf kleine Erkundungstour ins Wrestlingzelt. Bereits um 12 Uhr spielen dort GIRLSCHOOL - warum auch immer man diese Band so früh ansetzt. Gibt es schließlich auch schon seit über 30 Jahren, auch wenn die Protagonistinnen sich erstaunlicherweise ganz gut gehalten haben. Ein neues Album soll im September erscheinen, neues Material gibts also auch zu hören, genug älteres aber natürlich auch - bei 75 Minuten Spielzeit ist viel Platz.
Ziemlich voll ist es im Bullhead-Zelt. Der Auftritt kann uns aber nicht wirklich überzeugen. Respekt davor, als Band so lange zu existieren, und ne All-Girl-Kapelle sieht man auch nicht alle Tage, aber irgendwie kristallisieren sich im Metal-Hardrock-Sound der Band keine wirklichen Hits heraus, klingt alles recht ähnlich und der Vortrag sieht auch eher nach Standard-Repertoire aus.
Immerhin trauen sich zwei der Ladies auch mal weiter nach vorne, in den Wrestling-Ring - aber man hat etwas das Gefühl, dass sie mit dieser Art der Zur-Schau-Stellung nicht unbedingt klar kommen, recht schnell "verschwinden" sie wieder gen Bühne und nehmen ihre angestammten Positionen ein. Naja. Im Endeffekt dann doch nur ein Auftritt zum Abhaken, wir latschen weiter zum eigentlichen Festivalgelände.
Bevor dort Crash Diet ihren Auftritt beginnen, bleibt noch etwas Zeit - also gucken wir mal, was im WET-Zelt gerade so spielt. TRIOSPHERE heißt die Band, uns bis dato unbekannt. Melodischer Metal mit ner Frau am Gesang, die Songs lassen viel Platz für ausgiebige Gitarrensoli, aber auch die respektable Stimme der Sängerin kommt nicht zu kurz.
Netter Auftritt, aber mehr als 1-2 Lieder geben wir uns nicht. Könnte vermutlich etwas mehr begeistern, wenn man die Lieder kennen würde - so merkt man zwar irgendwie, dass mit viel Melodie und Härte gearbeitet wird, aber wirklich hängen bleiben tut nichts.
Gleiches könnte man vielleicht auch von CRASHDIET behaupten, die nun auf der True Metal Stage spielen. Auf den ersten Blick sind die Zutaten perfekt: Super Frisuren (inklusive 80er Toupier-Iro), enge Röhrenjeans, viel Gepose - auch die Musik fährt wie selbstverständlich im Glam-Sleaze-Gewässer (erwähnte ich schon, dass die einzige ernst zu nehmende Band in diesem Sektor Steel Panther heißt?).
Leider lässt sich aber attestieren: Der Funke springt nicht über. Den Liedern fehlt irgendwie an Mitsingpotential, durchs eine Ohr und durchs andere wieder raus, ohne das irgendwas hängen bleibt. Schade, hätte ich mehr von erwartet. Immerhin der letzte Song "Generation Wild" hat noch etwas wie Wiedererkennungswert und wird auch von einigen Anwesenden mitgesungen.
Und es werden die Klischees bedient. In ein 45-Minuten-Set auch noch ne Zugabepause zu quetschen ist schon verdammt Rockstar-like. Zur Zugabe dann aber mit nem fetten Moped auf die Bühne fahren (ich dachte ja sowas machen nur die Superfreunde! Wer hat denn hier von wem geklaut?) - großartig! Beste Szene aber am Ende des Konzerts, als der Sänger wieder von der Bühne fahren will. Und das Moped nicht anspringt. Wat hamwa gelacht.
Anschließend die Qual der Wahl: Kataklysm auf der Black Stage oder The Haunted auf der Party Stage? Entgegen dem Großteil der Besucher entscheiden wir uns für Letzteres, was ich auf keinen Fall bereue! THE HAUNTED aus Schweden gibt es laut Wikipedia zwar auch schon seit 15 Jahren, wirklich auf dem Schirm habe ich sie aber erst seit ein-zwei Jahren.
Mit neuer Platte "Unseen" im Gepäck kriegen wir ne ordentliche Ladung Thrash Metal entgegen geballert, mit gelegentlichen Mitsing-Chören und groovigen Gitarrenlinien aber eine eher moderne Interpretation dieses Musikstils. Erinnert an Valient Thorr oder auch Danko Jones auf Metal getrimmt. Die Band kommt ungeheuer versiert rüber, kein Wunder dass in Schweden schon vom "nächsten großen Ding" gefaselt wird (was auch immer das auf schwedisch heißt).
Es gibt zwar einige Lücken in den Reihen der Zuschauer, was einige Fans aber nicht am gepflegten Ausrasten hindert. Hier und da kreisen Circle Pits, ansonsten wird ordentlich gemosht und gebangt, einige können sogar mitsingen - wozu der Sänger auch ausdrücklich auffordert. Und wenn wir die Texte nicht können, sollten wir wenigstens so tun als ob. Hähä.
