Copacabanana: The Briefs, Drens, Bad Mojos, Done, Samantha Jones, HC Baxxter, May The Force Be With You, 12.12.2019 in Dortmund, FZW - Bericht von der Redaktion
Copacabanana, 12.12.2019 in Dortmund
Ach, Wochentage, das ist doch nur son gesellschaftliches Konstrukt, das uns entweder die Religion oder der Kapitalismus eingebrockt hat. Da sollten wir gar nicht erst zu viele Gedanken dran verschwenden. Wer an Sonntage glaubt, glaubt auch an den Weihnachtsmann!
Copacabanana Festival, die fünfte Ausgabe. Ein kleines Jubiläum also! Anlässlich dessen haben wir die Außentemperaturen diesmal nicht auf die üblichen 30° Tropenhitze gestellt, sondern auf die magische Zahl 5. Leider weiß das niemand zu würdigen und alle meckern nur darüber, wie kalt es geworden ist. Man kann's auch keinem recht machen, ey!
Donnerstag - geil und ich muss morgen nicht arbeiten und kann mich ganz und gar wie ein richtiger Punk fühlen. Also mal kurz den grauen Alltag vergessen und ab unter die (Kneipen-)Sonne an die Copacabanana. Ich weiß, dass es gefährlich sein kann, freitags arbeitende Menschen gefühlsduselig auf die eigene Unproduktivität am nächsten Tag aufmerksam zu machen. Deshalb raune ich nur einigen bekannten Gesichtern verstohlen "Und? Morgen früh raus?" zu und hoffe auf ein entspanntes Prost mit dem FZW eigenen Plastikbecher. Heute alles stark! Ich finde schnell einige bierseelige Mitstreiter und der Abend kann beginnen. Einzig und allein Dr. Lükens Funkeln in den Augen verheißt nichts Gutes und ich halte lieber Abstand. Freitags arbeitende Menschen sind leicht zu reizen.
Da ich mal wieder pünktlich seit Winterbeginn verschleimt bis in die letzte Nebenhöhle bin und schon seit Tagen wehklagend zwischen Couch, Bett, Apotheke und Allgemeinmediziner hin und her pendele, weiß ich schon gar nicht mehr so recht, welcher Wochentag eigentlich ist. Die letzten Tage sind einfach in einem dichten Nebel aus Schnodder und Taschentüchern an mir vorbei gezogen. Zu allem Überfluss habe ich mir gestern beim Versuch, einen Tee von der Küche ins Wohnzimmer zu bringen, beim Niesen einen Nerv im Nacken verspannt. Dies geschah als ich mich, in dem Augenblick als der Nieser aus mir herausexplodierte, komplett verkrampft habe, damit ich den heißen Tee nicht quer über meinen muffigen Jogginanzug verteile. Herrgott nochmal, womit habe ich nur dieses schreckliche Leid verdient? Langsam fange ich an, mit meiner Quengelei über die mal wieder so schlimm wie noch nie ausgeprägte Männergrippe, meiner Liebsten dezent auf den Senkel zu gehen. So dass sie sich wiederholt danach erkundigt, wie lange ich denn nun noch frei habe und zuhause sei und ob ich denn nicht bald wieder arbeiten müsse. Aber nix da, ich habe neben einem Krankenschein auch noch Urlaub. Doppelt frei also. Um den Familienfrieden zu wahren und mich ein wenig von der Erkältung abzulenken, beschließe ich also, trotz meiner schlimmen Erkrankung das Copacabanana Festival zu besuchen. Vielleicht schafft es ja die eine oder andere Band, mir den Schleim aus den Gängen zu blasen oder es gelingt mir, mit ein wenig Kopfnicken den verspannten Nacken wieder einzurenken!
