Einiges unter der Haube: Digitaler Review-Marathon - Bericht von Fö
Einiges unter der Haube Teil 1: Der digitale Review-Marathon
Ob es euch jetzt interessiert oder nicht, mir doch egal. Im Internet ist noch Platz. Natürlich inklusive deutlich gefärbter Wahrnehmung und gänzlich ohne große Skandale, aber immer noch deutlich kritischer als wenn Amazon über uns ne Doku drehen würde.
Heutiges Thema: Der Review-Marathon!
Dazu muss ich vorab etwas ausholen und kurz zusammenfassen, wie das bei uns generell mit Reviews läuft. Im Grunde kann jede*r von uns schreiben, worüber sie oder er will. Im Normalfall läuft es aber so, dass Bands, Labels und schmierige Promo-Agenturen ihre Tonträger ans Hauptquartier schicken und die Schreiberlinge sich aus dem Rezi-Korb picken, was sie gerne besprechen wollen. Wie das im Detail abläuft, kann ich ja vielleicht ein anderes Mal erzählen, falls es euch interessiert. Jedenfalls: da das alles freiwillig läuft, bleiben regelmäßig Scheiben liegen, die niemandem etwas sagen, die unbeliebte Musikstile beinhalten, die ein doofes Cover haben oder die einfach aus Zeitgründen grad niemand anpacken kann oder will.
Um dieser Flut unbesprochener Platten entgegen gehen zu können, gibt es seit mittlerweile 3 Jahren den sogenannten "Review-Marathon"! Ein bunt zusammengesammelter Haufen aus Bierschinken-Redakteur*innen und unschuldigen Leuten, die wir von der Straße kidnappen, trifft sich, hört sich gemeinsam Musik an und bespricht den Kram. So gut wie keine Platte wird komplett durchgehört, es zählt immer der erste Eindruck. Überwachungsdrohnen zeichnen unsere Gespräche auf und aus den gesammelten Daten werden dann die Reviews generiert. Das macht immer viel Spaß und am Ende sind alle glücklich, weil sie so viel spannende Musik gemeinsam erleben durften. Einen Bericht unseres ersten Treffens könnt ihr übrigens hier nachlesen.
Tja, und dann? Dann kam die Pandemie und die komplette Bierschinken-Belegschaft wurde ins Home Office geschickt. Wir sind da übrigens Vorreiter, haben wir doch schon seit 20 Jahren Erfahrungen mit Home Office! Aber 2020 mussten wir dann auch unsere Außentermine massiv einschränken. Im Sommer kam es immerhin noch zu einem Review-Marathon: Man durfte sich ja mit bis zu 10 Leuten draußen treffen, also verlagerten wir unseren Arbeitsplatz unter eine wettergeschützte Brücke. Ein Coworking-Space, den wir uns mit ein paar Skatern, Hundebesitzern und bestimmt auch Junkies teilen. So, und nun kommen wir zur großen Herausforderung, das ganze Geschehen komplett ins Home Office zu verfrachten!
Baustein 1 ist eine Videokonferenzsoftware. Nach einigem Hin und Her entschieden wir uns für eine große kommerzielle Datenkrake. Es ist ja schließlich Pandemie und da muss man die Wirtschaft unterstützen, insbesondere die großen Magnate! Weitere Vorteile beim Lufthansa-Chat: Kennt jede*r, hat jede*r und wenn nicht, kann mensch auch ohne Account teilnehmen. Außerdem gibt es lustige Hintergrundbilder!
Aber wie kriegen wir die Musik da rein, wie können wir uns gemeinsam über die Lyric-Sheets beugen und wie können wir lustige Lesungen mit peinlichen Promotexten durchführen? So komplexe und gleichzeitig spezielle Anforderungen konnte uns kein Hersteller bieten, zumindest nichts, das in unserem Budget lag. Die durchschnittlichen monatlichen Werbe-Einnahmen liegen bei etwa 0,00 Euro und an denen bedient sich der Chef auch noch, wenn er zu seinen Luxus-Kreuzfahrten aufbricht. Es bleibt also nur Marke Eigenbau.
