Punk Rock Holiday 1.1, Teil 1 (12.08.2011): Bad Religion, Superhiks, 3 Feet Smaller, Kreshesh Nepitash, Pasi in Tolmin (SLO), Sotocje - Bericht von Fö
Punk Rock Holiday, Tolmin/Slovenien, Teil 1 (12.08.2011)
Sommer, Urlaub, Arschlecken! Ich muss meine Reiseziele ja neuerdings viel bedächtiger wählen als bisher: Eventuelle Zweitinfektionen mit dem berüchtigten Dengue-Virus würden meine Organe unweigerlich zum Implodieren bringen - Krach Bum Totschlag Weltuntergang, so ungefähr male ich mir die Folgen aus. Also backe ich erstmal kleinere Kuchen - statt Südamerika, Südafrika und Südostasien muss also Südosteuropa dran glauben. Berichte, das Dengue-Fieber würde mittlerweile auch beispielsweise in Kroatien wüten, kann ich getrost ignorieren, schließlich geht es nur ins Nachbarland Slowenien. Oi.
Die Reiseplanung sieht drei dicke Programmpunkte vor, die quasi alles zusammen fassen, das einen Urlaub urlaubswert macht: Festival, Wandern, Sightseeing. Respekt an mich sellba für diese fantastische Planung! Punkt 1 decken wir ab mit dem im Vorfeld schon sehr verlockend klingendem Punk Rock Holiday - was es damit genau auf sich hat, erfahrt ihr, wenn ihr einfach weiter lest...
Anreise. Bei solch weiten Strecken bevorzuge ich ja eigentlich den Billigflieger, aber unsere Entscheidung fällt aufs Auto, was sich aufgrund der erhöhten Flexibilität auch als die absolut beste Entscheidung herausstellt. Und so gehts am Freitag früh morgens los, etwa 10 Stunden Fahrt plus Pausen, und dazu die abenteuerliche Erster-Gang-Überquerung vom Wurzenpass. 18% Steigung - eine Leichtigkeit für Kikis Mamas Mobil und unser Team, bestehend aus Hö, Kiki, Britt und Fö.
Punk Rock Holiday 1.1 findet statt bei Tolmin am Ufer der Soča - ein herrlich grünes Gelände, direkt am Gebirgsfluss, schattenspendende Bewaldung, sehr angenehm gefüllt - optimal! Bönx und Jojo sind bereits seit gestern da, haben bereits die Einkäufe erledigt und den provisorischen Grill angeschmissen - na das ist mal Service! Darauf ein Willkommens-Pivo!
Bevor wir bei all diesem wunderbarem Rundherum gänzlich die Zeit vergessen, wird doch mal ein Blick gen Bühne riskiert. Die Bands hier starten recht spät (nach 18 Uhr), wegen Grillerei-Vorzügen schaffen wir's dann erst zur dritten Band: KRESHESH NEPITASH. Slowenische Kapelle, die Testosteron-geprägten Hardcore mit englischen Texten serviert.
Grobe Richtung Agnostic Front, Sick Of It All und wie sie alle heißen. Kommt glücklicherweise nicht ganz so bollo-haft rüber wie bei den ersten Tönen befürchtet. Könnte für meinen Geschmack trotzdem etwas punkiger sein. Das bisher überschaubare Publikum hat die Band ganz gut im Griff, ich würd mal sagen in nem kleineren Laden kann das durchaus was!
So als Einstand okay. Und achja, die Band stellt löblicherweise ihr aktuelles Werk "A Piece of Anger" zum Gratis-Download zur Verfügung (siehe hier), wer also mal reinhören will darf dies ruhig tun.
Unsere Reisetruppe beim Betrachten der Kapelle. Mir fällt grad auf, dass noch keiner ein Bier in der Hand hält - könnte damit zu tun haben, dass man hier Wertmarken braucht und die Schlange am Wertmarkenstand sich bereits mehrfach verknotet. Ein halber Liter Bier kostet übrigens 2,50 € auf dem Gelände, was okay ist.
Wertmarken haben übrigens den Vorteil, dass es kein ewiges Wechselgeldgefissel gibt. Zumindest in der Theorie. Hier gibt es Wertmarken mit verschiedenen Werten ab 50 Cent bis keine Ahnung wat, die endgültige Summe hat man im Endeffekt eh nie passend und Wechselgeld-Wertmarken scheinen dem Personal zu kompliziert zu sein, wodurch das Bezahlen dann doch etwas chaotisch abläuft, zumindest bis man sich ans System gewöhnt hat. Hier übrigens der Blick bei Mondeslicht auf die Soča und den Tolminka-Zufluss. Schön, nicht wahr?
Kurz nochmal rüber zur Bühne. PASI spielen mittlerweile. Punkrock aus Kroatien mit Texten in der Landessprache, ziemlich poppig angehaucht aber irgendwie auch unspektakulär. Fesselt mich nur für ein paar Minuten.
Auch sonst ist der heutige Tag eher was zum Ankommen. Also erstmal weiter das Gelände begucken. Weiter hinten gibts nen Fressstand, den ich zwar nicht in Anspruch nehme, der dafür aber nen deutlich attraktiveren Eindruck macht als der Standardfraß auf hiesigen Festivals. Von Hand zubereitet und frische (zumindest frisch aussehende) Zutaten, kein Wunder dass sich ordentliche Menschentrauben davor versammeln.