Hallo, mein Name ist D._Lü-Ken_moderiert. Ihr kennt mich wahrscheinlich noch von den wanderbaren Dingen des Internets wie "ICQ - Da bin ich dabei!" oder meinem Kommentar unter dem Spiegel-Online-Artikel "Geld verdienen als Influencer - Instagram für Einsteiger". Auf den heutigen Abend freue ich mich sehr, bin ich doch entzückt ob des heutigen Line-Ups, das uns Bierschinken, Spastic Fantastic, das Jugendamt Dortmund, meine heiß geliebte FZW-Security und viele weitere heute präsentieren! Nach einer anstrengenden Woche der Lohnarbeit schaffe ich es leider erst gegen 19:30 Uhr zum FZW und muss allen Ernstes morgen noch einmal zur Maloche. Die Wettervorhersage hält auch nicht das, was sie verspricht. Kein Sommer. Ich bin empört. All das tut meiner Vorfreude jedoch keinen Abbruch, spielen heute Abend doch The Briefs und Drens. Yay! Es ist Donnerstag und langsam kann ich diesen "Donnerstag ist der neue Freitag"-Spruch echt nicht mehr hören. Einen Tag nach dem heutigen Ereignis werde ich dann auch im Limes in Köln Leute treffen, die am Samstag arbeiten müssen. Was dieser Tag wohl für die bedeutet? Ist auch egal, jedenfalls wäre es gut, wenn ihr alle mal ein bisschen weniger arbeitet. Gut für euch, für euer Umfeld, fürs Klima, einfach gut halt. Was war noch? Ach ja, Musik.
Aber dann bräuchte er ja ne neue Ausrede!
Sehr gut. Ich halte mich auch an liebgewonnene Rituale und gehe zur in der Nähe verorteten Qualitätspizzeria "Bella". Sehr schön da und nach einer gut eingefetteten Pizza "Carprese" fühle ich mich dem Abend gewachsen. Man kann übrigens auch beim Essen Fernseh schauen, sodass ich mich in der Lokalzeit "Dortmund" ohne Ton völlig verliere und ein paar Bands verpasse.
Ich hoffe nicht, dass das eine Pizza mit Pommes ist??? Kulinarischer Super-Gau.
Quatsch, Fusionsküche nennt man das! Aber bevor es ins FZW geht, muss ich erstmal noch für eine stabile Grundlage sorgen. Vielleicht wäre das ja auch mal eine Strategie für Maks. Einfach vorher mit den nötigen Vitaminen versorgen, dann muss man auch nicht während des Konzerts Pommes holen.
Leider ereilen uns erstmal zwei schlechte Nachrichten. Aerole Of Ash und Snarg haben abgesagt. Verdammt! Dementsprechend geht es dann auch etwas später los mit SAMANTHA JONES. Zu hören gibt es Geballer mit Menschen, die ich bereits aus diversen Musik-Projekten aus Dortmund und größerem Umfeld kenne. Das Konzept mit Raum einnehmender und rumlaufender Sängerin und leicht introvertierter Instrument-Fraktion gefällt mir sehr gut. Immerhin stand diesmal, glaube ich, auch niemand mit dem Rücken zum Publikum.
Zuvor gab es Soundtüfteleien mit dem Mischer: "Wir können die Instrumente nicht leiser machen, wir brauchen das Feedback". Krachmusik ist halt auch irgendwie ne Wissenschaft! Ansonsten ist es musikalisch halt doch vor allem Krach und kein Pop. Muss man mögen. Basssound ist mir auch echt ein bisschen Over The Top. Gesang wechselt zwischen Gekreisch und gesprochenem Wort. Verstehen tue ich aber nichts. Ein Cover gibt es auch zu hören, irgendwas gegen Polizei. Das geht ja immer.
Ich sitze derweil noch zuhause und spachtel Nudeln in mich hinein. Pünktlichkeit wird ja vielerorts als eine ur-deutsche Tugend angesehen und wird deshalb von mir abgelehnt. Ich treffe erst gegen 19:30 Uhr am FZW ein, wo mich schon mein Freund Herr Krassberg erwartet. Bald darauf gesellt sich Herr Dr. Lü-ken (wie immer mit Pre-Konzert-Falafel zwischen den Kauleisten) zu uns. Schnell schmeißen wir uns noch ein Kippchen ins Gesicht und gehen dann rein.