Aber wie kriegen wir die Musik da rein, wie können wir uns gemeinsam über die Lyric-Sheets beugen und wie können wir lustige Lesungen mit peinlichen Promotexten durchführen? So komplexe und gleichzeitig spezielle Anforderungen konnte uns kein Hersteller bieten, zumindest nichts, das in unserem Budget lag. Die durchschnittlichen monatlichen Werbe-Einnahmen liegen bei etwa 0,00 Euro und an denen bedient sich der Chef auch noch, wenn er zu seinen Luxus-Kreuzfahrten aufbricht. Es bleibt also nur Marke Eigenbau.
Und damit kommen wir zu Baustein 2: Das "Ding". Es hat keinen Namen. Wir haben Angst, dass, wenn wir ihm einen Namen geben, es sich seiner selbst bewusst wird, eigene Intelligenz entwickelt und uns alle versklavt. Das "Ding" ist eine Browser-App, die alle Teilnehmer*Innen des digitalen Review-Marathons aufrufen und in der alle relevanten Infos zum aktuell zu besprechenden Tonträger zu finden sind. Wir sind ja schließlich ein Kind des 21. Jahrhunderts und als echte Millenials ist Digitalisierung für uns kein Fremdwort! Man überlege sich nur, das Kultusministerium hätte solch ein ausgereiftes Stück Software zu bieten! Dann müssten die Schüler*Innen ihre Mathe-Lösungen nicht mehr per Fax versenden, sondern, naja, könnten gemeinsam schlechte Musik hören. Das ist ein Fortschritt, denke ich.
Hier nochmal das Ganze, wie es auf einem Smartphone aussehen würde. Das "Ding" besteht aus mehreren Elementen.
1. der Player. Ausschließlich der/die Moderator*In hat die Möglichkeit, die Wiedergabe zu starten und zu stoppen, vorzuspulen, den Song zu wechseln oder eine andere Platte auszuwählen. Bei allen anderen Teilnehmer*innen geschieht die Wiedergabe durch Zauberhand (also durch das "Ding"), so dass, sofern das Internet nicht streikt, alle synchron die gleiche Musik hören. Stichwort "Streaming", für die digital natives.
2. die Tracklist. Die Teilnehmer*Innen können auf einem Blick sehen, welche Lieder auf der Scheibe sind. So als würde man sich das Back-Cover einer CD anschauen. Bloß mit dem Unterschied, dass auf Back-Covern meistens obskure Schriftarten verwendet werden, die kein Schwein lesen kann. Womit wir bei Punkt 3 wären!
3. das Artwork. Hier wiederum kann jede/r Teilnehmer*in selbst blättern, zoomen, scrollen, lesen. Artwork, Booklet und der ganze Kram ist halt einfach ein wichtiger Teil der Veröffentlichung, den sollte man bei einer Kritik nicht außen vor lassen (so als Tipp für die Labels, die immer nur billige Pappschuber verschicken). Auch Anschreiben, Pressetexte und weiteres Begleitmaterial ist hier zur Ansicht hinterlegt.
1. der Player. Ausschließlich der/die Moderator*In hat die Möglichkeit, die Wiedergabe zu starten und zu stoppen, vorzuspulen, den Song zu wechseln oder eine andere Platte auszuwählen. Bei allen anderen Teilnehmer*innen geschieht die Wiedergabe durch Zauberhand (also durch das "Ding"), so dass, sofern das Internet nicht streikt, alle synchron die gleiche Musik hören. Stichwort "Streaming", für die digital natives.
2. die Tracklist. Die Teilnehmer*Innen können auf einem Blick sehen, welche Lieder auf der Scheibe sind. So als würde man sich das Back-Cover einer CD anschauen. Bloß mit dem Unterschied, dass auf Back-Covern meistens obskure Schriftarten verwendet werden, die kein Schwein lesen kann. Womit wir bei Punkt 3 wären!
3. das Artwork. Hier wiederum kann jede/r Teilnehmer*in selbst blättern, zoomen, scrollen, lesen. Artwork, Booklet und der ganze Kram ist halt einfach ein wichtiger Teil der Veröffentlichung, den sollte man bei einer Kritik nicht außen vor lassen (so als Tipp für die Labels, die immer nur billige Pappschuber verschicken). Auch Anschreiben, Pressetexte und weiteres Begleitmaterial ist hier zur Ansicht hinterlegt.
