Resist To Exist Tag 2: P.I.Y., Enraged Minority, Skate Chords, F*cking Angry, S.U.F.F., Der Schwarze Kanal, Die Bullen, Siberian Meat Grinder, What We Feel, Rawside, Popperklopper, Toxoplasma, 05.08.2017 in Kremmen, Festivalgelände - Bericht von Zwen
Resist To Exist Tag 2, 05.08.2017 in Kremmen
Somit erwache ich frisch und erholt und öffne erstmal ein Bier. Dann kredenzen wir ein bisschen Toast mit Aufstrich und schon kann man eine gar nicht so leichte Entscheidung treffen; entweder man geht zur PIY Punkrock Karaoke oder zum sehr gut versteckten Partyzelt, wo eine kleine Lesung von SÖREN KOHLHUBER stattfindet. Da ich die Karaoke ja erst kürzlich gesehen habe und dort auch partizipiert habe, entscheide ich mich für letzteres. Am Zelt angekommen, wird mir erstmal gesagt, dass sich die Lesung etwa um eine Stunde verschiebt. Verpeiltes Punkerpack, eye! Hat da gestern etwa jemand zu tief ins Glas geschaut?
Die Lesung Kohlhubers ist jedenfalls ziemlich interessant, zumindest der Teil, wo er aus der Bravo vorliest. Spaß! Das war ja nur der auflockernde Anfang. Danach gibt es zwei vorgelesene Abschnitte aus den Büchern des Fotojournalistens. Im ersten geht es um eine sehr unangenehmes Intermezzo mit bekannten und stark gewalttätigen Berliner Neonazis und im zweiten um eine Anekdote mit der lieben Polizei und wie diese Journalisten "schützt". Die Fragerunde schaue ich mir dann nicht mehr ganz zu Ende an und schlendere stattdessen lieber zur Karaoke.
Wow, hier ist ja Party! Vielleicht war es ja doch ganz gut, Lesung und Karaoke zeitgleich zu veranstalten. Im Zelt war es ja auch gut voll.
Jedenfalls komme ich im leichten Fisselregen zur PIY PUNKROCK-KARAOKE und sehe gerade noch, wie der CALL THE COPS-Sänger tierisch zu "Filmriss" abfeiert und dieses Lied fehlerfrei vorträgt. Krasser Typ!
Schöner Abriss, der wahrscheinlich noch über Stunden so weitergehen könnte, leider sagt das Tacho was anderes.
Hier singt übrigens Michel, der ja kürzlich bei Michel und die Bierkiste rausgeflogen ist "Für immer Punk". Der Profimusiker von heute braucht kein Mikro!
Also, mal schnell weiter zur zweiten Bühne. Dort fangen gerade die SKATE CHORDS an. Die machen sehr flotten College-Rock/Punk und covern sehr viel. Im Gedächtnis präsent ist mir aber gerade nur "Alles nur geklaut" von Muff Potter. Geiler Song!
Ansonsten ist das aber auch ganz nett anzusehen, wie die Protagonisten immer wieder über die Bühne wirbeln, sich mit Bier übergießen und auch gerne mal auf dem nassen Untergrund ausrutschen.
Letztendlich zwar nicht ganz das, was ich so beim Namen Skate Chords erwartet habe, aber gerade als erste Band ist das doch mal eine erfrischende Abwechslung.
Und schon fängt es stärker an zu regnen. Als gestern hier noch ein Traktor übers Gelände fuhr und eine große Furche in den Boden riss, lief uns ein kalter Schauer über den Rücken bei dem Gedanken, was hier wohl los wäre, wenn es anfängt ordentlich zu pissen.
Endlich! Es fängt ordentlich an zu regnen!
Ach ja, Stinkefinger-Hardcore-Punk von F*CKING ANGRY gibt es auch.
Ach ja, Stinkefinger-Hardcore-Punk von F*CKING ANGRY gibt es auch.
Leider geil. Fcking Angry hauen mal wieder gewohnt rein und so ist es trotz Sturzbächen von oben mal wieder ordentlich voll vor der Bühne.
Chris und Beckx laden die Zuschauer immer mal wieder ein, auf die Bühne zu kommen. Die reagieren jedoch nicht und so müssen Chris und Beckx halt in den Regen runter. Alles muss man hier selber machen! D.I.Y und so...
Schon haben wir eine ordentliche Schlammlandschaft vor der Bühne, aber wartet mal ab, da ist noch Luft nach oben.
Dann kommt doch jemand auf die Bühne. Elma, das Hauspony des AJZ [Name leider vergessen], will nicht mehr im Dreck rumstehen und kuschelt sich stattdessen an Beckx Schulter.