Frische Band ebenfalls aus dem lokalen Umfeld: DONE. Leute kennt man von Bands wie SKRTS, Gin Catatonic und Fuck'it'Head. Musikalisch spielen sie einen wilden Mix aus Indie, Grunge, Pop und Punk. Vor allem zu dem Geballer, was gerade zelebriert wurde, ist mir das eine willkommene Abwechslung.
derselben Stelle gesehen. Wobei, nee, das Schlagzeug stand woanders. Jedenfalls ist die Mischung eigentlich ganz cool, auch wenn ich's geiler fände, wenn auch innerhalb der Songs etwas mehr variiert werden würde.
Letztens erst an
Durch mein spätes Erscheinen und der Absage von AUREOLE OF ASH (dessen Bandname ich einfach nicht aus dem Mund bekommen will) bleibt dieses Festival für mich heute komplett frei von Geballer. Irgendwie fühlt sich das falsch an.
Matze meint noch zu mir, dass Hef wahrscheinlich seine Posen zu Hause vor dem Spiegel geübt hat, worauf ich erwidere, dass Bassist Gregor dies vermutlich auch getan hat, bei ihm wars aber nur eine Pose.
Leider verpasst, weil verquatscht. Als wir reinkommen, läuft gerade ein sehr politisches Lied von Scooter, zu dem Hans Christian durch den Raum hüpft. Cool!
Komme grad rein und bin vom Neonlicht geblendet. Auch die BumBum Beats Marke 90er schlagen voll ein und ich muss mich erstmal orientieren. Ich taste mich vor und klammere mich an Peter und einige andere und sondiere die Lage.
Auch ich hab es jetzt erst vor die Bühne geschafft, mache aber sogleich wieder auf dem Absatz kehrt und suche die Theke auf.
Ich komme gerade herein, als HC Baxxxter sein Werk aufnimmt. Bei ihm wusste ich zum Glück, was mich erwartet. Manch andere schienen davon nichts zu wissen und waren durchaus irritiert. Diesen Zustand durch Bier zu überwinden ist für anständige Punks ein Muss! Da Snarg kurzfristig absagen mussten, hat Gitarrist Schinken angeboten, mit seinem Soloprojekt HC BAXXTER den Slot zu übernehmen. Na okay, auch gut! Es gibt lautes Technogeballer, darüber kritische Texte gegen alles, was in der Gesellschaft und auch in der Szene falsch läuft. Und dazu drehen dann alle durch. Großartiges Konzept!
Zum irritierten Zuschauen hats bei mir nicht mehr gereicht. Ich bleibe eher im hinteren Teil des Raumes und kann zu diesem Zeitpunkt des Abends musiktechnisch leider nicht so viel damit anfangen. Dafür aber einige Andere, die ganz gut abfeiern. Ich bin auf jeden Fall froh, wieder in den dunklen FZW Keller geleitet zu werden, als die Bad Mojos anfangen.
Mir gefällt der Auftritt außerordentlich überhaupt nicht. Irgendwann, ich glaube es war beim Berkelterror in Coesfeld, ging mir der H.C. schon mal gehörig auf die Nerven. Dieses mit dem Holzhammer eingeprügelte Parolen-und-Phrasen-Gedresche und die tumben Beats sind einfach nichts für mich! NEIN DANKE ICH MÖCHTE DAS NICHT HÖREN, ES GEFÄLLT MIR NICHT! Stattdessen etabliert sich in unserer Runde heute das reihum-für-alle-bier-holen. Nicht gerade kostengünstig, dafür sehr effektiv. Oft hat man noch gar nicht aufgetrunken, da steht schon der nächste mit einer Rutsche Bier vor einem. Dass das nicht für alle gut enden wird, hätte man sich eigentlich vorher denken können.