Wieder Bühne. Inzwischen spielen 3 FEET SMALLER aus Österreich. Von denen hab ich zumindest schonmal den Namen irgendwo gehört. Geboten wird Poppunk/Skatepunk mit betont gepresstem Gesang. Also so Gesang, bei dem ich mich frage, warum der Sänger nicht einfach so singt wie es seine Lunge hergibt, das hier klingt irgendwie eher gewollt als gekonnt. Sogar bei den Ansagen.
Außerdem trägt der Gitarrist ein 5Bugs-Shirt, was bei uns zu einiger Belustigung führt, hatten wir doch kurz zuvor noch über ebenjene Band gelästert. Hähä. Naja, den Vergleich kann man durchaus im Raum stehen lassen: Teeniepunk, Musik die irgendwie nie aussterben will, weil es auch immer nur "die anderen" sind, die sowas hören.
Hier ein Foto von "den anderen". Scheinen entweder gar nicht so unbekannt zu sein oder tatsächlich die Zuschauer begeistern zu können. An dieser Stelle kann ich übrigens kurz anmerken, dass es auf dem gesamten Gelände gerade Abends deutlich an Licht mangelt. Sowohl Bühne als auch Zuschauerbereich sind eher mäßig beleuchtet, und auf den Zeltplatz kann man sich nur mit Taschenlampe wagen.
Zeltplatz. Bevor gleich Bad Religion ihre Punkrockkeule auspacken, muss ein wenig Bier vernichtet werden, nebenbei schwadroniert man über so Sachen, über die man halt so schwadroniert, wenn man auf dem Zeltplatz Bier trinkt.
Irgendwann rüber zu BAD RELIGION. Eine Band, mit der ich nie wirklich warm geworden bin. Klar haben sie ihre Hits und vor allem auch ihre Bedeutung in der Punkrockszene - wäre ja auch sonst erbärmlich bei über 30 Jahren Existenz. Aber irgendwie fand ich Liveshow wie auch die Songs immer recht eintönig.
Heute aber doch mal einer der besseren Auftritte von Bad Religion. Es wird ein wenig rumgescherzt, ob wir auch alle schwimmen waren heute (Bassist Jay Bentley war) und nebenbei noch dieses tolle Festival gelobt. So nach dem Motto, alle bisherigen Shows der Tour wären nur Proben für dieses Konzert gewesen. Den Wahrheitsgehalt dieser Aussage will ich jetzt nicht näher überprüfen.
Das Set sagt mir auch zu, muss sogar erstaunt feststellen, dass ich den Großteil der Songs kenne. Geboten werden Mitsinghits wie "21st Century (Digital Boy)" oder "Punk Rock Song", sonst eher Songs aus diesem Jahrtausend. "Los Angeles is Burning", "New Dark Ages", "Let Them Eat War" und wie sie alle heißen.
Letztes Jahr war ja das große 30jährige Jubiläum, zu dem neben Live- und Tribut-Album auch die neue Studioplatte "The Dissent of Man" auf den Markt kam. "The Devil In Stitches" kündigt Greg Graffin an als die große Singleauskopplung, die in den iTunes-Charts sogar auf Platz Achttausendnochwat kam, was Bad Religion zur Achttausendnochwas-wichtigsten Band der Welt oder gar des Universums mache. Soviel Humor traut man den steifen Herren irgendwie gar nicht zu!
Immer wieder lockere Sprüche, dazu werden gekonnt die Lieder runtergezockt. Zuschauer entzückt, alles grölt begeistert mit und sogar ich fühle mich unterhalten. Tatsächlich der beste Auftritt, den ich je von dieser Band sehen durfte!
Mit "Fuck Armageddon...This Is Hell" endet das reguläre Set, und die Zugabe wird mit "American Jesus", "Infected" und "Sorrow" auch mehr aus zufrieden stellend. Zum Fan werde ich zwar nie werden, aber das war doch wirklich mal ein gelungener Einstand zum Punk Rock Holiday!
Aber Moment, folgt ja noch eine Band! SUPERHIKS lautet der heutige "Rausschmeißer". Skapunk aus Mazedonien. Wobei die Band sich mehr groovigen Reggae/Ska-Tönen zuwendet als krachigen Punksounds. Ganz allgemein stellen wir fest, dass Skapunk hier in der Gegend eh recht angesagt zu sein scheint. Liegt vielleicht am mediterranen Gute-Laune-Klima.
Versierte Band, der man die langjährige Erfahrung anmerkt. Kommt alles ziemlich locker daher und geht sogar ganz gut in die müden Tanzbeine, trotz der ziemlich fortgeschrittenen Stunde. 1 Uhr haben wir mittlerweile, da ist man ja eigentlich sowieso betrunken genug um zu gleichwohl welcher Musik zu tanzen - oder zu betrunken, um überhaupt noch stehen zu können (Hallo Bönx).
Highlight des Auftritts wohl ne Ska-Cover-Version von Motörheads "Ace of Spades". Für mich besonders belustigend, habe ich doch das Original erst vor 6 Tagen live gesehen. Hähä. Überhaupt scheinen sich Metal und Ska ganz gut zu vertragen, die spätere Percussion-Einlage erinnert fast schon an Soulfly in den besten Momenten.
Jau, soviel zu Superhiks! Schöner Auftritt, auch wenn ich mich für den Musikstil immer weniger begeistern kann. Damit wäre auch der erste Tag des Punk Rock Holiday beendet und wir können uns in unsere Zelte zurückziehen. Juhu. Wie es weitergeht, seht ihr im zweiten Teil des Festivalberichts...