Scheint auch sonst mit Humor gesegnet zu sein, der gute Mann. Eine kleine Ankündigung der Wacken-Organisation verbreitet er auch noch: Ab sofort keine schwarzen Shirts mehr, aber wir dürfen diese vorne gegen hellgelbe oder lavendel-farbene umtauschen. Und jeder mit Smiley-Button bekommt 50.000 Mark. Irre.
Jau. Erstes Highlight des noch jungen Tages, hat verdammt Spaß gemacht. Kulike vergisst sogar sein ursprüngliches Vorhaben, zwischendurch irgendwann zu Kataklysm zu wechseln...
Dafür wechseln wir anschließend die Örtlichkeit. Am Zeltplatz wird mal wieder der Grill angeschmissen, kleine Stärkung für den Tag bevor es gleich zu Knorkator geht. Yeah.
Als wir wieder vor der Bühne stehen, ist es schon beachtlich voller geworden - KNORKATOR spielen! Die Auflösung der Band war ja offensichtlich große Verarsche, jetzt sind sie wieder da und kündigen sogar ein neues Album an. Sehr fein! Die Band habe ich ja letztens erst auf dem With Full Force gesehen, viel geändert hat sich am Set nicht.
"Ich will nur ficken", "Es kotzt mich an", der herrliche Popsongs-Part mit "All that she wants" und "Daddy Cool" - alles geil. Deutlich besser funktioniert hier die Interaktion mit dem Publikum. Zu "Eigentum" sollen wir rhythmisch unsere Oberarme in Schräglage strecken, oder auch den Zeigefinger in ein Loch stecken, das der Nachbar aus Daumen und Zeigefinger formt. Großartig!
Ne noch lustigere Aktion weiter vorne: Hier hat es sich eingebürgert, ankommende Crowdsurfer mit einem "Zurück! Zurück!"-Chor zu begrüßen und sie einfach wieder in die hinteren Reihen zu werfen. Die verdutzten Blicke der plötzlich rückwärts surfenden Opfer sind einfach göttlich.
Neues Material gibts auch. "Refrain" hat sich schon beim WFF hat Hit herausgestellt, funktioniert hier aber nochmal deutlich besser. Wie der komplette Platz "Refrain" mitsingt - einfach super!
Stumpen erweist sich mal wieder als begnadeter Entertainer und hat seine Schäfchen voll im Griff - egal ob er sie mal wieder zum Klatschen auffordert, oder einfach dazu, die Hände runter zu nehmen. Oder dazu, "Wa-cken" im 1/4-Takt und nicht punktiert zu singen. Schöner Auftritt, mal was zum Lachen. Am Schluss gabs sogar noch "Wir werden alle sterben", wozu beim WFF ja die Zeit nicht mehr gereicht hatte...
Nächster Programmpunkt: Jägi-Stand. Ulf kriegt mit Mühe und Not noch son Jägermeister runter, hat aber sichtlich zu kämpfen. Nebenbei unterhalten wir uns übers Ballett-Tanzen. Aber, ey, Jungs: Ihr habt ja immer noch nicht randaliert!
Wenn ich beim nächsten Mal mein Team zusammen stelle, muss ich mir meine Leute wohl in der Muckibude suchen...zurück auf dem Zeltplatz, wo erst einmal nichts ansteht außer sinnlos rumsitzen und Bier trinken. Juhu.
Irgendwann kommt David vorbei und wir können in den Abend starten. Mein nächster Pflichttermin: DANKO JONES! Direkt zu Beginn stellt er klar, was für eine Ehre es für ihn als alten Metalhead ist, heute parallel zu Kreator auftreten zu dürfen - diese durfte er sich bereits 1993 gemeinsam mit Morbid Angel in Toronto ansehen. Puh, lange Zeit her...
Danko Jones selbst hat sich einer nur leicht anderen Musikrichtung verschrieben: Dem Rock'n'Roll! Dementsprechend knallen er und seine beiden Mitstreiter lustig ihre Songs übers Gelände. Wer da noch still hält ist mal selber Schuld...Mit an Bord übrigens ein neuer Drummer: Atom Willard (Offspring, Angels & Airwaves, Social Distortion etc.) ersetzt Dan Cornelius. Amtlicher Ersatz, würde ich mal sagen.
Danko Jones habe ich ja mittlerweile nun wirklich oft gesehen - immer wieder geil. Heute fehlt mir aber irgendwie etwas. Ein paar Hits waren nicht dabei ("Code Of The Road" und "Sticky Situation" beispielsweise) und irgendwie könnte etwas mehr Tempo unterm Arsch der Band verdammt gut tun. Naja. Hits gabs trotzdem: "Forget My Name", "First Date", "Full Of Regret", "Invisible",...
Großartig auch die Ansage, dass in Kanada nur Patchouli-Öl-tragende Hippie-Mädels mit Vorliebe für lahme Folkmusik rumlaufen würden und wie sehr sich Danko darüber freut, dieses Girl im Suicidal-Tendencies-Shirt zu sehen - yeah! Ansonsten feiert er sich natürlich wieder amtlich selbst ab - wie sich das gehört.