Mich erinnert das Ganze sehr stark an die Elektropunks von "Das Flug". Ähnlich kritische Texte, starkes Geballer, großer Auftritt. Mich würde die Musik jedoch eher am Ende des Abends erfreuen. Trotzdem war ich sehr überrascht, wie leer es zu der Uhrzeit noch war. Der Auftritt gefällt mir echt außerordentlich gut. Publikum zwischen irritiert und begeistert mitsingend. So zwischen den ganzen herkömmlichen Bands in klassischer Rock-Besetzung ist so ein Beat-Gestampe echt mal ganz erfrischend (ist es Lookism, wenn ich mir den Wortwitz erlaube, dass es auch hier Rock zu sehen gab? Egal)
Ganz schön artsy die Truppe. Alle in Overalls mit selbst aufgeklebter Message. Was draufstand ist mir entfallen, kann mich aber noch dran erinnern, dass es ziemlich Bock macht mit dem Kopf geschmeidig gegen den Takt zu nicken. Gutes Tempo, guter Sound...
Nachdem es bei HC Baxxxter noch pogogerechte Punkerhaltung gab, füllt es sich zunehmend und der Platz für Pogo nimmt deutlich ab.
Lag das allein an der Musik?
Mich jedenfalls holen Lofi-Bands dieser Art immer ab. Keine großen Ansagen, keine Pausen und hohes Tempo. Gut! Die BAD MOJOS kommen aus der Schweiz und sind gerade mit The Briefs auf Poor & Weird-Tour. Musikalisch sind sie auch sehr nah an besagter Band. Hauptgesang kommt vom Schlagzeug und sonst macht die Band mit ihrem 77er Garage-Sound ganz schön viel Tempo.
Sehr halliger Gesang, aber das macht es irgendwie auch eigen. Der Typ singt übrigens sonst auch bei den Nasty Rumours, die wir letztens erst im Wageni gesehen haben. Klein ist die Welt!
Der Sänger wechselt von heller Stimme mit schweizerischem Dialekt bei den Ansagen zu einer stark britisch anmutenden Stimmlage und Betonung bei den Songs. Peter sagt, dass man dafür ein Ei im Mund haben muss. Ich kann mich nun nicht mehr konzentrieren... Nach dem Bum-Bum von gerade ist diese Band nun Balsam für meine Ohren. Zackig geht es von einem Song zum nächsten, ohne zu langweilen. Schöner 77er Retro Punk, wat willste mehr? Da schmeckt das Pilsken gleich noch ein bisschen besser und man ist schon gut eingestimmt auf THE BRIEFS.
Irgendwann wird es dann aber - wie so oft bei diesem Genre - ein wenig eintönig. Außerdem glaube ich, dass die Band eher auf eine kleinere Bühne gehört. Jedoch sind gilt das mit Ausnahme der Briefs wohl für alle Bands am heutigen Abend.
Erinnert mich an ein Gespräch mit einem alten Freund am Vorabend, als ich erzählte, dass ich eigentlich gerne alle Bands auf die kleine Bühne stecken würde. Nach einigem Palaver über das Für und Wider kleiner Bühnen stellten wir schließlich fest, dass er die ganze Zeit dachte, mit "kleiner Bühne" hätte ich den Club gemeint. So können Vorstellungen auch mal auseinander gehen.
...und starre trotz Gitarristen- und Bassisten-Performance nur noch auf den Drummer und versuche, das Ei im Mund zu entdecken.
Gerade textlich fand ich Bad Mojos sehr stark. Es wird fleißig ausgeteilt gegen Nazis, für mehr Trunkenheit, für mehr Kriminalität uvm. Ansagen werden gewidmet u.a. Lucien Favre und Jörg Haider. Ganz liebe Grüße! ...die spielen ganz schön viele Songs und ich bin in so einer 77er Punkrockschleife. 1-2-3-4 und es geht wieder rund.
gesehen, damals in der Pauluskirche. Und das war ja schon ein etwas anderes Setting...
Kenne die Band nur von ihren Stickern auf einigen Dortmunder Laternenmasten und hatte das Ganze auch irgendwie unter "bestimmt so Indie mit Folk" abgespeichert. Ich ahne, dass ich voll daneben liege, als die Drens in ziemlich starken Batik-Look die nicht vorhandene Bühne betreten.