Wie immer geil. Nachdem ich gestern die Streetpunker aus Bologna klar zum Tageshighlight erklärt habe, machen das Rennen diesmal wieder die sympathischen Bonner.
Langsam wird es hier dank das Wetters echt unangenehm. Trotzdem möchte ich bei S.U.F.F. zumindest mal kurz reinschauen. Schließlich hatte die Band mal wer als Betrunken im Klappstuhl des Ostens genauer gesagt aus Leipzig bezeichnet.
Diese Bezeichnung finde ich jetzt nur bedingt richtig. Statt ehrlichem Punkrock gibt es hier nämlich Kirmes-Musik. Ich bin enttäuscht und gehe zum Zelt.
Das Wetter drückt dann doch ganz schön aufs Gemüt. Der Himmel hat sich tatsächlich komplett zugezogen und keine blaue Stelle ist zu sehen. Immerhin wird es dann doch dahinten heller und Auf.Bewährung zu verpassen ist auch nicht das Allerschlimmste.
Zu DER SCHWARZE KANAL hört es dann auch tatsächlich auf zu regnen. Mir sagte die Band zwar nichts, aber der Knox hatte im Vorfeld ziemlich Alarm gemacht und sie mir als Vorzeige-DDR-Band beschrieben.
Da sich nun auch die Sonne blicken lässt gibt es also keinen Grund mehr sich die Band nicht anzuschauen.
Ein ziemliches Gewusel auf der Bühne. Die Band verfügt tatsächlich über drei Gitarristen + Sänger, der aber auch mal von der Bühne geht, wenn er mal einen Song nicht singen muss. Für einen Fahnenschwenker ist dabei auch Platz. Ist ja auch die große Bühne.
Vor der Bühne findet derweil eine kleine aber feine Schlammschlacht statt. Ich bringen Kamera und mich in Sicherheit und schaue mir das ganze aus sicherer Entfernung an.
Erinnert mich ein wenig an die Müll- und Schlammschlacht damals noch auf dem Campingplatz in Marzahn. Dabei wurde das Zelt meiner damaligen Freundin unter einer zentimeterdicken Schicht von Ravioli und Modder begraben. Mein "Ich weiß gar nicht was hier passiert ist" muss dann wohl auch aufgrund der Schlammspritzer in meinem Gesicht wenig überzeugend gewirkt haben. Immerhin war sie nicht allzu lange sauer...
Erinnert mich ein wenig an die Müll- und Schlammschlacht damals noch auf dem Campingplatz in Marzahn. Dabei wurde das Zelt meiner damaligen Freundin unter einer zentimeterdicken Schicht von Ravioli und Modder begraben. Mein "Ich weiß gar nicht was hier passiert ist" muss dann wohl auch aufgrund der Schlammspritzer in meinem Gesicht wenig überzeugend gewirkt haben. Immerhin war sie nicht allzu lange sauer...
Heute trage ich übrigens sehr dünne Chucks. Wundert es irgendwen, dass meine Füße heute nicht mehr trocken werden?
Aber anstatt jetzt weiter rumzumeckern schaue ich mir lieber ENRAGED MINORITY an. Die kommen doch tatsächlich aus Westdeutschland. Ich hätte ja eher auf Russland oder zumindest Osteuropa getippt. So kann man sich täuschen.
Musikalisch gibt es gut arrangierten 80er-Punkrock mit vielen Einflüssen von alten englischen Oi!-Bands. Zwar nicht unbedingt die Hardcore-Schiene, aber nicht wirklich lahmarschig.
Ein gewisses Grundtempo ist immer vorhanden, leider gibt es wenig Songs, die aus dem Schema ausbrechen, weshalb es auf Dauer doch ein wenig eintönig wird.
Auf der Hauptbühne spielen als nächstes WISECRÄCKER. Die machen irgendwas mit Trompeten. So ganz genau weiß ich das nicht, ich habe schließlich nicht so genau hingehört. Tut mir leid.
Dafür schaue ich mir jetzt erstmal ein wenig genauer die Info- und Merch-Stände an. Bei dem Potse-/Drugstore-Stand hält es mich dann ein wenig länger. Dort gibt es nämlich Soli-Schnaps. Ich frage, was denn die Empfehlung des Hauses sei. Verwirrte Blicke. "Na, also, was ihr hier von den Sachen jetzt selbst trinken würdet". Daraufhin werden mir zwei Pinnchen mit einer motorölschwarzen Flüssigkeit gereicht. Also, Kopf in den Nacken. Ich frage noch ob es denn normal sei, dass in dem Schnapps Stückchen wären. Die Blicke wandeln sich von verwirrt zu entsetzt. "Naja", sage ich, "gut, dass ich direkt zwei bestellt habe" und exe auf den Schock erstmal das zweite Pinnchen - zum Glück ohne Stückchen.
