Punk Rock Holiday 1.1, Teil 2 (13.08.2011): Hot Water Music, Bouncing Souls, Hog Hoggidy Hog, In-Sane, Real Life Version in Tolmin (SLO), Sotocje - Bericht von Fö
Punk Rock Holiday, Tolmin/Slovenien, Teil 2 (13.08.2011)
So, weiter gehts mit dem Punk Rock Holiday. Gestern gut angekommen, drei Tage stehen noch aus...
Nächster Morgen, mittlerweile haben wir Samstag. Die Überreste des gestrigen Abends finden sich, falls noch lebendig, in ihren Zelten wieder, oder falls nicht, auf dem Grill. Erschreckt muss ich feststellen, dass zum Frühstück keiner Bier trinkt. Es heißt, wir hätten doch Urlaub.
Stimmt natürlich! Aber eben nicht nur Urlaub, sondern Punk Rock Holiday! Kurzer Gang über den Platz. Was ich anfangs etwas enttäuschend fand, sich aber als ein großes Plus herausstellte: Die Bands starten hier erst in den Abendstunden - wodurch man quasi den restlichen Tag Zeit hat, die Gegend um Tolmin zu bewundern und somit die anderen Fassetten des "Urlaubs" abzudecken.
Tolmin heißt das Örtchen, an dessen Rande das Punk Rock Holiday stattfindet, an selber Location wie übrigens auch das Metalcamp, wodurch die Bewohner vermutlich verrückte Gestalten gewohnt sind. Mitten in den Julischen Alpen, ein geradezu klassisches Urlaubsörtchen, könnte man sagen...
Und Tolmin liegt direkt am Rande des Triglav-Nationalparks, was uns zu unserer ersten Tagesbeschäftigung führt: Ne kleine Wanderung das wunderschöne Tolminka-Tal hinauf, wo man mal wieder in Erstaunen versetzt wird ob der herrlichen Natur hier. Kalkversetztes und trotzdem klares Wasser schlängelt sich durch eine malerische Schlucht, daneben ein netter Wanderweg über Hängebrücken und durch Bergmassive.
Achja, Hängebrücken. Davon gibts hier einige, und sie wackeln irre witzig, wenn man auf ihnen läuft. Wahrscheinlich hören sie deswegen fast alle auf den Namen "Teufelsbrücke"...
Die Wanderung selbst dauert 1-2 Stunden, ist also recht einfach zu meistern, weckt in uns aber ordentlich die Vorfreude auf unsere nach dem Festival anstehende "große" Wanderung. Ein wirklich schönes Stückchen Natur. Und es gibt wohl kaum etwas Erfrischenderes als kaltes Gebirgswasser...
Naja, kaltes Bier vielleicht. Unsere anschließende Stärkung haben wir uns redlich verdient. Wobei mein Bier aus den bekannten Gründen alkoholfrei ist und das der anderen mit Grapefruit oder Lemon versetzt. Aber wer will schon groß meckern...
Rückweg nach Tolmin. So ganz ist uns unsere Beatles-Hommage nicht geglückt. Egal. Erstmal zum Supermarkt. Bönx und Jojo waren zwar gestern schon einkaufen, aber sie haben etwas entscheidendes vergessen: Einen Eimer!
Zurück am Festivalgelände - hier ist das Wasser fast genauso schön wie auf der Wanderung. Die Festivalgäste erfrischen sich im kalten Wasser der Soča, das hat tatsächlich noch mehr Atmosphäre als das Wacken-Freibad...auch wir springen kurz rein, hamwa uns verdient!
Anschließend kurz rüber zur Bühne. Die ist übrigens auch ziemlich schön gelegen, von Bäumen gesäumt, im Hintergrund die Gebirgszüge...da können wohl die meisten anderen Festivals, die einfach so auf irgendwelchen Ackerflächen aus dem Boden gestampft werden, wohl nicht mithalten.
Den Opener heute machen REAL LIFE VERSION aus Slowenien. Poppunk bis Emogewäsch - ich hatte vorm Festival mal reingehört und fand das gar nicht so schlecht, aber das hier ist entweder ne andere Band oder sie haben ihren morgendlichen Kaffee nicht vertragen - wirkt irgendwie zahnlos und geradezu lahm.
Also bleibe ich auch nur für ein paar Lieder. In der Zwischenzeit machen Jojo und Bönx Großeinkauf beim Vans-Stand (5 Paar Schuhe! Sind wir hier auf ner Modemesse?), während der Rest den Grill anwärmt. Und genau zu dem zieht es uns dann auch...
Zurück zum Zelt, erstmal ausgiebig grillen, wodurch wir die anschließend spielenden Final Approach verpassen - egal. Grillen geht vor. Kleiner Running Gag: Immer wenn wir grillen, kommen zwei Securitys vorbei, die uns darauf aufmerksam machen, dass offene Feuer verboten sind - aber wir dürfen getrost noch zuende Grillen. Na denn.