Ich hatte die Dortmunder Drens schon länger auf dem Zettel, aber tatsächlich noch nie die Gelegenheit, sie selbst live zu sehen. Sie tauchen aber regelmäßig auf Line-Ups auf, wodurch ich auf sie aufmerksam wurde und mich durch die Veröffentlichung(en) auf einschlägigen Musikportalen höre. DRENS! Die kommen irgendwie aus Dortmund und sind noch relativ spät ins Lineup gerutscht. Für mich ja echt eine der spannendsten Bands derzeit. Live auch deutlich weniger indielastig als ich erwartet hätte, aber hab die Band bisher auch erst einmal
Kenne die Band nur von ihren Stickern auf einigen Dortmunder Laternenmasten und hatte das Ganze auch irgendwie unter "bestimmt so Indie mit Folk" abgespeichert. Ich ahne, dass ich voll daneben liege, als die Drens in ziemlich starken Batik-Look die nicht vorhandene Bühne betreten.
Ich hatte die Dortmunder Drens schon länger auf dem Zettel, aber tatsächlich noch nie die Gelegenheit, sie selbst live zu sehen. Sie tauchen aber regelmäßig auf Line-Ups auf, wodurch ich auf sie aufmerksam wurde und mich durch die Veröffentlichung(en) auf einschlägigen Musikportalen höre. DRENS! Die kommen irgendwie aus Dortmund und sind noch relativ spät ins Lineup gerutscht. Für mich ja echt eine der spannendsten Bands derzeit. Live auch deutlich weniger indielastig als ich erwartet hätte, aber hab die Band bisher auch erst einmal
Diese Band wurde ja im Vorfeld vom werten Herrn Fö sehr gehyped. Als er jedoch irgendwas von Surf erzählte, schwand mein Interesse auch wieder recht schnell. Ein großer Fehler, wie sich heute Abend herausstellt. Großartiger Auftritt! Quirliges Gewusel im Club, sowohl von der Band, die rumhüpft und ständig Instrumente und Besetzung wechselt, als auch vom Publikum.
Es geht direkt los und es überrollt mich fast. Kein Indie-Kram, sondern eine richtige starke "Surf-was auch immer" Show.
Weiter gehts also mit Drens. Nur echt mit Schnauzbart und Mitch Buchannon Badehose! Gefallen mir heute auch noch eine Spur besser als vor einigen Monaten beim Urban Culture Festival. Liegt auch vielleicht etwas am Publikum, das so dermaßen abgeht, dass mir gleich mehrfach das Bier aus der Hand gepogt wird, aber zum Glück kommt der Nachschub ja stetig.
Sehr stabile Truppe, die sich da auf der Bühne versammelt hat. Feiner schrabbeliger Bass-Sound, der mein Herz erwärmt. Ich bin Fan! Ist so Surf/Punk/Garage/Tralala mit adretten Hosen, ziemlich frisch und ungestüm. Ich bekomme nur ungefähr die zweite Hälfte des Sets mit, bin aber sehr begeistert. Die Anwesenden offensichtlich auch.
Ich bin hart geflasht...anders kann ich es nicht formulieren. Starker Sound, starke Songs und es wird ordentlich rumgeschunkelt.
Ebenfalls erwärmt mein Herz der kleine Schrein im Effekte-Koffer des Bassisten. Die roten Lampen darin sehen aus wie kleine Kerzen. Süß! Wie aus der Cesar Hundefutter-Werbung der 90er-Jahre. Dafür dürften die Jungs allerdings etwas zu jung sein, um dies noch zu kennen. Dabei wirken sie keine Sekunde zugekifft und lahm, sondern hauen richtig schön in die Saiten und auf ihre Drums.
Kein Wunder, Drens spielen heute auch alle Hits. "Heat", "Yellow Teeth" und "Curacao" sind allesamt superstarke Songs. Sehr sympathisch fand ich auch die Grußworte vor "Bicycle Rider" an "unseren" OB Ulli Sierau, damit der alte Lurch endlich was für die Radfahrer*Innen tut. ...es bestätigt sich auch mal wieder, dass die eigentlich ungemütliche FZW-Bar sich zu Eskalationskonzerten wunderbar eignet und eine Bühne nicht vonnöten ist.