Ordentliche Fotos von der Band kann ich nicht bieten - der Graben beim Wacken hat nunmal Ausmaße eines Fußballfeldes, Pech gehabt. Wie gewohnt endet das Set mit "Mountain", wo Danko wieder diverse verstorbene Musiker aufzählt (heute vor allem Metal-Künstler, die auf nem "normalen" Festival wohl kaum wer kennen würde), und dann ist der Auftritt auch schon wieder viel zu schnell vorbei. Ich wollte mich schon beschweren, aber die 60 Minuten sind tatsächlich schon rum...Sachen gibts.
Mit der nun folgenden Band hat Danko Jones uns schonmal vorab viel Spaß gewünscht: MOTÖRHEAD! Yeah! Die Mannen um Lemmy Kilmister machen ja eigentlich immer Laune, auch heute als Headliner des Abends. Die Rock'n'Roll-Metal-Dampframme schlechthin. Röhrender Bass und röhrende Stimme, so kennen wir sie.
Ein neues Album ("The Wörld Is Yours") hat die Band mal wieder im Gepäck, keine Ahnung das wievielte das jetzt schon ist. Gespielt wird davon beispielsweise "Get Back In Line", dazu gibts aber auch genug ältere Sachen wie "Metropolis", "Over The Top" und wie sie alle heißen.
Publikum. Ordentliche Abfeierei. Und mal wieder viel zu viele Crowdsurfer. Ihr nervt, Leute! Da freut man sich über jeden, der etwas weniger Kilos auf die Waage bringt. Einige hier (inklusive der Security) freuen sich auch sichtlich über zwei Mädels, denen offensichtlich irgendwelche Idioten das Oberteil weggezogen haben und die krampfhaft versuchen, ihre Brüste zu bedecken. Ohne jemandem Absicht unterstellen zu wollen - aber hier laufen echt so einige Vollspacken rum.
All so Sachen, über die ich auf nem Festival nicht nachdenken will, vor allem wenn gerade Motörhead spielen. Dürfte aber mit ein Grund dafür sein, warum mir das Konzert nicht so sehr zusagte wie die vielen Motörhead-Auftritte die ich zuvor schon erleben durfte.
Nunja. Ansonsten die üblichen Zutaten. Drumsolo bei "In The Name Of Tragedy", Gruß an die Politiker bei "Just 'Cos You Got The Power", Gruß an die brasilianischen Metalfans (sind echt einige Südamerikaner hier!) bei "Going To Brazil", und zur Zugabe natürlich "Ace of Spades" und "Overkill". Nettes Konzert, aber irgendwie auch nichts besonderes.
Mal gucken, ob die anschließend auf der Party Stage auftretenden ELÄKELÄISET meine Laune bessern können. Juhu, Humppa Humppa! Diverse Klassiker aus dem Rock-, Pop- und Metal-Bereich werden auf finnische Volksmusik getrimmt, natürlich auch mit finnischen Humppa-Texten. Großer Spaß!
Aber nach ein paar Liedern ist der Witz dann auch gegessen. Hm, hätte irgendwie mehr davon erwartet, oder vielleicht bin ich einfach zu nüchtern. Coversongs von Motörhead, Kraftwerk und sogar den Scorpions - aber so richtig zünden will nichts davon.
Außerdem fängt es bald mächtig an zu schütten. Nee, irgendwie keinen Bock mehr, weswegen wir uns schon nach ein paar Lieder wieder vom Acker (höhö) machen. Sollen doch die anderen ihren Spaß haben...
Children of Bodom auf der Black Stage können uns nicht wirklich fesseln, dafür schauen wir mal kurz bei GHOST im Zelt vorbei - hm. Ich sag mal: Interessant. Musikalisch sagt mir das sogar zu, so ne Art Doom-Rock'n'Roll-Groove-Melodic-Metal, aber der Gesang vom Bischofsmützenträger geht ja mal gar nicht. Kirchenchöre sind da mal gar nichts gegen. Satanisch hab ich mir anders vorgestellt...
Der nächste Morgen. Recht früh erheben wir uns aus den Federn. Zelte abbauen, Kram zusammenpacken, go! Für mich ändert sich spontanerweise die Reiseroute, es geht nämlich nach Berlin. Juhu. Danke nochmal an Chrille fürs Mitfahren lassen ;-)
In Berlin dann diese wichtige Information, die ich gerne nachreichen will. Haben wir wohl verpasst - aber dafür hätte man sich wohl die unsäglich überflüssigen "Masters Of Comedy" anschauen müssen...nunja. Mein Fazit fürs diesjährige Wacken fällt etwas nüchtern (muahaha) aus: Konzerte größtenteils super, Publikum jedoch zu viel und zu asozial, und das Drumherum ist langsam echt mal zu viel Kasperle-Theater...oioi. Ich geh mal Punkrock hören.