Auf die nächste Band freue ich mich quasi seit ich das erste Mal auf nem Sampler von ihnen hörte: IN-SANE! Die Slowenen servieren eine gelungene Mischung aus Rise Against, Hot Water Music, Strike Anywhere, Propaghandi und stoßen mit ihren melodischen Punkrock gut auf Begeisterung.
Okay, es gibt noch einige lichte Stellen in den Zuschauerreihen, aber das war eher ein allgemeines Problem beim Punk Rock Holiday - erst zu den abendlichen Headliner-Auftritten füllte sich der Platz vor der Bühne merklich. Anscheinend genießt der Großteil der Besucher noch das Sommerwetter.
Der Auftritt von In-Sane kann voll überzeugen, mich zumindest - und das obwohl ich keinen Song der drei Jungs kenne. Perfekte Einstimmung auf Hot Water Music später am Abend, auch wenn da noch ein paar Bands dazwischen liegen.
Problem bei Festivals im Ausland: ich hab keine Ahnung, was die "lokalen" Bands auf der Bühne in ihren Ansagen so von sich geben. Ob sie gerade über die politische Lage debattieren oder bloß über den Typ mit rotem Kinnbart lästern, der da so eifrig Fotos macht. Egal. Eine Band, die ich mir liebend gerne nochmal anschauen würde!
Anschließend die einzige Band, die Bönx sich an diesem Abend anschauen will: HOG HOGGIDY HOG! Die Skapunker mit dem überaus lustigen Namen kommen aus Südafrika, sind also ein kleiner Exot im Line-Up. Absolute Party-Band, macht gut Laune! Hab ich bisher nie live gesehen, obwohl Bierschinken doch mal vor einigen Jahren ne gesamte Tour präsentiert hatte. Hoppla.
Ordentlich Bewegung auf der Bühne, besonders der Sänger springt rum wie von der Tarantel (gibts die in Südafrika?) gestochen. Die Musik ist eher hektischer Skapunk, bei dem aber auch die Melodien nicht zu kurz kommen. Mischung aus Streetlight Manifesto und frühe Mad Caddies, würde ich mal sagen.
Ziemlich treibend und kurzweilig, wohl die beste Skaband auf diesem Festival (ums mal vorweg zu greifen: Gefielen mir sogar besser als Talco am übernächsten Tag, wobei das ja eigentlich schon Frevel ist). Auf Platte wurde ich mit den Jungs noch nie so wirklich warm, live definitiv ein Erlebnis. Gespielt wurde zum Beispiel "Sherry Ann" vom aktuellen Album "Method To The Madness", der Rest versinkt irgendwie im Sumpf der Erinnerungen.
Gut Stimmung kommt nochmal am Schluss auf, als ihre Heimatstadt Kapstadt ne kleine Hommage in Form von "Burn Mothercity Burn" erhält - schön Feierei vor der Bühne, auch wenn es sich im Vergleich zu In-Sane zuvor wieder etwas geleert hat. Vielleicht passt Skapunk doch nicht recht zum heutigen Tag? Naja, die anschließend spielenden Red Five Point Star zielen auch in die Richtung - gucken wir uns aber nicht an. Harhar.
Dafür rufen Grill sowie diverse alkoholische oder wahlweise nichtalkoholische Getränke. Nebenbei müssen wir uns wiederholt mit unseren Nachbarn rumplagen, die zwar überaus nett sind und uns bereits am ersten Tag auf nen Schnaps eingeladen haben, dafür aber auch Tag und Nacht unsere Nerven strapazieren. Ich sag nur "Akustikgitarre".
Zu THE BOUNCING SOULS gehts dann wieder vor die Bühne. Eigentlich ne super Band, aber irgendwas hat mir immer gefehlt. Gerade die Liveshows sind etwas verstörend. Eine eigentlich agile und gut gelaunte Band, Punkrock aus dem Bilderbuch - und dann dieser Sänger, der sich durchweg bewegt wie im Musikantenstadl, irgendwie gar nicht ins Bild passen will aber gerade deswegen das Publikum im Griff hat.
Mal wieder das Problem mit der unzureichenden Bühnenausleuchtung, weswegen ihr mit dunklen Bildern vorlieb nehmen müsst...egal. Die Bouncing Souls hauen erstmal einen weiteren Running Gag des Festivals raus: Die Frage, ob wir heute schon schwimmen waren. Haben das nicht Bad Religion gestern schon gefragt?
Insgesamt gute Show mit einigen kleinen Highlights. Vor der Bühne ist wieder gut was los, kommt aber nicht an den gestrigen Abend ran. Die Fans feiern brav Lieder wie "East Coast Fuck You", "Late Bloomer", "Kids and Heroes" oder "Lean on Sheena" ab, fleißiges Fingerpointen hier und da.