...für mich ist der Auftritt jetzt schon das Highlight des Abends. Liebe Drens, ich will euch wieder sehen. Auch wenn ich nicht diese komische Wall of Death am Ende mitgemacht habe. Sorry.
Das lasst besser.
Nein! Denn solange es eine Heizung im Laden gibt, von der aus ich einen phantastischen Blick habe, möchte ich auch gut unterhalten werden.
Es gibt sogar eine Wall Of Death. Soweit vielleicht nicht ungewöhnlich, ja, im HC- und Metal-Bereich schon fast ausgelutscht. Aber wenn es ne Band macht, die Surf-Irgendwas spielt und das Publikum dann auch noch wie verrückt drauf einsteigt...Jawollo!
...und die "kleine" FZW-Halle ist echt gut gefühlt mit sauber gestylten Powerpop- 77er- Punks. Starke Sache - und ich kann heute The Briefs ohne visuelle Nebenreize in Form von Säulen, wie beim letzten Mal im Gleis in Münster, sehen.
Vor genau einem Jahr standen wir, soweit ich mich recht erinnere, mit genau der hier schreibenden Autorenschaft bei The Briefs in Münster. Die Erwartungen an die heutige Show sind daher wieder einmal sehr hoch. THE BRIEFS! Hätte mir damals, vor 15 Jahren beim Force Attack, jemand erzählt, dass ich diese Band einmal für ein Festival buchen würde, hätte ich wahrscheinlich laut gelacht und noch einmal halb-halb am Cocktailstand bestellt. Okay, auch vor einem Jahr hätte ich da vermutlich nicht dran geglaubt. Aber nun stehen die Jungs hier auf unserer kleinen Banana-Bühne!
Soweit ich richtig gehörte habe, spielen sie zu Beginn ein paar Songs der neuen Platte "Platinum Rats". Die kenne ich zugegebenermaßen nicht so gut und es holt mich auch zu Beginn einfach nicht so ab. Inzwischen durchbricht mein Körper aber auch die Schallmauer aus Müdigkeit und Trunkenheit.
Hit after Hit also?
Ach Herrje, was habe ich diese kauzige Truppe in der Vergangenheit nicht schon angehimmelt! Seit dem bereits erwähnten Force Attack und dem Erwerb ihrer Platte "Off the Charts" bin ich der Band verfallen. Welch Götter des 77er Punk. Ob schnell oder langsam, ob rotzig oder schmalzig, sie können alles und stecken mal eben eine Vielzahl anderer Bands, die in diesem Genre rumwildern, in die Tasche! Ich freue mich sehr über "Love & Ulsters", und "We Americans" und verneige mich vor "Poor & Weird" und "Kill Bob Seger"! Da nickt sogar Herr Krassberg, der alte Hip Hopper, anerkennend. ...ähnlich wie bei Bad Mojos steige ich wieder voll in die Dauerschleife aus wohl temporierten Punkrock Songs ein. Ab und an wird mir ein Bier gereicht, ansonsten bin ich voll im Flow. Dabei liefern The Briefs eine amtliche Anzahl an großen und kleinen Hits ab.
Ich werde erst in der Mitte des Sets richtig warm. Die oben erwähnte Hitdichte wird größer und ich beginne leicht zu tanzen. Der geneigte Ü-40er würde vielleicht von "schwofen" sprechen. Vielleicht schwanke ich aber auch nur.
Die vier Herren aus Seattle spielen jedenfalls Songs wie "Sex Objects", "Destroy the USA" und "Poor and Weird" und lassen mich fast wunschlos glücklich zurück. Fehlt eigentlich nur noch "Killed by Ants".
Wieder mit dabei: Aushilfsbasser Pascal Briggs aus Bochum.
Ich hatte eigentlich nicht vor zu gehen, so lange nicht "Killed by Ants" gespielt wird. Sie haben es einfach nicht gespielt. Mit Blick auf die Uhr ist das Aussitzen keine Option. Sie werden es nicht mehr spielen. Es bleibt zurück ein Dr_Lü-Ken_trauert. Mir geht es ähnlich wie beim letzten The Briefs Konzert...Live macht das einfach verdammt Bock, aber auf Platte angehört zu Hause auf dem Sofa packt mich das leider nicht so sehr. Ist aber auch nicht schlimm, ich höre dann einfach ab jetzt Drens.