Fehlt noch der Austausch!
4. der Chat. Hier tippen wir rein, was wir von der Musik halten, zitieren witzige Sätze aus dem Pressetext, äußern Liedwünsche und verweisen auf externe Recherchen. Das ist dann im Endeffekt auch das, was etwas gekürzt schlussendlich in der Rezension landen wird. Wird im Player ein neuer Song oder eine neue Platte ausgewählt, wird dies auch im Chat geloggt, so dass wir später zweifelsfrei zuordnen können, welcher kritische Satz zu welchem Gitarrensolo geschrieben wurde. Außerdem kann im Chat das sogenannte "Safeword" eingegeben werden, das bewirkt, dass die Musikwiedergabe sofort gestoppt wird. Bei den Präsenz-Marathons wurde dazu immer mit einem Hammer auf die Boxen eingeschlagen, was auf Dauer etwas kostspielig wurde (es war ein teurer Hammer).
4. der Chat. Hier tippen wir rein, was wir von der Musik halten, zitieren witzige Sätze aus dem Pressetext, äußern Liedwünsche und verweisen auf externe Recherchen. Das ist dann im Endeffekt auch das, was etwas gekürzt schlussendlich in der Rezension landen wird. Wird im Player ein neuer Song oder eine neue Platte ausgewählt, wird dies auch im Chat geloggt, so dass wir später zweifelsfrei zuordnen können, welcher kritische Satz zu welchem Gitarrensolo geschrieben wurde. Außerdem kann im Chat das sogenannte "Safeword" eingegeben werden, das bewirkt, dass die Musikwiedergabe sofort gestoppt wird. Bei den Präsenz-Marathons wurde dazu immer mit einem Hammer auf die Boxen eingeschlagen, was auf Dauer etwas kostspielig wurde (es war ein teurer Hammer).
Die Videokonferenzsoftware läuft natürlich parallel dazu auch noch, aber da wird dann eher zwischen den Platten konferiert und sonst die Klappe gehalten, damit wir uns auf die Musik konzentrieren können. Dafür können wir mithören, wenn jemand sein Handy mit zum Klo nimmt oder Nüsschen kaut, oder beides. Oder wir besprechen allgemeine Fragen wie "wollen wir diesen Scheiß überhaupt veröffentlichen?".
Insgesamt haben wir so das meiste, das bisher bei einem Präsenz-Marathon ablief, in die digitale Welt verfrachtet. Nur die Prügeleien fehlen ein wenig.
Insgesamt haben wir so das meiste, das bisher bei einem Präsenz-Marathon ablief, in die digitale Welt verfrachtet. Nur die Prügeleien fehlen ein wenig.
Abschließend hier noch ein Foto von Gerdistan. Mir ist nämlich grad aufgefallen, dass der Konsum von Erfrischungsgetränken bisher gar nicht in diesem Artikel thematisiert wurde.
Wir hoffen, Ihnen hat dieser kleine Ausflug in die mysteriöse Welt hinter die Kulissen der Bierschinken-Geschäftsprozesse gefallen. Für weitere Themen und Anregungen stehe ich selbstverständlich zur Verfügung.
Falls auch Sie an maßgeschneiderten Lösungen zum wirtschaftlichen Überleben in der digitalen Welt interessiert sind, fragen Sie Ihren Enkel, der kennt sich doch auch mit diesem ganzen neuen Kram aus.
PS: Zum Ergebnis des Marathons geht es hier!
Wir hoffen, Ihnen hat dieser kleine Ausflug in die mysteriöse Welt hinter die Kulissen der Bierschinken-Geschäftsprozesse gefallen. Für weitere Themen und Anregungen stehe ich selbstverständlich zur Verfügung.
Falls auch Sie an maßgeschneiderten Lösungen zum wirtschaftlichen Überleben in der digitalen Welt interessiert sind, fragen Sie Ihren Enkel, der kennt sich doch auch mit diesem ganzen neuen Kram aus.
PS: Zum Ergebnis des Marathons geht es hier!