So viele Lieder der Band kenne ich ja eh nicht - aber in petto haben sie so einige. Schließlich kommen sie gerade aus Wien, wo sie an 4 Abenden in Folge ihren gesamten Backkatalog darboten - Respekt dafür! Aktuelle Veröffentlichung ist die EP "Complete Control Session", von der (mit Akustikgitarre!) das Misfits-Cover "Hybrid Moments" dargeboten wird.
Guter Auftritt, aber irgendwie mal wieder ohne echte Highlights, zumindest für mich. Zum Abschluss wird mit "Here we go" nochmal die Mitsing-Keule rausgeholt, bevor man uns viel Spaß mit Hot Water Music wünscht.
Da sindse auch schon! HOT WATER MUSIC! Neben NoFX wohl die Band, auf die ich mich bei diesem Festival am meisten gefreut habe. Schon zu Beginn merke ich aber, dass dies wohl nicht mein bestes Konzerterlebnis mit dem Vierer aus Gainesville werden wird: Der Sound ist plötzlich total matsche, übersteuert und fürn Arsch. Macht irgendwie nicht wirklich Bock sowas.
Aber egal, is halt lauter Mitgrölen angesagt. Hot Water Music knallen uns ordentlich Hits vor den Latz, emotionsgeladen ohne peinlich zu sein, Hymnen voller Weltschmerz. Ob alte Klassiker wie "Rooftops" oder neue Stücke wie "The Fire The Steel The Tread" (von der aktuellen EP) - mehr als ergreifend! Aber ich muss ehrlich sagen, die wummernde Akustik zerstört einiges an Stimmung.
Ansagen gibts nicht viele (oder man verstand sie einfach nicht), zwischendurch mal nen Dank an den Veranstalter, und sonst hagelt es Hits. Bei mir dauerts ein wenig bis die richtige Konzertstimmung aufkommt - am Anfang bin ich auf der Suche nach gutem Licht, später nach gutem Sound, und beides lässt zu Wünschen übrig. Naja.
Packt mich aber doch irgendwann, nachdem ich endlich nen kleinen Pulk gefunden hab, in dem wenigstens lauthals mit erhobenem Punkrockfinger mitgegrölt wird und brav die zeitlosen Hits abgefeiert werden. Überraschenderweise ist es tatsächlich leerer geworden als vorher noch bei den Bouncing Souls - liegts mal wieder an der fortgeschrittenen Stunde? Oder doch am miesen Sound?
Nach und nach kommt trotzdem immer mehr Bewegung ins Publikum, spätestens bei "It's Hard To Know", dem bis heute unerreichten Klassiker der Band, und viel zu früh wird schließlich mit "Turnstile" das Ende des Konzerts angekündigt.
Aber was dann, zur Zugabe, folgt, toppt einfach mal alles bisher Gewesene. Absolut Highlight des Wochenendes, da werde ich noch lange von zehren! Erstens scheint der Mischer den Knopf für "ausbalancierte Akustik" wieder gefunden zu haben (versteh das mal einer) und zweitens latschen tatsächlich die Bouncing Souls auf die Bühne, um einen lustigen Instrumententausch mit Hot Water Music zu beginnen.
Geboten wird das Cock Sparrer Cover "We're coming back", der Bouncing-Souls-Klassiker "Gone", von Hot Water Music hören wir "Trusty Chords" und "Wayfarer" - und als großen Abschluss nochmal die Souls, "True Believers" schallt uns mehrstimming entgegen.
Scheint, als haben sich beide Bands die besten Stücke für den Schluss aufgehoben! Absolut großartig! Inklusive fliegenden Wechseln an Instrumenten und Mikrofonen. Große Party auf und vor der Bühne, der pure Wahnsinn. Und ich komm immer noch nicht drüber weg, dass der Sound jetzt plötzlich wieder klar ist. Wäre dem nicht gewesen, ich hätte den Mischer gekillt.
Auch Greg bewegt sich plötzlich mehr als vorher beim gesamten Bouncing-Souls-Auftritt, springt am Ende sogar in den Sicherheitsgraben und schlägt wacker mit den Fans ein. Nee echt, voll geil. Hätte nie gedacht dass die Bouncing Souls mal eine Show von Hot Water Music retten würden...
Euphorisch wanke ich runter zum Strand, wo unsere kleine Reisetruppe sich locker verabredet hat. Hm, ist aber keiner mehr da. Haben sich nichtmal HWM bis zum Schluss angeschauen, angeblich fanden sie es "langweilig". Ker, ich bin schon mit ziemlichen Banausen unterwegs. Am Strand ist noch ein wenig Punkrockdisco - ganz witzig, aber alleine und ohne Bier halte ich das auch nicht lange aus. Also doch irgendwann pennen, morgen is ja auch noch ein Tag...