Haben letztens noch an meinem Lieblingsort in Dortmund, dem "Speicher 100", gespielt - aber ich konnte leider nicht. Irgendwie war da so ne komische Bierschinken Weihnachtsfeier mit ner Band ausm Saarland. Tzzzzz...
Ich ziehe den Joker und verabschiede mich, als May The Force Be With You beginnen.
Die "nicen Dudes" von MTFBWY, wie mein Freund Herr Krassberg sagen würde, sind alte Bekannte aus Selm. Zudem hat Gitarrist Dave mit seinem Label Horror Business und den Shows im JZ Yellowstone, JZ Sunshine und weiteren Läden viel für meine Punksozialisation getan. Als ein anständiger Mensch, der ich ja bin, ist es daher Pflicht, noch etwas zu bleiben und mir die Show anzuschauen. Einige andere Zuschauer sind schon nach THE BRIEFS nach Haus, wodurch es sich ein wenig geleert hat. Sänger Theo geht deshalb gleich bis zur Mitte des Raums und pflanzt dort seinen Mikroständer ein. MAY THE FORCE BE WITH YOU gibt es nun auch schon ne ganze Weile, hab aber schon lange nix von ihnen gehört. Wurde also mal wieder Zeit, dass sie hier spielen! Leider bin ich den Auftritt über damit beschäftigt, das Ausfüllen von Gema-Listen zu beaufsichtigen, dadurch kriege ich davon nix mit. Mist.
Disco-Metal, wie die Jungs ihre Musik nennen, ist zwar nicht ganz mein Fall, aufgelockert wird der harte Stilmix dafür aber mit einem Cover von "Blitzkrieg Bob" und "das schlimmste ist, wenn das Bier alle ist" von den Kassierern. Gerade letzteres wird vom verbliebenen Publikum mit wilder Bierspritzerei und ausgiebigem Stolper-Pogo quittiert. Ich versuche mich auch kurz darin, bin aber nach wenigen Sekunden so nass, dass man durch mein weißes Shirt die Nippel sieht. Das mag ich nicht und verziehe mich daher wieder in die hinteren Reihen. Ich bin schon ganz schön platt, aber sehe mir die Show tapfer bis zum Ende an. Vor allem aus Solidarität zum Drummer - der erzählt mir nämlich, dass er am nächsten Tag arbeiten muss.
Wollteste auch kein Stress mit haben...
Das muss ich auch erstmal meinen "Freitags-frei und wir hauen voll auf die Kacke"-Mitstreitern erzählen und es geht noch zur Nachbesprechung in die Banane. Ist nicht mein Sound, aber die Band ist gut eingezockt und es macht Spaß, zuzusehen. Metalcore versetzt mich irgendwie immer auch zurück in meine Dorfjugend...wenn da mal was im JUZ los war, war auch immer ne Metalcore-Band am Start. Die haben immer am Ende gespielt und waren ein bisschen älter und tätowierter als alle anderen.
Danke für euren Beitrag zu dieser Sendung.
Nach dem Auftritt gehts noch kurz in die Banane auf einen Absacker. Wie immer wars ein toller Abend und eine Top-Veranstaltung! Ich fühle mich wirklich ein wenig kuriert, als ich auf dem Heimweg bin... Erst am nächsten Morgen merke ich, dass dies wohl ein Trugschluss war. Aber wenigstens konnte ich für ein paar Stunden meinen Taschentuchverbrauch reduzieren.
Guter Abend, auch wenn ich gestehen muss, dass mir bis auf Drens ein bisschen die Highlights fehlten. Dafür gab es aber auch keine einzige Band, die kacke war und schön wenig Geballer. Ich wünsche euch dann mal viel Spaß beim Winter und sage "Machts gut, ihr Trottel!". Starkes Foto. Starker Abend. Jetzt kann es Winter werden.