Auf der zweiten Bühne dann DIE BULLEN. Wollte die sich eigentlich nicht auflösen? Und ist der Witz nicht mittlerweile alt?
Keine Ahnung! Ich freue mich jedenfalls, die Band mal wieder zu sehen und muss auch sagen, dass sie auch live nichts von ihrer Energie eingebüßt haben.
Ein paar Leute scheinen das aber anders zu sehen und werfen Matsch auf die Bühne, worauf am Ende des Sets ein wütender Techniker eine Ansage in Richtung des Pöbels macht.
Trotzdem ein guter Auftritt, auch wenn der Räumpanzer es nicht ins unwegsame Gelände vor der Bühne schafft, um dort für Ruhe und Ordnung zu sorgen.
Kommen wir aber jetzt mal zum größten Vorteil des neuen Geländes: Es ist einfach richtig schön groß! Sowohl Campingwiese wie auch Bühnengelände sind schön weitläufig. So kommt man auch bei vielen Menschen an den Rändern immer noch recht problemlos nah an die Bühne heran.
POPPERKLOPPER habe ich ja letztens erst auf dem Störfaktor gesehen. Das ist einfach eine sehr solide Liveband.
Klar, das hier sind nicht die Leute, die mal eben während des Auftritts ins Publikum hüpfen oder so, aber dafür merkt man einfach wie routiniert die drei Typen sind.
Wieder am Zelt präsentiert mir Matze stolz sein neues Diarrhea-Suicide-Tattoo. Die Fanbase ist sich noch nicht so ganz sicher, was sie davon halten soll.
Nun aber wieder aufs Bühnengelände. Dort fackeln SIBERIAN MEAT GRINDER gerade mal wieder tierisch ab! Nachdem erst vor kurzem ein kleiner Vorgeschmack auf das hoffentlich im Oktober endlich erscheinendes Album releast wurde, reißen die Thrash-Metal-Punks erstmal beim Resist ordentlich ab.
Aber was erwartet man denn auch von der Band anderes als Fliegenmaske und ein dickes Gitarrengeschmetter?
SMG stoßen hier in Kremmen auch auf ein deutlich dankbareres Publikum als letztens in Essen.
So, weiter zu RAWSIDE. Die schafften es ja kürzlich auf dem Back To Future nicht so ganz, mich von sich zu überzeugen. Hier auf dem Resist sieht das aber anders aus und Henne und Konsorten dreschen ein astreines Hardcore-Punk-Set über den Kremmener Acker.
Ein bollernder Bass, schmetternde Gitarren, donnernde Drums und Hennes Brüllorgan. Was will man denn mehr? Dazu gibt es dann auf der Bühne auch ordentlich Bewegung von allen Musikern.
Oh, wie schön dass man an dem Verwackelungsgrad der Bilder meinen Alkohol-Pegel ablesen kann. Der war in der Tat bei WHAT WE FEEL sehr hoch.
Trotzdem, verwackelt oder nicht, Bier, Cider und Bowle hin oder her. Das war geil! Richtig schön schneller Hardcore aus diesem Bandinzest von Moscow Death Brigade und Siberian Meat Grinder.
Eine weitere Band, die ich auf der Liste abhaken kann. Wobei, das klingt jetzt so negativ. What We Feel haben da gerade eine super Live-Show abgeliefert und ich würde mich freuen die Typen noch mal sehen zu dürfen.
Das Schützenfest dürfen heute schließen: TOXOPLASMA. Eine weitere Band, die mich noch nie live so mitreißen konnte.
Doch heute passt alles: Die Hits gehen in den Gehörgang in den sie gehen sollten und gute Stimmung im Publikum überträgt sich auf die Band und diese überträgt sich aufs Publikum. Ein perpetuum mobile entsteht.
Das wars dann auch schon. Morgen geht es dann auf die Reise nach Süden. Dadurch verpasse ich leider Bands wie Skampida, The Detectors, Divakollektiv und eine Geburt. Dafür werde ich auf der anderen Seite der Alpen wohl besseres Wetter haben und so versuche ich, meine durchnässten Füße noch mal bestmöglich vor Kälte zu schützen und schlafe voller (Vor-)Freude ein. Resist, es hat mich sehr gefreut dich mal wieder zu besuchen. Auch wenn ich über Kleinigkeiten meckern muss, ist das alles in allem eine großartige Nummer und einfach nur jedem zu empfehlen!